Parkrunde

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 764 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von frank2507.

  • Heyho,


    viel Zeit hatte ich bisher nicht, um den Pilzen auf die Pelle zu rücken. Aber am Wochenende habe ich zumindest mal eine kleine Parkrunde unternommen.


    1. Die Filzröhrlinge halten sich sehr zurück momentan, warum auch immer. Das Einzelexemplar von H. rubellus war noch am ansehnlichsten.


    2. Eíne an der Trockenheit leidende Ziegenlippe mühte sich noch hervor. Auf dem Rückweg war die von den Parksammlern auch schon weggesammelt.


    3. Ein paar Mehlräslinge gab's noch - Clitopilus prunulus s.l.



    4. Aspektbildend hingegen die Wurzelnden Bitterröhrlinge, die wieder zu Hunderten rumstehen. Denen macht die Hitze nicht viel aus.



    Einige Tierchen scheinen den ach nicht zu verschmähen - gut für sie - es gibt ja genug davon hier.



    5. Der zweite Massenpilz, der zu Hunderten rumsteht ist Amanita franchetii. Normale Perlpilze gab es hingegen gestern gar keine. Das Vergleichsbild ist von vor ein paar Wochen:



    Wer behauptet, dass nur der Perlpilz in Sektion Validae Rottöne zeigen darf, kennt A. franchetii nicht. :whistling:






    6. Neoboletus cf. xanthopus steht jedes Jahr im Park. Die Sequenzierung hat leider nicht geklappt, aber Sporenmaße und Habitat sprechen dafür. Den echten Flockenstieligen Hexenröhrling gibt es in dem Park meiner Meinung nach gar nicht. Vielleicht schicke ich im Winter nochmal ein anderes Exemplar ein - bis dahin halt weiterhin mit cf.



    7. Chalciporus rubinus hat ein gutes Jahr - und wächst mit Vorliebe verbandelt mit den Neoboleten. Gerne auch direkt nebendran.



    Leider werden auch die von den Speisepilzsammlern gerne gerüpft - die beiden hier waren schon umgelegt.


    8. Ein einsamer Hainbuchenröhrling im Gras.



    9. Suillellus luridus - wie fast immer bei Linde:



    10. Boletus reticulatus ist hier, aus mir unerfindlichen Gründen, ziemlich selten. Im Park kenne ich nur einen einzigen Standort - unter einer Linde.




    11. Und zum Abschluss dann noch das Highlight, dessen Fund ich aber nicht für mich beanspruchen kann. Ein weiterer Pilzverrückter schickte mir Fotos von einem ihm unbekannten Röhrling. Ich sagte ihm er solle den aufheben und ein Exsikkat machen!




    Auf der Nachsuche fand sich dann noch der Baby-Nachwuchs von Rubroboletus legaliae (LeGals Purpurröhrling). In dem Alter noch ohne die typischen Rosatöne, die das ältere Exemplar zeigte. Schnittbild passte auch.

    Gewachsen unter Eiche und Hainbuche. Für Sachsen erst der dritte Fund der Art und es zeigt, dass auch eigentlich gut kartierte Gebiete immer noch für eine Überraschung gut sein können.


    Da bereits Schnittbilder und ein Exsikkat gemacht wurden, blieb der Nachwuchs natürlich stehen. Dem Druck der Parksammler hielt er aber keine weitere Stunde mehr stand - auf dem Rückweg hatte ihn das gleiche Schicksal wie die Ziegenlippe ereilt. ==7 Parkboleten werden halt selten alt...


    Das war's auch schon. In 2 Wochen geht's dann erstmal nach Tschechien - ich hoffe, dass es auch da das ein oder andere hübsche Motiv geben wird.


    LG,

    Schupfi

  • Hallo Schupfi,


    ich muss unbedingt einmal zu Dir kommen. R. legaliae fehlt mir noch in der Sammlung und meine Suche nach R. rhodoxanthus im "Neidpark" scheint ja wieder einmal ins Leere zu laufen. An Chalciporus rubinus bin ich auch sehr interessiert.


    Wann hättest Du einmal Zeit?

    Wer behauptet, dass nur der Perlpilz in Sektion Validae Rottöne zeigen darf, kennt A. franchetii nicht

    Da hast Du recht obwohl ich die Farbe eher als bräunlich bezeichne. Die WuBis auf deren ersten Bild haben aber eine gewaltig starke Netzzeichnung. Das habe ich so noch nie gesehen.


    Danke für das Zeigen deiner sehr schönen Funde.


    VG Jörg

  • 11. Und zum Abschluss dann noch das Highlight, dessen Fund ich aber nicht für mich beanspruchen kann. Ein weiterer Pilzverrückter schickte mir Fotos von einem ihm unbekannten Röhrling. Ich sagte ihm er solle den aufheben und ein Exsikkat machen!

    Hallo Schupfi,

    das sieht mir nach einer jungen Netzhexe aus,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Sehr sehr schöne Funde. Interessanterweise hatte ich in York auf dem Campus ein sehr ähnliches Biom mit fast den gleichen Arten. Bei mir waren das 4 alte Eichen auf neutralem Boden zwischen Bachlauf und Sportplatz. Dort wuchsen ebenfalls: Caloboletus radicans, Amanita franchetii, Suillellus luridus, Ein Neoboletus (den ich aber als luridiformis bestimmt habe), Rubroboletus legaliae und Rubinoboletus rubinus. Das waren damals meine Neoboleten:

    Außerdem wuchsen bei mir da noch Russula graveolens, Hemileccinum impolitum und Tricholoma portentosum (ob ihrs glaubt oder nicht). Interessant finde ich deine R. rubinus, die sehen ja richtig gelb am Hut aus, bei mir waren die eher braun. Die sahen so aus:

    Und hier auch noch ein Bild von R. legaliae, einfach weil ich ihn schön finde:

    Viele Grüße

  • Hallo matthias0,

    ich glaube Rubroboletus legaliae passt hier schon. Nicht nur das sehr enge Netz, sondern auch Netzverlauf (in Richtung Basis fast abrupt abbrechend), sehr blasser Hut und der Rosaschimmer am Hut passen mir zu R. legaliae.

    Viele Grüße

  • Hi Jörg,


    da das der erste und bisher einzige Fund von R. legaliae in dem gut kartierten Park ist, weiß ich natürlich nicht, ob und wann der mal wieder kommen sollte. Ich kann aber gerne Bescheid sagen, wenn ich den mal wieder sehen sollte. Chalciporus rubinus kommt eigentlich jedes Jahr, mal mehr mal weniger häufig. Die trocknen aber gerade alle weg leider - ich nehme nicht an, dass da nochmal ein Schub kommt in nächster Zeit. Ich bin bis Ende September leider ausgebucht und habe erst ab dann wieder etwas mehr Zeit. Eigentlich wollte ich ja aber zuerst mal in deinen Neidparks wildern... ;) Ende September gerne nochmal PN an mich!


    Hallo Schupfi,

    das sieht mir nach einer jungen Netzhexe aus,

    viele Grüsse

    Matthias

    Hi Matthias, nix für ungut, aber nein. ;)

    Wie gesagt, es gibt Schnittbilder von einem ausgewachsenen Exemplar dort und ich konnte den vor Ort angucken. Das ist ganz sicher keine Netzhexe. Auf dem zweiten Bild kann man auch schon schwach erahnen wie sich die Rosatöne unter dem grauen Hutfilz durchdrücken. War bei dem ausgewachsenen Exemplar natürlich eindeutiger.


    Schrumz:

    N. xanthopus und N. praestigiator (erythropus/luridiformis) können leider komplett gleich aussehen. Die Originalbeschreibung hat jedenfalls die morphologische Bandbreite nicht vollumfänglich erfasst - es wurden ja mittlerweile einige N. xanthopus sequenziert. Ich empfehle da immer den Artikel (runterscrollen für englische Version!). Makroskopie, Habitat, Sporenmaße, Huthaut-Struktur, Bodenverhältnisse, evtl. noch Farbe des Basaltomentums und der gelbliche Porenhutrand - müssen alle gesammelt gewichtet werden. Mykorrhiza-Partner, Sporenlänge und Bodenverhältnisse (nicht sauer vor allem bei N. xanthopus) gewichte ich etwas mehr - ist aber letztlich auch nur eine Hypothese solange ich keine Sequenz habe. Da hilft nur weiter fleißig sammeln, mikroskopieren und vor allen Dingen sequenzieren, um zu schauen, wie gut entsprechende Hypothesen passen. Oder halt nur im reinen Nadelwald Neoboletus sammeln - da kann man sich (noch?) das cf. sparen.


    LG.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • ich glaube Rubroboletus legaliae passt hier schon. Nicht nur das sehr enge Netz, sondern auch Netzverlauf (in Richtung Basis fast abrupt abbrechend), sehr blasser Hut und der Rosaschimmer am Hut passen mir zu R. legaliae.

    Hallo Schrumz,

    irgenwie habe ich das vorhin auf dem Smartfone anders gesehen und nur das erste Bild gesehen. Nun am PC sage ich bei beiden Bildern das es legaliae ist, so kann der erste Eindruck täuschen,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hi Eric,


    wäre ich doch gestern lieber nach Leipzig gefahren statt in Flöha erfolglos nach R. rhodoxanthus, Gyroporus castaneus und B. aereus zu suchen || . Hoffentlich gibt es Ende September/Anfang Oktober noch etwas Interessantes im "Neidpark" zu finden. Es ist halt ein Sommerboletenpark. Letztes Jahr gab es den Satan noch Mitte Oktober aber das muß ja nicht in jedem Jahr so sein.


    Vielleicht fahre ich Anfang September einfach so einmal nach Leipzig. Da bräuchte ich aber ein paar Tipps wo es etwas interessantes zu sehen geben kann.


    VG Jörg

  • Hallo Schupfi,


    schöne Funde und einiges was ich nicht kenne aus eigener Anschauung. Toll. Besonders interessant finde ich (neben dem Purpurröhrling) Chalciporus rubinus:


    7. Chalciporus rubinus hat ein gutes Jahr - und wächst mit Vorliebe verbandelt mit den Neoboleten. Gerne auch direkt nebendran.


    Interessanterweise findet sich in Flora Agaricina Neerlandica Vol. 7 der Hinweis, dass es "vermutlich" ein mycoparasitischer Kollege ist. Vielleicht befällt der auch die Neoboleten ("Host still unknown" heißt es weiter). Zudem weiter "Under Quercus on heavy river clay" was ich übersetzt habe mit "Unter Eiche auf schwerem Flusslehm". Kannst du noch etwas zur Ökologie schreiben? Deine Erfahrungen dazu?


    LG Sebastian

  • Hi Jörg,


    Ich schicke dir gerne die interessanten Ecken per PN, falls ich dich nicht rumführen kann. Anfang September bin ich in Tschechien. Aber wenn das Wetter gut ist, findet man da auch beim Durchlaufen genug interessantes. Schreib mir einfach wenn du deine Tour planst.

    Gyroporus castaneus ist mir dieses Jahr auch noch nicht über den Weg gelaufen, Boletus aereus sowieso noch nie. Glaub der Hase hat auch so "Mastjahre" wo der dann ausnahmsweise mal häufiger ist und dann taucht er wieder ne Weile ab.



    Hi Sebastian,

    Ja genau, ein Mykollege meinte auch zu mir die Tage, dass der vielleicht parasitiert - Neoboletus wäre hier im Park ein heißer Anwärter für den Wirt, da die schon öfters mal kuscheln. Aber sicher sagen kann ich es nicht.


    Falls noch jemand Funde der Art hatte, gerne mal dazuschreiben was da noch so in der Nähe wuchs!


    Die Beschreibung triffts ganz gut, der Park ist der Übergang zum Auwald mit lehmigem Boden. Eiche geht sicherlich, aber ich hatte auch Funde bei denen nur Tilia als Partner in Frage käme. Wenn die parasitieren sollten, wäre der Baumpartner dann aber vielleicht ohnehin mehr für den parasitierten Pilz wichtig als für den Chalciporus rubinus. Die Neoboleten hier stehen hauptsächlich eben bei Linde oder Eiche. Ich denke mal alte Bäume sind da auch nicht ganz unwichtig, da sich ja erst das Myzel des parasitierten Pilze ansiedeln müsste und dann noch Sporen vom Chalciboletus in diese Ecke fliegen müssen. Und es ist ja keine Allerweltsart.


    Ist aber nur Theorie letztlich. Wie man das nachweisen könnte, weiß ich leider nicht. Wäre ein spannendes Forschungsprojekt für klügere Menschen als mich.


    LG,

    Schupfi

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
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  • Hallo

    wirklich top Funde :daumen:


    5. Der zweite Massenpilz, der zu Hunderten rumsteht ist Amanita franchetii. Normale Perlpilze gab es hingegen gestern gar keine. Das Vergleichsbild ist von vor ein paar Wochen:


    ?thumbnail=1

    mich erste Pilz links erinnert an Amanita ceciliae in junge Stadium


    -


    LG

  • Hallo Schupfi,

    was für ein geniales Boletenspektakel! Zumal hier seit Wochen der einzige vorhandene Pilz dieser Gattung auf den trivialen Namen Schönfuß hört. Einige deiner Funde musste ich nachschlagen, weil ich sie noch nie gesehen hatte. 😆

    Dass A. franchetii rötet, wusste ich auch nicht. Ein schöner Bildungs-Thread. Danke dafür und fürs Mitnehmen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hi beli,


    Amanita ceciliae wäre super, der fehlt mir nämlich noch. War aber nur ein schnöder Perli, der hatte schon ein Velum partiale. Schaut aber auf den ersten Blick etwas ähnlich aus, das stimmt schon.


    Hi Claudia,


    Schönfüße habe ich erst 2x gefunden - im Schwarzwald. Das ist was richtig seltenes für mich. :whistling:

    Dafür gibt's hier keine brauchbaren CHEGD-Habitate - da kannst du dann wieder im Gegenzug mit schönen Bilderstrecken protzen.


    LG,

    Schupfi

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
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  • Moin Schupfi,


    du baust mich auf! Ok, dann werde ich dich hoffentlich im Herbst mit den hiesigen Saftlingen @ Co. beeindrucken können.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo! Na, dann möchte ich mal meine "Parkausbeute" von vorgestern präsentieren:




    5 x Satan aus Wiesbaden und einmal legaliae dort . Im Bad Homburg 2 x legaliae und 2 x queletii. Letztes Jahr um diese Zeit gab es deutlich größere Stückzahlen.


    Alle diese Exemplare werden herbarisiert und der Uni Marburg gespendet.


    Legaliae war ausschließlich bei alten Eichen zu finden, gerne in der Nähe von WuBi und auch gerne in der Nähe von Wasser (Teich bzw. Entwässerungsgraben).

    Netzhexen gab es auch ein paar, aber die habe ich stehen lassen. Insgesamt ist die Halbwertszeit für Boleten in solchen Habitaten nicht allzu groß ☹️

    Ansonsten gab es vereinzelt Raustielröhrlinge, Täublinge, ein paar Mehlräslinge und Risspilze. Eine kleine und angetrocknete Amanita war nicht mehr sicher zu bestimmen, da vermute ich franchetii ( habe letztes Jahr genug Exemplare gesehen, um die erschreckende Bandbreite zu erkennen. Ich könnte wetten, dass der schon mehr als einmal mit dem Perlpilz verwechselt und verspeist wurde).


    Beste Grüße,


    Frank