Das könnte Peltigera extenuata sein

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 535 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kruenta.

  • N'abend,


    ich hatte im letzten Herbst schon einen Lappen einer auffällig behaarten Peltigera gezeigt, der wirkte wie P. didactyla. Davon wird als Unterart oder als eigene Art P. extenuata abgetrennt, die, manchmal, eine andere chemische Reaktion haben soll - was ich nicht getestet habe. Weitere Unterschiede sind die auffällig aufgewuselten dicht stehenden Rhizinen und das Fehlen einer Entwicklung von Apothecien. Die beiden letzteren Merkmale scheinen zuzutreffen. Gefunden habe ich davon nur 2 Exemplare bisher, so in 20 m Abstand.

    (Mittlerweile bin ich zu der Auffassung gekommen, dass die Bestimmung [Zuweisung zu einer Art] um so einfacher wird, je weniger Exemplare man hat, denn bei den Hundertschaften hat man fast immer so viele Merkmale, die sich einander widersprechen und letztlich zu keiner Art mehr passen)


    Der Wuchsort ist in beiden Stellen ein Sandhaufen, wohl etwas kalkhaltig, der von Ameisen zusammengetragen wurde, mittlerweile nicht mehr bewohnt, in aufgelassenem 30-35 Jahre Kiefernwald auf vordem Acker.

    Nr. 1

    11.10.23

    10.11.23 die anderen Lappen gehören zu ponojenis, rufescens müsste auch dabeisein

    25.8.24 schon ziemlich gealtert

    Nr. 2

    7.9.24 am oberen Rand rechts ist ponojensis zu sehen

    zum Vergleich D. didactyla an gleichem Ameisenhaufen im 20 m Umkreis mit winzigen Apothecien

    7.9.24

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    das ist eindeutig Peltigera extenuata, so wie ich sie von mehreren Fundorten bei mir in der Senne kenne.


    Ergänzend zu deinem einleitenden Text lässt sich noch sagen, dass die Art deutlich größer wird als Peltigera didactyla und auch deutlich beständiger ist. Beide tauchen als Pionierarten gern in Sandgruben und vergleichbaren Biotopen auf, P. didactyla ist aber sehr kurzlebig und unterliegt schneller der Konkurrenz durch aufkommende Moose und Pflanzen, während sich P. extenuata noch viele Jahre in einer allmählich dichter werdenden Vegetation behauptet.


    Ein weiterer Unterschied ist, dass P. didactyla auf einer Vielzahl von Substraten gefunden werden kann, während P. extenuata nach meinen Beobachtungen an sandige Böden gebunden ist.


    Wie von dir bereits erwähnt, bildet P. extenuata keine Apothecien aus. Dies kann ich bestätigen. In einem großen und von mir bereits seit vielen Jahren beobachteten Vorkommen fand sich nie auch nur ein einziges Apothecium. An P. didactyla entwickeln sich Apothecien dagegen regelmäßig und in großer Zahl.


    Auffälligtes Merkmal von P. extenuata sind neben den Soralen die dicht verzweigten bis wattig-flockigen Rhizinen, die bis an Thallusrand reichen und bei der Betrachtung der Thalli häufig schon von oben zu sehen sind. Siehe auch die folgenden Fotos (das erste aus dem letzten Winter, das andere von heute bzw. aus dem Spätsommer).


    Peltigera extenuata, feucht (14.12.23)


    Peltigera extenuata, trocken (08.09.24)


    LG Ingo

  • Hallo Bernd,


    ich denke auch, dass es eine P. extenuata sein könnte.

    Habituell vielleicht auch eine sehr junge P. didactyla, die noch Apothecien ausbilden wird?

    Im Wesentlichen scheibt sich diese Art durch die Flechtenstoffe von P. didactyla zu unterscheiden, weswegen hier C+/KC+ rosa gälte.


    Neben der ersten Thallus im 3. Bild sind noch weitere Thalli mit Soralen links daneben, oder?

    Diese besitzen aber keine wuscheligen Phizinien, wie der größere Thallus.

    Alles die gleiche Art, oder wächst hier alles mögliche quer durcheinander?


    Hast du mal genauer geschaut, was dies hier ist?

    Das sieht fast aus wie Blattflechten mit dunklen Apothecien.


    LG, Martin

  • Hallo Ingo,


    das sind beeindruckende Bilder der Peltigera extenuata, die du zeigst.

    Die Lager wirken sehr groß, viewl größer als ich erwartet hätte.

    Ich dachte, diese Flechte bliebe klein und würde nur kleine, runde schüsselförmige Thalli bilden - dem scheint so nicht zu sein.

    Wie groß wird die Art denn, wenn ich fragen darf?


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    die Lappen von Peltigera extenuata werden in etwa so groß (breit) wie die von kräftiger P. rufescens. Im Wirth wird für P. didactyla eine Lappenbreite von 0,5 - 1 cm und für P. extenuata eine Lappenbreite von 1 - 1,5 cm angegeben. Das deckt sich mit meinen Beobachtungen, wobei meine Fotos Exemplare von P. extenuata zeigen, die unter optimalen Bedindungen herangewachsen sind (der reichliche Regen seit dem letzten Spätsommer hat da sehr geholfen).


    LG Ingo

  • Hallo Ingo, hallo Martin,


    danke für deine Zustimmung, Ingo, bisher sehe ich bei meinen Exemplaren noch keine Langlebigkeit. Bei der Kurzlebigkeit von P. didactyla stimme ich zu, soweit es die Exemplare auf Sand betrifft. Bei denen auf Holz eher nicht, wobei man dazu wahrscheinlich gute Fotoserien braucht, um die Entwicklung der einzelnen Lager zu beurteilen. Bzgl. der Größe kann ich die Bilder ja mal mit Lineal anfertigen. Auf mich wirken die nicht größer als von P. didactyla, was aber bei den wenigen Lappen kaum zu verallgemeinern ist.


    Martin, dass da noch Apothecien kommen glaube ich schon deswegen nicht, weil der Lappen von Nr. 1 ja mittlerweile ziemlich lumpig aussieht, glaube nicht, dass da noch was kommt. Da wo du in deinem ersten Bild die Pfeile drangemalt hast, handelt es sich links oben wohl um ponojensis, das sind keine Sorale, sondern Tautropfen auf Spinnennetz (oder so). Der Pfeil weiter rechts zeigt aber tatsächlich Sorale, der Lappen könnte dazugehören, oder auch nicht. Im zweiten Fall sind wir dann wieder bei widersprüchlichen Angaben, von denen ich eingangs sprach ...

    Auf den Bildern sind mindestens 2 von diesen schwarzen/grünen Flechten zu sehen. Die eine könnte diese recht häufige Bacidia bagliettoana sein (oder so) und dann ist da noch was aus dem Großraum Collema vorhanden (aktuell nicht, da kurz vor Dürre). An Blattflechten mit schwarzen Apothecien mag ich nicht glauben, das ist wohl eher tote Blätter mit den erstgenannten Bacidia. Aber ich schau mir das noch mal an.


    LG, Bernd

  • N'abend,

    ein paar Bilder mit Größenvergleich, alles im ~100 m Umkreis


    P. cf. extenuata

    Nr. 2

    Suchbild, nur ein Lappen davon sieht aus wie extenuata

    Nr. 1

    Suchbild

    das sind nach meinem Verständnis links ponojensis, rechts rufescens

    pflanzliche Reste mit cf. Bacidia sp.

    P. cf. didactyla

    Nr. 3 auf Ameisenhaufen, Sand, das war die Stelle mit dem lichenicolen Bewuchs Lichenicoler Pilz an Peltigera

    Nr. 4 anderer Ameisenhaufen, Sand

    Nr. 5 auf Eichenborke, Totholz, sonnig

    Nr. 6 auf Fichtenbohle, angekohlt, schattig, seit mindestens 2 Jahren präsent

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    einen schönen Überblick zu Peltigera extenuata liefert auch die Fiche bei AFL.

    Die Fotos dort zeigen tatsächlich solche Wuschelchen, exakt so, wie du sie zeigst.

    Wahrscheinlich kennst du das schon, oder ich habe es überlesen. Ich dachte, ich stelle es hier mal ein.

    Überhaupt sind die AFL-Fiches zu den Felchtenarten sehr zu empfehlen!


    LG, Martin

  • Hallo allerseits, ich bin jetzt an anderer Stelle, 30 km hin in einer ehemaligen kleinen Kiesgrube, über einen größeren Bestand an P. extenuata gestolpert. Meistens handelt es sich nur um einzelne Lappen oder kleinere Gruppen, selten etwas größere Flächen. Die Lappen sind kleiner als die von P. didactyla, die ca. 100 m weiter auf Sand zu finden war. Apothecien gab es keine.


    Biotop, hier die Böschung, war aber auch an +/- ebenen Stellen zu finden, so über >100 m2


    Hier waren die büscheligen Rhizinen auch auf der Oberseite zu sehen

    Das war der größte Flecken, den ich gesehen habe, links daneben in grün P. ponojenis im frühen Stadium


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    eine interessante Cladonie zeigst du da noch.

    Hast du schon versucht, herauszubekommen, welche das ist?


    LG, Martin

  • Hallo Martin, ne, Cladonien gab es da etliche.


    ich nehme an, Du meinst diese Art, hier auch mit Apothecium

    dann gab es hier den schönen Kontrast zwischen den Trompeten mit gelbgrünem Lager links, die man, wie ich meine, öfters sieht, und rechts einer mit eher weißlichem Lager, die mir noch nicht untergekommen war

    und auf den Resten der Hügel, die nicht dem Abbau zum Opfer gefallen waren auch strauchige und Cetraria


    LG, Bernd