Wiese 2024 - 1

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 971 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kruenta.

  • Moin, seit wenigen Tagen zeigen sich erste Wiesenpilze auf der Mähwiese, teils +/- bekannte, die in den letzten Jahren schon an den gleichen Stellen zu sehen waren (und die ich im Forum gezeigt hatte).


    1) eine Entoloma, die in einer kleinen "Kuhle", wie sie entsteht, wenn Fuchs nach Regenwürmern, Larven & Co. buddelt, schattig wächst

    Hut bis 2 cm, faserig, mittig eingedellt und etwas dunkler, braun mit leichtem Blauschimmer. Stiel ca. 4 cm, grau, allenfalls in Hutnähe mit etwas Blautönen, unten weißer Belag, hohl nur unmittelbar am Hut. Auffallend viele Zwischenlamellen, Lamellen frei. Sporen 8-9*6-7 µm. Basidien 4 sporig, ca. 40 µm lang. HDS mit scharz/braun pigmentierten. Der gehört wohl zu Leptonia - mit dem Schlüssel von 2014 für die Leptonien komme ich aber zu keinem Ergebnis.

    2 Tage später (heute) wirkt der Hut der verbliebenen Exemplare stärker bläulich



    2) unweit eine beige-graue, geschuppte Entoloma, wohl griseocyaneum.

    Hut bis 4 cm, braun beschuppt, Stiel bis 6 cm, ohne Blautöne, hohl über die ganze Länge. Sporen 8-9*6-7 µm.

    3) grellgelbe, ausblassende, spitze Hygrocybe, wohl acutoconica

    variabel in der Größe, gesellig, 30+ in einem m2






    4) heute erst gefunden, eine weiße Koralle, die in trauter Eintracht mit Nr. 1) in der "Kuhle" wächst, bisher noch kein Beleg mtgenommen


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,

    schön, dass es bei Dir losgeht. Die Wiesenpilzchen mag Ich ja besonders gern. Leider kann ich zur Bestimmung nix beitragen. Danke fürs Zeigen.

    Grüßle, Hilmi

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 - 10 (APR 24)- 1 (legaler Bestechungsversuch im Vorfeld des APR zugunsten GI)= 41 + 21 (Thorwulf Spende)= 62 + 38 (Hannes2 Spende) = 100 PC :gbravo:

  • Hallo allerseits,

    zu Nr.4) habe ich einen Arbeitstitel, der da lautet Tremellodendropsis tuberosa und zum Beispiel hier (Tremellodendropsis tuberosa) gezeigt wurde. Weitere Bilder dazu

    Mikroskopisch habe ich nicht viel gesehen, der dürfte noch nicht reif sein.

    zu Nr. 1) muss ich einiges revidieren. Also zunächst gehört der wohl mittlerweile zu subg. Cyanula, und dann ist der Hut nicht bläulich, sondern braun, der Blaustich kommt da immer durch die Reflexionen vom klaren Himmel rein und der Fotoapparat möchte zudem automatisch mehr Blau haben ...

    Weiter vermutlich in sect. Cyanula - Brandrud et al. 2023 (Entoloma subg. Cyanula in Norwegen) enthält leider keinen Schlüssel

    Lamellenkanten fertil, keine Cheilozystiden (jedenfalls keine, die sich von den Basidien unterscheiden), keine Schnallen, Pigment in der HDS intrazellulär, Sporen 8-10*6-7 µm. Damit kann man immerhin schon einige Arten ausschließen.

    Lamellenkante rechts

    mittig in Lamelle

    HDS

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,

    makroskopisch würde E. porphyrogriseum zu deiner Nummer 1 passen. Die ist hier standorttreu und wächst genau da, wo auch E. Griseocyanea steht. Vergleiche mal:


    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia, danke für den Vorschlag.


    E. porphyrogriseum hatte ich zwischenzeitlich schon als Arbeitsname erwogen und makroskopisch scheint der ja gut zu passen, aber die dänische Seite schreibt

    "med små sporer og en steril æg med tenformede cystider" svampe.databasen.org was etwa "kleine Sporen, sterile Lamellenkante und spindelförmige Zystiden" heißt. Während mir bei der "sterilen Lamellenkante" noch nicht ganz klar ist, wie das gemeint ist, aber wohl "ohne Basidien und folglich ohne Sporen", habe ich spindelförmige Zystiden nicht gesehen.


    Ein Zitat aus Brandrud et al. 2023

    "With more than 1000 collections sequence-verified, it is tempting to think that we now have documented most of the Cyanula species

    truly occurring in Norway. However, we still find new species to Norway and new to science almost every year, and we still find species in

    new regions and in new habitats, so it is too preliminary to draw firm conclusions about the true number of species and their ecology and distribution."


    spricht wohl dafür, dass da mit den Arten noch Raum nach oben ist. Aber E. porphyrgriseum agg. mag wohl als Arbeitsname geeignet sein.


    Da ich vorhabe, in diesem Jahr die CHEGD von dieser einen Wiese zu dokumentieren, kann es sein, dass ich zum Ende des Jahres was sequenzieren lasse - falls ich nicht unterwegs die Lust verliere ...


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd, zumindest das abgebildete Exemplar ist mikroskopiert und sequenziert worden und wurde als einer von vielen Wiesenpilzen im Boletus veröffentlicht. Ich glaube mich zu erinnern, dass das diese Art erst kürzlich von Nordeloos entsprechend eingeordnet wurde.

    Ich finde. Dass sie makroskopisch recht gut ansprechbar ist, wenn man Fruchtkörper in allen Altersstadien hat.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Karl, danke für die Erläuterung. Sowas habe ich in der Tat nicht gesehen und wenn die von der Größe her ähnlich bei bei serratula sind, dann müsste man das ja schon mit Makrofotos sehen.

    Heute habe ich noch Sporenpulver aus dem Abwurf angeschaut und eine stark gequetschte Lamellenkante in Kongorot - es gibt da schon vereinzelt abweichend aussehende Zellen, aber nicht so wie auf Karls Fotos.

    nach Ausmessen der Extremwerte bin ich dann bei (7) 8-10 (11) [oben links im Bild die ganz lange Spore] * 5-6 (7) µm


    ich hab die Bilder mal mit Buchstaben versehen, falls jemand dazu kommentieren möchte

    a)

    b)

    c) gelegentlich septiert

    d)

    e) blasenförmige Zystide

    f) gesellig mit Basidien

    g) vereinzelt gibt es solch langen, schlanken (~4-5 µm) Strukturen mit eingeschlossenen Tropfen/Blasen

    h)

    Ich muss damit zwar meine Aussage, dass es keine Zystiden gibt, revidieren. Aber sie sind nicht so, wie es bei porphyrogriseum sein sollte.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd

    Bild a kommt meiner Vorstellng von Zystiden schon sehr nah. Ich kann mir nicht Vorstellen, dass das Hyphenenden der Lamellentrama sein sollen

    wenn Du einen hauchdünnen Schnitt von der Lamellenschneide machst, nicht sofort zu stark quetschen sondern die Schneide mit dem Objektschlitten abfahren. Wenn Du die Schnede zusammenhängend siehst, ist die Beurteilung einfacher

    ohne Zystiden, Basidien 4-sporig, hier Entoloma clandestinum



    ohne Zystiden , Basidien 2-sporig, hier Entoloma cetratum


    Schneide steril, hier Entoloma chalybaeum



    Lamellenschneide steril, hier Entoloma caesiocinctum


    Dann treten auch die oft störenden leptonoiden Körnchen nicht so stark aus. Erst dann stärker quetschen um zu sehen, wie die genaue Form und Größe der Zystiden ist und ob Septen vorhanden sind. Bei reifen Frk. ist die Beobachtung durch Sporenmassen oft erschwert, deshalb lieber zuerst junge Frk. untersuchen oder eine Lamelle in Wasser "baden" und etwas hin- und herbewegen und dann erst die Schneide dünn abtrennen.

    LG Karl

  • Hallo Karl, vielen Dank für deine Erläuterungen und die Beispielbilder.


    So wie beschrieben bin ich vorgegangen, zunächst einen dünnen (ob das den Anforderungen eines erfahrenen Mikroskopieres an "hauchdünn" darf natürlich in Frage gestellt werden) Schnitt von der Lamellenkante gemacht und diesen nur leicht angedrückt und zur Übersicht angesehen (allerdings ohne Fotos) und dann nach kräftigem Quetschen die Einzelheiten angesehen. Also solche reinen, sterilen Bestände an Zystiden hatte ich da nirgends gesehen. Aktuell sind keine jungen Exemplare mehr da, aber ich gehe davon aus, dass der nochmal einen Schub im Herbst haben wird.


    LG, Bernd

  • So wie beschrieben bin ich vorgegangen, zunächst einen dünnen (ob das den Anforderungen eines erfahrenen Mikroskopieres an "hauchdünn" darf natürlich in Frage gestellt werden)


    Hallo Bernd,

    die Fotos von der ungequetschten Schneide mache ich natürlich auch nicht immer. Die sind aus meinem Archiv.

    Hier noch ein Bild eines "hauchdünnen" Schnittes von vor mehr als 10 Jahren. Heute nenne ich sowas einen Balken :D und versuche auf max. 1/3 der Breite zu gehen. Ich mache allerdings auch alle Schnitte unter einer Stereolupe.

  • Hallo allerseits, zu Nr. 4 habe ich weitere Belege geholt. Die sind jetzt schon deutlich am Altern mit rotbraunen Spitzen. Insgesamt mit unter 20 mm Höhe kleiner als in der Literatur genannt.

    Die spezifisch geformten Basidien habe ich nicht gefunden, aber beim zweiten Anlauf wenigstens Sporen, mit 11-13*5 µm etwas kleiner als in der Literatur genannt. Etwas asymmetrisch, wie von Schild in den Pilzbriefen für var. helvella (https://wwwuser.gwdguser.de/~rjahn/Pilzbriefe/PB_Bd_8_14.pdf) gezeigt, sowohl mit Blasen als auch feinpunktiert.

    Alles in allem ganz gut zu Tremellodendropsis cf. tuberosa passend.


    LG, Bernd