Alpin-Exkursion 15./20.08.2024

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  • Hallo zusammen


    Letzte und vorletzte Woche war ich mit zwei Gleichgesinnten im Oberaar-Gebiet (Grimselpass) unterwegs.

    Es gab dort viele Risspilze, dazu komme ich später. Zunächst ein paar "normale" Funde:


    1:

    Cortinarius alpinus sieht man immer mal wieder.


    Habe ihn nur kurz angeschaut, weil es da nicht viel zu entdecken gibt.



    2:

    Alpine Körnchenschirmlinge interessieren mich, ich vermute es gibt da noch 1-2 halbkryptische Arten.

    Dieser hier ist recht fahl gefärbt, auffallend auch die Farbe über der Ringzone.

    Trotz allem bleibt es wohl vorläufig bei Cystoderma amianthinum agg.


    KOH-Reaktion rötlich


    Die Sporen sind amyloid, die Abmessungen helfen nur wenig weiter.


    Sphaerozyten bräunlich, glatt.



    3:

    Schon etwas angetrocknet, aber trotzdem noch gut bestimmbar. Man beachte das teilweise abgestorbene Moos.

    Das ist typisch für die parasitisch wachsende Deconica chionophila.


    Sporen dickwandig und eher kurz


    Cheilozystiden klein, lageniform



    4:

    Alpine Saftlinge gibt es nicht sooo viele. Den hier gibt es auch in tieferen Lagen, Hygrocybe cantharellus.


    Sporen wenig eingeschnürt, ansonsten ziemlich nichtssagend.


    HDS klar trichodermal.


    5:

    Die alpine "Schwester-Art", Hygrocybe glacialis.

    Nach Boertmann 2010 soll sie identisch sein, inzwischen wurde die Art aber genetisch bestätigt.

    Ich habe auch schon eine sequenzierte Kollektion aus der gleichen Gegend, von dort stammt auch der Arttypus.


    Sporen ähnlich wie bei der vorherigen.


    Hier ist die HDS nicht so klar trichodermal und von schmalen Hyphen überlagert.



    6:

    Kleine, alpine Telamonien sind momentan kaum bestimmbar.

    Ich habe ihr trotzdem einen Namen gegeben, ohne Anspruch auf Belastbarkeit: Cortinarius subtilior.


    Sporen deutlich warzig


    HDS inkrustiert.



    7:

    Ein dunkler Milchling mit violett verfärbender Milch: Lactarius brunneoviolaceus.


    Einen Sporenabwurf wollte er nicht liefern, deshalb nur ein Bild im Präparat.



    8:

    Dieser grosse, fransige Milchling ist direkt ansprechbar, Lactarius dryadophilus.


    Die ersten Risspilze folgen dann gleich.


    LG Raphael

  • Also, hier die erste Serie Risspilze für Ditte .

    Ohne Eile, wenn einmal Zeit dafür ist.


    Habitat war überall bei Salix herbacea. In dem Gebiet gibt es stellenweise etwas Kalk, aber nur wenig.


    9:

    Hier habe ich lange herumgedoktert, aber komme auf keinen Namen. In den gängigen Schlüsseln lande ich bei subcarpta, die es aber nicht sein kann.

    Geruch schwach spermatisch.




    Sporen: Teils deutlich höckerig, andere nur eckig, insgesamt sehr unregelmässig.

    9.2-9.7-10.2 x 5.7-6.2-6.8 µm, Q = 1.35-1.57-1.74 (n=20)



    Cheilozystiden oft recht schlank und lang, 49-68-103 x 12-14-16 µm (n=10)


    Pleurozystiden ebenso.


    An der obersten Stielspitze gibt es Unmengen von Kaulozystiden.


    Aber schon wenig tiefer, noch im oberen Drittel, gibt es keine markanten Zystiden mehr, nur noch bräunliche Fasern.



    10:

    Wieder mal so ein Beispiel, wie hässlich und langweilig braun alle Risspilze sind ^^

    Diese leuchtend gelb schimmernden Pilze sollten wohl Inocybe aurea sein.

    Der Geruch war schwer definierbar, er erinnerte mich an irgendeinen Klebstoff.




    Sporen: 7.9-9.0-10.1 x 5.0-5.6-6.4 µm, Q = 1.42-1.61-1.86 (n=20)



    Cheilo- und Pleurozystiden dünnwandig, 44-51-56 x 15-18-23 µm.


    Kaulozystiden im oberen Stieldrittel vorhanden, aber nicht sehr zahlreich.



    11:

    Diese wenig prächtige Kollektion ist vielleicht unbestimmbar, weil die Fruchtkörper noch nicht ausgewachsen sind.

    Aber vielleicht ist es auch Inocybe monochroa? Ich finde die Zystiden und Sporen recht passend zu Favre's Zeichnung.

    Geruch spermatisch.




    Sporen recht gross: 10.2-11.6-14.3 x 5.2-6.2-6.8 µm, Q = 1.57-1.88-2.35 (n=20)



    Cheilo- und Pleurozystiden mit langem Hals, oft mit parallelen Wänden, 67-75-85 x 10-15-19 µm


    Metuloide Kaulozystiden gab es keine, nur solche Haare.



    12:

    Nochmal ein schwieriger Fall mit nur zwei Fruchtkörpern, dafür aber mikroskopisch recht markant.

    Mein Arbeitsname ist Inocybe undulatospora. Geruch spermatisch.



    Sporen nur etwas eckig oder gummibärchenförmig, 9.9-11.3-12.2 x 5.1-6.0-6.9 µm, Q = 1.63-1.88-2.11


    Cheilozystiden 34-46-64 x 14-16-19 µm.


    Pleurozystiden ähnlich.


    Kaulozystiden fehlen, nur dunkle Haare vorhanden.



    13:

    Ein alter Bekannter, das hier sollte Inosperma gracilentum sein. Geruch nach Pelargonium.




    Sporen: 8.7-10.1-11.1 x 4.9-5.6-6.1 µm, Q = 1.58-1.81-2.04 (n=20)


    Cheilozystiden eher kurz: 19-31-40 x 8-9-10 µm


    Kaulozystiden ähnlich, büschelig.



    14:

    Nur etwa 50 Meter entfernt eine zweite Art aus der Gruppe, die ich für Inosperma praetermissum halte.



    Sporen schlank: 11.3-12.4-13.3 x 5.2-5.7-6.1 µm, Q = 1.93-2.19-2.35 (n=20)


    Cheilozystiden schlanker, 32-43-50 x 9-9.5-10 µm


    Kaulozystiden zahlreich.


    So weit für heute, es folgen noch drei Kollektionen die ich untersuchen muss.


    LG Raphael

  • Hallo Raphael

    Du wirst noch so richtig zum Inocybe Spezialist.....

    Mir gefällt dieser sehr gut, Deconica chionophila wunderschöner Fund.

    Vielen Dank für deine ausführliche Doku.

    BG Andy

  • Hallo Andy


    Ich kann doch nichts dafür, dass es dieses Jahr Risspilze ohne Ende gibt ^^ . Sowas gab es die letzten Jahre nie in meiner Region. Und je mehr man sich damit befasst, umso spannender wird es. Inocybe ist halt eine der Gattungen, wo man eine gute Chance hat auch mal was neues zu entdecken.


    Aber darauf spezialisieren will ich mich vorläufig nicht. Gestern habe ich (nebst anderem) fünfzehn Entoloma-Kollektionen auf 2000m mitgenommen und bin schon wieder völlig überfordert. Hoffen wir das Pilzjahr bleibt so gut.


    Lg Raphael

  • so, noch zwei Risspilze zur Ergänzung für Ditte , dann ist diese Exkursion durch:


    15:

    Der hier gehört sicher in die lacera-Gruppe, aber ich bin recht unsicher ob es Inocybe lacera s.str. ist.

    Die Sporen sind ungewöhnlich klein dafür, und auch die Zystiden anders als ich es kenne. Geruch spermatisch mit Pelargonium-Komponente.




    Sporen laceroid aber kleiner als üblich: 8.9-10.3-12.0 x 4.1-4.5-5.1 µm, Q = 1.89-2.30-2.79 (n=20)



    Cheilozystiden: Fast alle dünnwandig ohne Kristalle, oft braun pigmentiert, oft verkettet wie man es von Mallocybe kennt.

    Habe nur die nicht-verketteten gemessen: 24-37-52 x 9-11-13 µm.


    Pleurozystiden hingegen typisch metuloid.


    An der obersten Stielspitze findet man wenige Kaulozystiden.


    Vielleicht ist es Inocybe lacera var. heterospora, die Armada in den Artrang erheben möchte?



    16:

    Noch ein sehr schöner Risspilz mit diesem Farbkontrast. Geruch spermatisch.




    Sporen schwach höckerig oder nur eckig, 8.2-9.3-10.1 x 5.6-6.2-6.7 µm, Q = 1.37-1.51-1.67 (n=20)



    Cheilozystiden mit teils dünnen, teils sehr dicken Wänden, einige subcapitat, 43-49-56 x 15-18-23 µm.


    Pleurozystiden meist dickwandig, lageniform.


    Kaulozystiden findet man am ganzen Stiel.


    Hier im unteren Stieldrittel.


    Mit den gängigen Schlüsseln kriege ich den nicht bestimmt.

    Ich lande bei Inocybe purpureobadia, die es aber wohl nicht ist. Sie soll dünnwandige Zystiden haben, und nur im oberen Stieldrittel Kaulozystiden.

    Kokkonen & Vauras erwähnen da eine alpine Genbank-Sequenz aus Österreich, aber es ist wohl unklar ob das wirklich die purpureobadia ist.


    Dieses Jahr ist wie verhext, ich habe schon wieder 14 weitere Kollektionen in Arbeit.

    Bin völlig überfordert.


    LG Raphael

  • Grüß dich, Raphael, also die Nummer 9 da bin ich eigentlich recht zuversichtlich, dass das schlicht I. giacomi (= I. johannae ist) - zumindest nach dem zu schließen, was ich sehe und was du als Maße angibst.

    Nummer 11, hab ich mit meinen Maßen und Mikrotafel vom Holotype von monochroa verglichen: die Zystiden passen sehr gut, die Sporen weichen im Mittel der Länge ein wenig ab (deine sind größer), aber das ist bei alpinen Funden ja normal.

    12. undulatospora: von mir ein klares nein, die sieht anders aus, ist gelb(lich)-ockerlich und auch die Sporen und Zystiden sind anders. Ich halte das am ehesten für I. polytrichi-norvegici.

    13 & 14 ja, vermutlich

    15. Du meinst die I. heterospora ad int.? Also zum einen hat die andere Sporen, mehr wie bei helobia also nicht so glatt, zum anderen haben Jukka und Ellen denen diese Art jetzt vor der Nase weg publiziert als I. undatospora. Armada und Co. hätten also gleich Nägel mit Köpfen machen sollen. Aber deine Kollektionen dürfte lacera oder moravica sein.

    16. Unbedingt sequenzieren. Mir fällt da nur I. humilis ein, aber die hat längere Zystiden, und die Sporen sind zwar variabel aber...


    Herzlich, Ditte

  • Hallo Ditte


    alles klar, danke!

    Ich lasse sicher mal 11, 12 und 16 sequenzieren. 9 und 15 optional, wenn in unserem Projekt Platz dafür bleibt.


    12 hatte ich mit meiner polytrichi-norvegici Kollektion von 2022 verglichen. Die schien mir schon makroskopisch recht anders zu sein.

    Der Hut war hell faserig auf dunklerem Grund, hier genau umgekehrt. Zudem konnte ich hier keine Kaulozystiden finden.

    Aber ich weiss halt nicht wie variabel das ist, ausschliessen kann ich es nicht.


    Bei 15 hatte ich undatolacera auch angeschaut und ausgeschlossen, ich wusste nicht dass das die heterospora von Armada ist.

    Ich hoffe die Autoren publizieren ihre anderen Arten bald gültig, wäre schade wenn die als "ad int." vor sich hin gammeln.


    LG Raphael

  • Die polytrichi-norvegici kann je nach Velipellis-Zustand unterschiedlich aussehen - zumindest nach den Fotos zu schließen, die ich von der habe. Eine Koll. von Ferrari sieht so aus.Die Kaulos können rein hyphoid (oben verdickt) sein.

  • Nachtrag zu den Caulozystiden, eigentlich müsstest du aber ganz oben am Stiel bei ploytrichi-norvegici zumindest einige Zystiden finden, die so ähnlich aussehen wie die, die ich hier einfüge...