Pilzbüschel an liegendem Stamm - Austernseitling Sommerform oder Rillstieliger Seitling?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 489 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Re-mark.

  • Hallo,


    vorgestern habe ich neben einem Waldweg im Berliner Umland einen Baumstamm mit vielen frischen Pilzen gesehen. Bekannte von mir haben die als Austernseitlinge benannt. Rein aus Neugier: vielleicht könnten das auch Rillstielige Seitlinge sein? Oder Lungenseitling? Anisgeruch konnte ich allerdings gar nicht feststellen, und bei "Mehlgeruch" bin ich mir nicht sicher, wie ich mir den vorstellen muss. Ich würde sagen, die riechen angenehm pilzig.











    Auf manchen der Bilder sehen sie bräunlicher aus als sie auf mich in natura wirken. (Also mir erscheinen sie weisser als auf den Bildern mit der blauen Küchenarbeitsplatte.)



    Grüsse,

    Robert

  • Die drei Möglichkeiten auseinander zu halten ist meist schwierig bis hin zu hoffnungslos. Ich erinnere mich an einen Beitrag bei dem Pablo und bwergen versucht haben das Rätsel anhand eigener Untersuchungen zu lösen. Ging nicht zweifelsfrei. :gnichttraurig:


    Wenn ich nun meine Meinung zu den gezeigten Pilzen hier lassen müßte würde ich aus dem Bauch heraus folgendes sagen:

    Da du den Anisgeruch verneinst und mir das optisch auch am wenigstens gefällt (Größe, Stabilität) würde ich den Lungenseitling wohl ausschließen.

    Die Wahl zwischen Austernseitling und Rillstieliger Seitling ist dann schon viel schwieriger und makroskopisch auch mehr Gerate. Eine typische Auster, festfleischig mit Blau-/Grautönen erkennt man ja noch aber wenn diese Merkmale nicht hervorstechen ist es eben schwierig.

    Ich kann da nur für mich sprechen. Ich verorte dann nach Intuition und innerem Abgleich mit dem was ich selber gesehen und begrapscht habe.

    Und da sortiere ich dann meist jene Seitlinge zu den Austern, die auch wirklich kräftiger im Aufbau sind und Farbe zeigen. Ist Weiß der Grundton führt mich das meist weg von der Auster.

    Ich verkaufe auch Austernpilze (nicht speziell sondern als Teil des Sortiments). Vor noch wenigen Jahren sahen die Austernpilze dort typisch aus. Da konnte ich schnell einen Austernpilz als solchen einordnen. Heutzutage aber sind das meist schlabberige, dünne weiße Gesellen, nicht appetitlich aussehend. Persönlich würde ich da die Auster nicht erkennen wollen. Aber es steht drauf und soll so gezüchtet worden sein. Ich hege Zweifel und vermute Marketingtrickserei.

    Aber so sehe ich die Dinger nun persönlich auch in der Natur. Ich lasse da meinen Bauch die Bestimmung machen, OHNE ANSPRUCH auf Richtigkeit. Dafür habe ich aber meine Ruhe bei den Rätselhaften. :gzwinkern:


    Insofern ... viel Gelaber von mir. Ich tendiere aber zum Rillstieligen Seitling bei deinen Fotos und Angaben.

  • Mausmann Ich bin zwar aufgrund der Seltenheit der Arten in meiner Region kein Seitlings-Profi, aber nach dem, was ich mir bisher so angelesen und bei Pilz-YouTubern gesehen habe, ist die Zuchtform vom Austernseitling ist häufig deutlich heller als die heimische Variante und hat selten diese typischen stark ausgeprägten Blau- oder Brauntöne. Von der Färbung her kann die Art sehr ähnlich dem Lungenseitling aussehen, also leicht cremefarben bis ganz weiß. Und da beide Arten auch im Habitus ziemlich variabel sind, ist es m.E. schwer bis unmöglich die Arten rein optisch zu trennen. Bleibt noch der Geruch, aber das ist auch so eine Sache für sich und je nach Witterung nicht immer gut wahrnehmbar. Wer es ganz genau wissen will, muss da wohl häufig die Bestimmungswerkzeuge der Profis anwenden.


    Zum gezeigten Fund: Der Rillstielige Seitling dürfte da tatsächlich das Naheliegendste sein. Diese stark herablaufenden Lamellen haben hier ja, wenn ich das richtig sehe, alle Fruchtkörper. Lungenseitling oder Zuchtauster ist dann eher unwahrscheinlich. Bei diesen treten derart stark herablaufende Lamellen wenn dann nur vereinzelt auf.


    Zum Glück spielt die genaue Bestimmung der Art bei den essbaren Seitlingen für den Speisewert eine eher untergeordnete Rolle. Und nein, das ist natürlich keine Verzehrfreigabe...


    LG Christopher

  • Danke für die Antwort! Ich hatte irgendwann mal "Austernseitlinge" im Supermarkt gekauft, hatten mir aber gar nicht gefallen. Keine Detailerinnerungen mehr, aber es war wohl labbrig und geschmacklos.


    Diese Pilze aus dem Wald, jetzt in den letzten Tagen, fand ich aber sehr gut. Hatte vorgestern eine grosse Portion gesammelt und gebraten, (mein erstes Mal, dass ich solche Pilze aus dem Wald hatte, ich sammle noch nicht lange, bisher im Wesentlichen nur Steinpilze, Braunkappen, Butterpilze, Champignons und Blutreizker), und sie haben mir gut geschmeckt, evtl. sogar noch besser als die Reizker. Und auch einige Familienmitglieder haben mehrfach zugelangt, so dass alles aufgegessen wurde. (Eigentlich hatte ich gedacht, einiges einzufrieren.)


    Hab dann gestern nochmal welche aus dem Wald geholt, heute vormittag gebraten. Die Konsistenz ist viel fester als man es gemeinhin von Pilzen erwartet, aber nicht zäh. Hat tatsächlich was von Kalbfleisch-Geschnetzeltem.


    Der Baumstamm scheint mir der obere Teil einer Ulme zu sein, was wohl zum Rillstieligen Seitling passen würde. Und das Seeufer ist nur zehn oder zwanzig Meter entfernt. Da ein Freund, der mich in Pilzfragen berät, aber ebenfalls die Sommerform des Austernseitlings nicht ausschliessen will, bleibt die Frage nach der genauen Art für mich wohl offen.

  • Pilze aus dem Supermarkt sind immer die schlechteste Wahl. Vor allem dann, wenn sie in Folie verpackt sind und schwitzen. Solche Pilze sind dann einfach nicht mehr frisch und oftmals auch schon am Gammeln. Das merkt häufig schon direkt am Geruch, der einem beim Öffnen entgegenkommt. Von abgepackten Pilzen sollte man eigentlich grundsätzlich die Finger lassen.


    Wenn es denn gekaufte Ware sein muss, dann hochwertige(!) Trockenware wo die Herkunft nachvollzogen werden kann oder bei geringen kulinarischen Ansprüchen auch mal eine Konserve ohne Schund drin.


    Die beste Qualität und den höchsten Genuss hat man aber immer beim selber sammeln oder mit einem Zuchtset. In diesem Sinne: Weitermachen! ;)


    LG Christopher

  • Ich bin schon am überlegen, ob ich nicht etwas Mycel von diesen leckeren Austern- oder Rillstieligen Seitlingen in einen Baumstamm oder in einen Strohballen stecken könnte.

    Weiss nicht, wie gut die Chancen sind, dass so ein Pilz aus dem Wald in einem Strohballen wächst, oder ob das nur mit Auslesen von Kulturstämmen funktioniert.

    Und was für Anforderungen an Holzstücke gestellt würden. Ich schätze mal, Stammstücke einer seit einem Jahr abgestorbenen Birke werden nicht gehen. Und Stammstücke von Bäumen, die im vergangenen Winter im Sturm umgefallen sind, oder gefällt wurden? Vermulich auch zu alte und entweder zu trocken oder bereits von anderen Pilzen besetzt. Hm, ich habe im Frühjahr einige sehr dicke Äste aus unseren Apfelbäumen rausgesägt. Und von einer Schwarznuss. Ob da was ginge?