Hallo,
ursprünglich dachte ich, das sei etwas ganz leichtes.
Aber wie das bei Erstfunden so ist - es fehlt die Erfahrung, um abschließend sicher zu sein.
Deshalb stelle ich meinen Fund hier vor, in der Hoffnung, dass jemand die Bestimmung bestätigen oder gerne auch verbessernd in die richtige Richtung lenken kann.
Trivial ist, dass es sich um eine Peltigera, mit Grünalgen und Cephalodien handelt.
Es bleiben zwei Peltigera-Arten (P. leucophlebia und P. aphthosa) in der engeren Auswahl.
Zum Fund:
An einer Böschung neben dem Wanderweg durchs Ködnitzbachtal an der Südseite des Großglockners-Massivs wachsen große Thalli (um 15 cm) einer intensiv laubfroschgrünen Peltigera.
Der Fundplatz war in ziemlich genau 2000m Höhe noch unterhalb der Waldgrenze.
Bild 0 Fundstelle irgendwo vorne rechts
Die Flechte wuchs unter einem kleinen Abri eines Felsblocks heraus.
(Weitere Wuchsstellen wurden andernorts gefunden, weshalb ich ein kleines Läppchen mitnahm.)
Die Flechten sind hier eingebettet in Moospolster über Schiefer.
Die Lagerränder sind rundlich, wellig und aufsteigend, die am Rand die weißlichen Ränder der Unterseite zeigend.
Die genommene Lappenprobe hat eine Breite von > 3cm.
Die Flechte ist steril, Apothecien sind nicht zu erkennen.
Auf der Oberseite des Thallus befinden sich flächig deutlich sichtbar Cephalodien.
Bild 1 Grüne Peltigera an schattiger Böschung
Bild 2 Etwas näher...
Bild 3 Noch näher, aber leider unscharf, da morgens im Schatten und freihand fotografiert - die dunklen Cephalodien sind dennoch deutlich sichtbar.
Die folgenden Fotos sind an einer kleinen Probe gemacht:
Bild 4 Oberseite getrocknet: glatt, mintgrün mit graubraunen Cephalodien
Bild 5 Nass färbt sich der Thallus wieder intensiv apfelgrün, die Cephalodien braun bis blau-grau (hier nasser Zustand)
Es kommen Peltigera aphthosa und Peltigera leucophlebia in Betracht, die sich von der Oberseite betrachtet stark ähneln.
Die Unterseite der Flechte ist auch hier wieder einmal bestimmungsrelevant und ausschlaggebend!
Im Folgenden Fotos der Flechtenprobe im feuchten Zustand:
Bild 6 Angefeuchtete Probe im Abendlicht
Bild 7 Oberseite feucht
Bild 8 Unterseite im feuchten Zustand
Bild 9 Unterseite im feuchten Zustand
Peltigera leucophlebia soll deutliche erkennbare, dunkle Adern besitzen.
Ich vergleiche mit den abgebildeten Unterseiten bei Italic.
Die Adern sind dunkel auf weißlichem Grund - dadurch sehr gut erkennbar - und setzen sich vom Rand bis weit in die Mitte des Thallus fort.
Die Fläche wird hierdurch vom Rand zur Mitte hin sukzessive dunkler.
So sieht die Unterseite des Flechtenfundes nicht aus:
Der Hell-Dunkel-Übergang ist hier abrupt, die Adern am Rand zwar erkennbar aber hell (cremefarben) auf hell (weiß), dadurch nicht sehr deutlich erkennbar.
Am hellen Rand sind deutlich Rhizinien vorhanden, büschelig, erst weiß, dann bräunlich; in der Mitte dunkelbrauner Filz.
Das Zentrum der Unterseite ist ab einer Grenzzone durchgängig dunkel filzig und ohne erkennbare Aderung und ohne weiße Felder.
Die Struktur der Unterseite passt recht gut zu den bei Italic gezeigten Fotos (insbesondere das letzte Foto) von Peltigera aphthosa, jedenfalls wesentlich besser als zu den Fotos der Unterseiten von P. leucophlebia.
Auch die Struktur der Cephalodien soll sich bei beiden Arten unterscheiden.
P. aphthosa habe im Gegensatz zu P. leucophlebia habe Cephalodien mit planen bis schwach konvexen, glatten Oberseiten und glatteren Rändern, die Cephalodien von P. leucophlebia werden als konvex, hirnförmig, randlich wellig bis kanelliert beschrieben.
Anbei einige Fotos von Cephalodien des Flechtenfundes.
Bild 10 Cephalodien
Bild 11 Cephalodien
Bild 12 Cephalodien
Im Großen und Ganzen kommen mir die Cephalodien eher flach und oberseitig plan als konvex vor, aber ich finde das nicht eindeutig genug.
Trotzdem bin ich der Meinung, das aufgrund der Struktur der Unterseite der Flechte Peltigera aphthosa vorliegen sollte.
Was ist eure Meinung zu dieser wirklich schönen und seltenen Flechte?
LG, Martin
PS:
Einige Höhenmeter weiter bei knapp 2300m an der Wegböschung auf Erde: Peltigera venosa.
Bild 13 Fundstelle von P. venosa - man muss schon sehr genau hinsehen! Die größeren Thalli sind gerade fingernagel-groß.
Hier sollte kein Zweifel bestehen...
Bild 14 Peltigera venosa
Bild 15 Peltigera venosa
Bild 16 Die Unterseite von P. venosa ist fast noch schöner als die Oberseite.
Diese Flechtenart bildet kleine säckchenförmige Cephalodien auf der Thallusunterseite aus!