Traue keinem Wetterbericht!

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 423 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo!


    Vergangenes Wochenende wollte ich am sommerlichen Mummelsee nach den Flechten schauen und fuhr gen Süden.

    Bei meinem letzten Besuch Ende Mai war von den Flechten nicht sehr viel zu erkennen, da Schnee und gefrierender Nebel alles - zugegebenermaßen sehr fotogen - überdeckten.

    Im Rheintal auf Höhe des Ziels angekommen musste ich erkennen, dass sich das Bergwetter nicht an die Wettervorhersage halten wollte.

    Die Wolken hingen tief und die Berge waren ab halber Höhe in dichten Nebel gehüllt.

    Bild 1a Blick über den Mummelsee zur Hornisgrinde Anfang Mai, vor dem Wintereinbruch Ende Mai


    Bei Sichtweiten von knapp 20m habe ich trotz Schleichfahrt den Zielparkplatz direkt neben der Straße nur mithilfe des Navis finden können, ich wäre fast daran vorbeigefahren!

    Den Mummelsee habe ich also gefunden, aber an diesem Tag nichts davon gesehen:

    Bild 1b Blick über den Mummelsee zur Hornisgrinde letztes Wochenende (gleiche Stelle, gleiche Blickrichtung wie Bild 1a)


    Aber das hält uns ja nicht auf!

    Das Berghotel direkt neben der Straße und der Weg daneben bergauf muss per GPS gefunden werden.

    Auf dem Schotterweg geht es hoch, der Nebel dämpft das Licht, der Wegrand ist aber erkennbar.

    Bild 2 Bergauf geht es


    Den Flechten scheint das Wetter zu gefallen, sie erstrahlen in kräftigem Grün:

    Bild 3 Cladonien am Wegesrand


    Bild 4 Die Spinnen sind über das Wetter wohl weniger erfreut. Die Mahlzeit lässt bei kühlen 16°C auf sich warten, die Fallen sind enttarnt.


    Bild 5 Rotfrüchige Cladonia digitata-Becher mit runden, unterseits sorediösen Grundschuppen und C. macilenta-Säulen nebeneinander auf morschem Holz.


    Bild 6 Weiter oben im Nebelwald wird die Sicht besser, da der Nebel von der Vegetation aus der Luft gekämmt wird.


    Bild 7 Die Baumstämme triefen vom Tau.


    Bild 8 Der Weg wird enger und die Hose ist schnell bis zur Hüfte durchweicht.

    Ich möchte die Flechten auf der Blockhalde kontrollieren, was zuletzt nicht ging, da sie vom Schnee bedeckt waren.


    Bild 9 Baeomyces rufus mit Tau auf der Linse fotografiert, erschwerte Bedingungen!


    Bild 10 Das Waschküchenwetter hat seinen Reiz, wenn es nur nicht ganz so nass wäre...


    Bild 11 Erika, Preiselbeeren, Blaubeeren, ...


    Bild 12 Endlich da - und natürlich setzt der Regen ein.


    Bild 13 Die Nabelflechten sind noch ganz gut erkennbar.

    Die meisten Krustenflechten sind zu durchweichtem, ununterscheidbarem Brei aufgequollen.


    Bild 14 Zumindest die Landkartenflechtenlager heben sich vom Rest deutlich ab.


    Bild 15 Vermutlich Rhizocarpon lecanorinum mit typisch sichelförmigen, hellgelben Areolen um die schwarzen Apothecien

    Dazwischen eine weitere, intensiver gelbe Rhizocarpon (cf. geographicum) mit Apothecien zwischen den Areolen.


    Bild 16 Schnürlesregen und die Laune gelangt auf den Tiefpunkt...

    Warum meine Regenjacke "Regen"jacke heißt, erschließt sich mit nicht.

    Mittlerweile bin oben wie unten ich bis auf die Haut nass.


    Auf dem Rückweg zum Auto habe ich kaum mehr ein Auge für Details.

    Bild 17 Pseudevernia furfuracea mit stiftförmigen Isidien


    Bild 18 Eine letzte Cladonia mit einer riesigen Schüssel, die ich als C. chlorophaea einordnen würde.


    Bild 19 Ab nach Hause!


    Auf dem Rückweg nach Hause kommt einige Kilometer weiter nörlich die Sonne raus.

    Ein Zwischenstopp zum Durchtrocknen und bisschen Gucken:

    Bild 20 Mooriges Gelände im Nordschwarzwald in der Nähe von Calw


    Bild 21 Kräftig gelbe Flechte auf Kiefernborke direkt am Wegesrand - eine Chrysothrix candelaris, die sehe ich sonst nicht oft.


    Bild 22 Eine feinmehlige Cladonia cenotea auf Birkenborke mit nach innen gerollten Becherrändern.

    Ihre Becher haben keine Böden, sind also trichterartig und hohl, und sie sprossen fingerartig am Rand.


    Hier im Naturschutzgebiet dürfen die Wege natürlich nicht verlassen werden.

    Direkt am Wegrand gibt es leider nicht sehr viel zu beobachten, aber zum Durchtrocknen hat der Stopp gereicht.

    Nun hoffe ich für den nächsten Besuch auf besseres Wetter! ==Gnolm21


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    so eine urige Landschaft in diesem Nebel und diesigem Licht – das hat doch was!


    Das erinnert mich an so einige Aufstiege auf den Schneeberg, Nußhardt und Ochsenkopf in Franken.



    Viele Grüße,

    Steffen

  • Hallo,

    durch die Nebel von Avolon, Mummelsee. Das hat doch was - eine schöne, wenn auch nasse Tour zeigst Du uns da.

    Fast schon mystische Bilder, warst Du alleine? Ein Wunder, dass nicht Arthurs Schwert, verborgen im Stein, Deine Würdigkeit herausforderte :)

    Egal, ob Du ein wenig feucht wurdest, so schöne Funde - das hat sich gelohnt.

    Und danke, das Du uns mitgenommen hast! Ich finde Deine Tour richtig toll!

    Grüßle Hilmi

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

  • Hallo Hilmi,


    ich war natürlich slleine unterwegs. Wer sonst ist schon so spinnert, außer den Leuten hier im Forum vielleicht.

    Daher der Plural in "Das hält uns nicht auf ".

    Ich muss dich etwas korrigieren: ich wurde nicht etwas feucht, sondern klatschnass, und das trotz "Regen"jacke. Der "wasserfeste" Rucksack war ebenfalls durchweicht. Ich hatte großes Glück, dass die Kamera alles unbeschadet überstanden hat.

    Heute wurde ein Regenponcho bestellt, Donnerwetter!

    Trotzdem war es ein schönes Erlebnis, klar!


    Vielleicht war das Schwert ja da? Ich hätte sowieso gar nichts davon gesehen...


    LG, Martin

  • Hallo Martin, da siehste mal wieder: nur die Harten komm‘ in‘ Garten. Die Nebellandschaft hat was, nur für deine Zwecke gab es wohl zu viel davon. Trotzdem, hier vom Garten aus im Trocknen ist das eine sehr erbauliche Beschreibung. Danke dafür!

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Martin


    Also, wen ich an unsere Brandenburger Kiefernplantagen denke, werde ich richtig neidisch. Ein schönes Fleckchen Erde ist das, wo du da wohnst.

    Aber paar schöne Ecken gibt´s bei uns auch. ;)


    Grüße aus dem Barnim

  • Hallo!


    Ja, der Schwarzwald ist großartig!


    Aber es gibt so viele wundervolle Orte, die meist gar nicht weit entfernt liegen.

    Und wenn wir unsere Lupe auspacken, um wieviel mal größer wird diese wunderbare Welt dann noch!

    Ein Moospolster ist ein Wald, eine Pfütze wird ein Meer, ein morscher Stubben gleicht einem bewaldeten Gebirgsrücken.

    Und ich, ich werde wieder ein kleiner, staunender Junge. ==Gnolm11


    LG, Martin