Tabelle/Liste Zuordnung Trivialnamen zu wissenschaftlichen/lateinischen Namen gesucht

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 636 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Navajoa.

  • Hallo,


    ich hatte am WE einen Pilz-Vortrag. Zum wiederholten male habe ich die teilweise eng regional begrenzte Zuordnung der Trivialnamen bestaunt.


    Der Plan ist, einmal eine Liste zu erstellen, welche die wissenschaftliche/lateinische Bezeichnung und möglichst viele Trivialnamen der Art enthält.


    Von daher suche ich bereits vorhandene Listen. Das Dateiformat ist relativ egal.


    Wer etwas in der Art hat, bitte meldet euch per PN bei mir; vielen Dank!



    Viele Grüße,

    Steffen

  • Hallo Steffen,


    es wird nur für relativ wenige Pilzarten überhaupt Trivialnamen geben, bzw. die die es gibt sind Kreationen von Mykologen / Übersetzungen der wissenschaftlichen Namen, keine Trivialnamen im eigentlichen Sinn. Sondern eine Rückabwicklung des Prinzips, dass man universelle Namen für Taxa einführt, um das Chaos der Trivialnamen zu überwinden. Die meisten Trivialnamen decken sich zudem nicht mit den heutigen Taxa, sondern sind meistens viel breiter aufgestellt, enthalten eine Gruppe ähnlicher Arten oder eine Reihe von Arten mit anderen gemeinsamen Eigenschaften, wie Geruch, Heilwirkung, Standort usw.


    Die größte Sammlung von Pilznamen (volkstümlich und frühe Literaturnamen) im deutschen Sprachraum findet man sicher im 5-bändigen Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen von Heinrich Marzell - man erinnert sich, dass bis in die 1970er die Pilze zu den niederen Pflanzen zählten.


    LG, Bernd

  • kruenta


    Hallo Bernd,


    das mit den Trivialnamen ist ja genau das Problem. Allein in meiner Gegend werden auf kurze Distanzen so unterschiedliche Trivialnamen benutzt, das ist unglaublich.

    So kannte ich z. B. "Sauohren" nicht. Und weiß bis heute nicht, was für ein Pilz gemeint ist. :gkopfkratz:


    Viele Grüße,

    Steffen

  • ...

    So kannte ich z. B. "Sauohren" nicht. Und weiß bis heute nicht, was für ein Pilz gemeint ist. :gkopfkratz:

    ...

    Ich habe das Guggele mal gefragt und so wurde ich zu dieser Seite geschickt:

    Vogtländische Begriffe mit S und Redensarten Übersetzt und gesprochen in vogtländischer Mundart

    Dort wird das Sauohr für den Kahlen Krempling gebraucht.

    Und ganz nebenbei sah ich den "Satanspilz" als Bezeichnung für den Gallenröhrling! :gnichttraurig:



    Ohje!

    Da finden sich noch massig Pilzbezeichnungen die einen mit den Ohren schlackern lassen. :gomg: "Schwarzer Perlpilz" und hastenichjesehn!

  • Für Sauohr nennt Marzell im Index Guepinia helvelloides (also ein Synonym dazu, das ich auch erst nachschlagen musste, Quelle aus Oberbayern) und Peziza sp., wo im Lemma zwar etliche Namen mit Ohr stehen, aber nicht das Schweinsohr, argumentiert wird, plausibel m.E., dass die Ohren für Onotica, die vordem zu Peziza gehörten, gelten würden. Da besteht also schon eine Unsicherheit. Zumal solche Datensammlung Interesse und Kenntnisse an Sprache, Dialekten und den benannten Sachen, in diesem Fall Pilze erfordert - was selten genug vorliegt. Oft heißt es dann nur, dass die Dörfler, die alte Dialektbezeichnungen nutzen, eben keine Ahnung haben und die Sachen "falsch" benennen. Oder wenn es reine Sprachwissenschaftler sind, dann hat man den Eintrag "Begriff XYZ" - 'ein Pilz mit braunem Hut' - weil es davon ja auch sowenig gibt.


    LG, Bernd

  • ...

    So kannte ich z. B. "Sauohren" nicht. Und weiß bis heute nicht, was für ein Pilz gemeint ist. :gkopfkratz:

    ...


    Und ganz nebenbei sah ich den "Satanspilz" als Bezeichnung für den Gallenröhrling! :gnichttraurig:

    ... mit Satanspilz ist der Schönfußröhrling gemeint, wie ich festgestellt habe.


    Sauohren: das es ein Krempling ist, habe ich vermutet, nur haben das die Leute verneint, als ich Bilder gezeigt habe.


    Viele Grüße,

    Steffen

  • Ja das ist ein altbekanntes Problem. Bei meinen Eltern (Mutter aus dem Erzgebirge, Vater aus dem Vogtland) gab es regelmässig einen mittelschweren Familienkrach, wenn es um die Pilzbezeichnungen ging. Einfach, weil die Teile bei uns von Ort zu Ort, ja von Familie zu Familie anders betituliert werden. Hier ein paar Beispiele aus dem Erzgebirge:

    Maronen-Röhrling: Butterpilze, Braunkappen...

    Perlpilze: Champignon, Waldchampignon, "Schamber" (als Abkürzung), Morcheln,....

    Wobei "Champignon" auch gern als generelle Bezeichnung für Blätterpilze geführt wird. Der Erzgebirger geht ja auch "in de Schwamme" und nicht "in die Pilze". Pilze haben Blätter, und "Schwamme" haben Schwammfutter, also Röhrenfutter.

    Scheidenstreiflinge: Röhrlinge (weil die aus einer Röhre wachsen :gomg: ), "Plissee-Röckl"

    Krause Glucke: fette Henne

    Auch "Zischeiner" (=Zigeuner) scheint ein eher allgemeiner Begriff zu sein, unter dem jeder etwas anderes versteht.

    Da kann man schon verzweifeln, wenn einem ein eingefleischter Einheimischer (sog. "Hies-scher") zu erklären versucht, was er am Wochenende alles gefunden hat.

    Der flockenstielige Hexenröhrling wird gern auch als "Feierpilz" (= Feuerpilz) bezeichnet. Und gern wird auch hier der Schönfuss Satanspilz genannt. Furchtbar, wenn man den Leuten ständig erklären muss, das sie den Satanspilz definitiv noch nicht gefunden haben, auch wenn sie felsenfest davon überzeugt sind. Aber im sauren Fichtenmonokulturwald wächst der halt net :gkopfwand:

    VG Corne

  • Hallo Corne,


    genau so ist es! Es ist zum Verzweifeln. Allein "Zischeiner", was die leute darunter alles verstehen...


    Viele Grüße,

    Steffen