...ich komm´ nur wenn es passt Russula amarissima

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 970 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kuhmaul.

  • Hallo Pilzfreunde,


    es dauerte das letzte mal 6 lange Jahre, letzte Woche erschien R. amarissima "pünktlich wie die Maurer" trotz ungewöhnlichem Wetter nach 1 Jahr erneut. Eine Überraschung mit der ich nicht so bald wieder gerechnet hätte. Ist es die schattige Baumtraufe im hohen Gras mit der enthaltener Restfeuchtigkeit? Ein umsichtiges Umgehen mit diesem doch recht selten erscheinenden Pilz hat bestimmt auch dazu beigetragen ihn zu schonen.

    Deswegen gibt es heute von mir nur ein paar Daten und Bilder vom Fundort aber ohne Mikro´s und SpP


    1) schattige Traufe Laubwaldrand, hohes Gras, im Hintergrund eine Eiche, wie immer die gleiche Stelle


    2) von den Schnecken zerfressen, aber bestimmt weniger kontraproduktiv wie der Mensch


    3) wer den Kibby hat, wird sofort die ockerfarbene Lamellenverfärbung wieder erkennen


    4) sehr stämmiger über 2,5cm und harter Stiel der rosa-violett überhaucht ist, Rinde und Trama am Exsikkat ockergelb verfärbend


    5) Hutoberfläche rötlich-violett-braun, matt, teils wie bereift


    6) Huthaut nur sehr kurz abziehbar, unterhalb rötlich-violett, links unten am Bruchstück sieht man die rötlich überlaufenen Lamellenschneiden (manchmal komplett)


    7) die ockerfarben verfärbende Lamellen (kein Matsch!) wie der leicht-bitter bis sehr-bittere Geschmack sind für mich schon ein Erkennungszeichen.


    Makrodaten:

    R24-008 amarissima, Bitterer Zinnobertäubling

    29.07.2024 - 12:32

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    Eingestufte Art evtl: amarissima

    Anz. Exemplare: 1

    Hutgrösse cm: 5,5

    Evtl. mögl. Baumpartner: Eiche

    Auffälliges Merkmal: Standort wie immer, bitter, teils braune Lamellen, hart


    GESCHMACK, sofort, bitter,

    SPORENPULVER, IIa, (letzte Funde)

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    Makro Fund:

    FUNDORT, bei Laubbaum, Waldrand, Grünfläche/Wiese, Gras, Laubschicht, feucht, 400 - 800 m,

    BÄUME 10m UMKREIS, Buche (Fagus), Eiche (Quercus), Ahorn (Acer),

    EXEMPLARE, mittel, einzeln,

    HUT GRÖSSE, 5 - 10 cm,

    HUT FARBE, rosa/rot, gelb/orange-gelb, violett/purpur, bräunlich/braun, gefleckt,

    HUT OBERFLÄCHE, matt, samtig, felderig/rissig,

    HUT RAND, glatt - nicht gerieft, leicht gerieft,

    PEELING, 1/3 maximal,

    UNTER HUTHAUT, violettlich,

    LAMELLEN, spröde, weiss bis creme, beige bis hellocker,

    SCHNEIDE, rot, violett, braun,

    STIEL OBERFLÄCHE, rötlich/rosa, violettlich/purpur, weisslich/creme, behaucht, runzelig/geriffelt,

    STIEL ZUSTAND, relativ lang, dick über 2cm, hart, voll, teils hohl,

    STIEL VERFÄRBUNG, ins ocker-gelbe,

    GERUCH, neutral, Brot

    GESCHMACK, sofort, bitter,


    Danke für die Aufmerksamkeit

    claus

  • Lieber Claus


    Danke herzlich fürs Zeigen des seltenen R. amarissima.

    Diesen zudem noch so präzise von R. lepida zu unterscheiden erscheint mir wirklich eine riesengrosse Kunst.


    Vielen lieben Dank dafür und beste Grüsse

    Corinne

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben. Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Hallo Claus,


    Danke für die schöne Vorstellung dieser seltenen Art. Interessant finde ich zudem, dass der in der Literatur beschriebene, kreidig ausgeblasste Hutrand kein konstantes Merkmal zu sein scheint.


    VG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo, danke für die Resonanz,


    das mit dem kreidig ausgeblassten Hut höre und lese ich jetzt zum ersten mal. Das ist mir bei meinen vier Aufsammlungen bisher bewusst nicht aufgefallen, obwohl ich sagen muss, dass der Hutrand von R. amarissima am Hutrand öfters stärker sichtbar bereift ist als der übrige Hut selbst. Vielleicht kommt der Ausdruck daher.


    Bisher habe ich bei meinen 11 Funden von R. lepida noch keine solche Hutfarbe gehabt, die so ins samtig-rötlich-purpurfarben geht wie bei R. amarissima. Bemerkenswert ist auch, dass bei allen vier Aufsammlungen die Lamellen spätestens am nächsten Tag ocker-bräunlich wie auf dem folgenden Bild von Kibby waren ohne matschig zu sein.


    8)


    Auch färbt die Stielrinde (bei Bruch) sowie das Stielfleisch mit der Zeit ockergelb, ein Merkmal auf das man bei R. lepida vielleicht vergeblich wartet. Meine Guajak-Excel-Statistik ergibt bei R. amarissima durchweg *** / ***, bei R. lepida grossteils ** / ** aber auch vereinzelt *** / *** sowie 0 / 0. Mikroskopisch vermag ich die zwei Konkurrenten nicht auseinander zu halten.


    Einen Trost habe ich, mein Erstfund von 2017 ist von Paplo Alvarado zu 100% bestätigt.


    Grüsse

    claus

    Einmal editiert, zuletzt von kuhmaul () aus folgendem Grund: Paplo Alvaredo - > Paplo Alvarado

  • Hallo Claus,


    ich zweifle nicht an deiner Bestimmung. Vielleicht hatte ich das auch bei R.rubra gelesen und verwechselt.

    VG Thiemo

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  • Hallo Claus,


    vielen Dank für die Vorstellung dieser seltenen Art. Ist der bittere bis sehr bittere Geschmack ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Gattung/Sektion? Wenn ich mal einen Täubling verkoste, kenne ich nur mild, scharf bzw. "kratzend". Einen bitteren Täubling hatte ich noch nicht. Wie deutlich ist dieser bittere Geschmack? So stark wie beim Gallenröhrling oder eher dezent wie beim WuBi ?


    Gruß,


    Frank

  • Hallo Frank,


    eine schwierige Frage, deshalb zuerst...

    Haftungsausschluss: Ich spreche hier bei Geschmacksproben nur von sicher erkannten Täublingen, nicht von sonstigen Pilzen!


    Das Bittere ist kein Alleinstellungsmerkmal einer Gattung, tritt aber mal mehr oder weniger schon bei manchen intakten Täublingen zusätzlich auf.

    Bestes Beispiel wäre R. amara(caerulea) dessen Huthaut fast immer bitterlich/bitter schmeckt, da schmeckt man kein mild/scharf nebenbei.

    So ist es mit R. amarissima auch, dessen Huthaut schmeckt auch "nur" bitterlich oder auch mal stärker bitter, da ist auch kein mild/scharf dabei.

    Richtung Gallenröhrlinggeschmack kommt im Extremfall aber schon hin, 2 von 4 R. amarissima waren stark bitter mit 20min Nachwirkung.


    LG

    claus

  • Hallo Claus!


    Danke für die prompte Antwort. Ich habe mich da etwas missverständlich ausgedrückt, meinte damit ob nur diese Art bei den Täublingen so bitter schmeckt. Prompt fällt mir noch der Ockertäubling ein, der manchmal schwach bitter schmecken soll. Da das bei dieser Art aber nicht sonderlich ausgeprägt ist und öfters auch mal fehlt, kann man das schlecht als Bestimmungskriterium verwenden.


    Da wäre ein markant bitterer Geschmack, der bei keinem anderen Täubling in dieser Ausprägung vorhanden ist, ein gutes Merkmal für eine Identifikation ohne Mikroskop und Chemie.


    Interessant und wichtig ist wohl auch, dass man alle Fruchtkörperteile probiert? Fleisch, Huthaut und Lamellen können ja anscheinend unterschiedlichen Geschmack haben.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo Frank,


    Da wäre ein markant bitterer Geschmack, der bei keinem anderen Täubling in dieser Ausprägung vorhanden ist, ein gutes Merkmal für eine Identifikation ohne Mikroskop und Chemie.

    ich würde mich auf dieses "markant bitter" nicht festlegen, weil wie aus eigener Erfahrung eine Fehlbestimmung vorprogrammiert ist.

    Das Wichtigste ist eine saubere makroskopische Aufnahme aller Merkmale die ein Täubling eben hat incl. Baumpartner und evtl. Chemie.

    Dies ist die Vorraussetzung um zu Schlüsseln. Der Geschmack vom Pilz mit dem Sporenpulver und dem Baumpartner dürften das Wichtigste überhaupt sein. Ich entnehme für die Geschmacksprobe ein Stückchen Hut incl. Lamellenfragmente. Eine Stielprobe ist unangebracht.


    Das Kriterium bei R. amarissima - bitterer Zinnobertäubling ist ihr Zwillingspartner R. lepida - harter Zinnobertäubling mit den gleichen makroskopischen Merkmalen. Weiter oben wies ich auf diese ockergelbe, andere sagen "safrangelbe" was es bestimmt besser trifft hin, mit dem sich das Fleisch und die Stielrinde von R. amarissima nach Zeit verfärbt. Diese Art Verfärbung auch der oben gezeigten Lamellen ist mir bei R. lepida noch nie unterkommen.


    Meiner Meinung nach erlaubt diese Verfärbung alleine eine Unterscheidung dieser zwei Arten auf makroskopischer Ebene, nicht die viel beschriebene Bitterlichkeit von R. amarissima.


    LG

    claus

  • Hallo zusammen,

    bei meinen Kollektionen von R. amarissima war der Geschmack einmal spontan extrem stark bitter und einmal erst nach lurzem kauen etwas bitter. Das Merkmal alleine ist also keinesfalls zuverlässig, wie Claus schon schrieb. Auffallend war, dass die Lamellenschneiden partiell rot gefärbt waren, teilweise deutlich, teilweise erst unter der Lupe sichtbar. Auf diese Merkmal hat auch Einhellinger schon hingewiesen.

    LG Karl

  • Auffallend war, dass die Lamellenschneiden partiell rot gefärbt waren, teilweise deutlich, teilweise erst unter der Lupe sichtbar. Auf diese Merkmal hat auch Einhellinger schon hingewiesen.

    Danke lieber Karl für deine eingebrachten Erfahrungen.


    Tatsächlich steht bei EINHELLINGER S.313 für R. amarissima "Lamellenschneiden oft rot", bei R. lepida darüber dagegen nichts.

    Nach Überprüfung jetzt all meiner Fundfotos/Notierungen von R. lepida muss ich sagen, dass auch dieser rote Lamellenschneiden haben kann... dann allerdings immer nur am äussersten Rand vom Hut und nicht über die ganze Lamellenschneide wie es R. amarissima hat/haben kann.

    Das war mir die ganze Zeit nicht bewusst und nicht aufgefallen. Wer liest schon einen Schlüssel bei einer R. lepida?


    Das dürfte mit ein weiterses gutes Unterscheidungsmerkmal in Verbindung mit der "safrangelben Verfärbung" von R. amarissima sein.

    Deinen Hinweis werde ich bei einem Neufund bei beiden Arten verstärkt beachten.


    Danke dir dafür und LG

    claus