Hallo!
Vergangenes Wochenende wollte ich am sommerlichen Mummelsee nach den Flechten schauen und fuhr gen Süden.
Bei meinem letzten Besuch Ende Mai war von den Flechten nicht sehr viel zu erkennen, da Schnee und gefrierender Nebel alles - zugegebenermaßen sehr fotogen - überdeckten.
Im Rheintal auf Höhe des Ziels angekommen musste ich erkennen, dass sich das Bergwetter nicht an die Wettervorhersage halten wollte.
Die Wolken hingen tief und die Berge waren ab halber Höhe in dichten Nebel gehüllt.
Bild 1a Blick über den Mummelsee zur Hornisgrinde Anfang Mai, vor dem Wintereinbruch Ende Mai
Bei Sichtweiten von knapp 20m habe ich trotz Schleichfahrt den Zielparkplatz direkt neben der Straße nur mithilfe des Navis finden können, ich wäre fast daran vorbeigefahren!
Den Mummelsee habe ich also gefunden, aber an diesem Tag nichts davon gesehen:
Bild 1b Blick über den Mummelsee zur Hornisgrinde letztes Wochenende (gleiche Stelle, gleiche Blickrichtung wie Bild 1a)
Aber das hält uns ja nicht auf!
Das Berghotel direkt neben der Straße und der Weg daneben bergauf muss per GPS gefunden werden.
Auf dem Schotterweg geht es hoch, der Nebel dämpft das Licht, der Wegrand ist aber erkennbar.
Bild 2 Bergauf geht es
Den Flechten scheint das Wetter zu gefallen, sie erstrahlen in kräftigem Grün:
Bild 3 Cladonien am Wegesrand
Bild 4 Die Spinnen sind über das Wetter wohl weniger erfreut. Die Mahlzeit lässt bei kühlen 16°C auf sich warten, die Fallen sind enttarnt.
Bild 5 Rotfrüchige Cladonia digitata-Becher mit runden, unterseits sorediösen Grundschuppen und C. macilenta-Säulen nebeneinander auf morschem Holz.
Bild 6 Weiter oben im Nebelwald wird die Sicht besser, da der Nebel von der Vegetation aus der Luft gekämmt wird.
Bild 7 Die Baumstämme triefen vom Tau.
Bild 8 Der Weg wird enger und die Hose ist schnell bis zur Hüfte durchweicht.
Ich möchte die Flechten auf der Blockhalde kontrollieren, was zuletzt nicht ging, da sie vom Schnee bedeckt waren.
Bild 9 Baeomyces rufus mit Tau auf der Linse fotografiert, erschwerte Bedingungen!
Bild 10 Das Waschküchenwetter hat seinen Reiz, wenn es nur nicht ganz so nass wäre...
Bild 11 Erika, Preiselbeeren, Blaubeeren, ...
Bild 12 Endlich da - und natürlich setzt der Regen ein.
Bild 13 Die Nabelflechten sind noch ganz gut erkennbar.
Die meisten Krustenflechten sind zu durchweichtem, ununterscheidbarem Brei aufgequollen.
Bild 14 Zumindest die Landkartenflechtenlager heben sich vom Rest deutlich ab.
Bild 15 Vermutlich Rhizocarpon lecanorinum mit typisch sichelförmigen, hellgelben Areolen um die schwarzen Apothecien
Dazwischen eine weitere, intensiver gelbe Rhizocarpon (cf. geographicum) mit Apothecien zwischen den Areolen.
Bild 16 Schnürlesregen und die Laune gelangt auf den Tiefpunkt...
Warum meine Regenjacke "Regen"jacke heißt, erschließt sich mit nicht.
Mittlerweile bin oben wie unten ich bis auf die Haut nass.
Auf dem Rückweg zum Auto habe ich kaum mehr ein Auge für Details.
Bild 17 Pseudevernia furfuracea mit stiftförmigen Isidien
Bild 18 Eine letzte Cladonia mit einer riesigen Schüssel, die ich als C. chlorophaea einordnen würde.
Bild 19 Ab nach Hause!
Auf dem Rückweg nach Hause kommt einige Kilometer weiter nörlich die Sonne raus.
Ein Zwischenstopp zum Durchtrocknen und bisschen Gucken:
Bild 20 Mooriges Gelände im Nordschwarzwald in der Nähe von Calw
Bild 21 Kräftig gelbe Flechte auf Kiefernborke direkt am Wegesrand - eine Chrysothrix candelaris, die sehe ich sonst nicht oft.
Bild 22 Eine feinmehlige Cladonia cenotea auf Birkenborke mit nach innen gerollten Becherrändern.
Ihre Becher haben keine Böden, sind also trichterartig und hohl, und sie sprossen fingerartig am Rand.
Hier im Naturschutzgebiet dürfen die Wege natürlich nicht verlassen werden.
Direkt am Wegrand gibt es leider nicht sehr viel zu beobachten, aber zum Durchtrocknen hat der Stopp gereicht.
Nun hoffe ich für den nächsten Besuch auf besseres Wetter!
LG, Martin