Unterschied Champignons, Ackerlinge und Träuschlinge

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 175 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Liebe Pilzfreunde,


    ich habe heute einen kleinen Pilz m.E korrekt als Krönchenträuschling bestimmt. Ich erspare Euch die schlechten Fotos hierzu, mir gehts auch um etwas anderes: Den Pilz zu identifizieren, befriedigt mich nicht. Mir fehlt auch im ansonsten tollen Kosmos-Handbuch von Gminder der Hinweis, was die Unterschiede zwischen den Familien innerhalb einer Ordnung makroskopisch ausmacht, und dann wiederum, was die Gattungsunterschiede exakt definiert. Über die Systematik "finde" ich zwar die Art. Und ich "sehe" mittlerweile meist auch schon im Feld, ob es sich um einen einen Champignon, Ackerling oder Träuschling handelt. Nur: ich kann nicht genau definieren, woran ich das sehe. Was grenzt den Champignon exakt und makroskopisch von den Träuschlingsverwandten ab? Etwa die Lamellenfarbe, oder etwas anderes? Und wenn Lamellenfarbe – stimmt das immer? Und dann weiter: innerhalb der Familie der Träuschlingsverwandten, was grenzt da makroskopisch eindeutig den Träuschling vom Ackerling ab - die schiere Farbenpracht? Usw. ... Über einen Hinweis, wie ich mir in diesen und ähnlichen, eher grundsätzlichen Fragen ohne Mikroskop mehr Klarheit verschaffen kann (Literatur z.B.?) wäre ich sehr dankbar … den so einfach einen Pilz als Art "erkannt" zu haben, macht mir noch nicht so viel Freude.


    Herzlich

    Pilzfreund77

  • Hallo Pilzfreund77,


    Champignons: typischerweise dickfleischige, dickstielige Pilze, oft mit Geruch nach Anis, Marzipan oder auch Karbol/Tinte, oder mit "typischem Champignongeruch", den man in jedem Supermarkt problemlos testen kann, Hut meist weiß, seltener braun oder braunschuppig, Stiel weiß. Lamellen jung rosa. Sporenpulver dunkel schokoladenbraun wie Bitterschokolade. Fleisch verfärbt nach Malträtierung gelb oder rot, selten orange.


    Ackerlinge: ziemlich dünnfleischig/dünnstielig, Geruch mehl- oder kakaoartig, Hutfarbe von weißlich über gelb nach braun reichend, Stiel oft dem Hut gleichfarbig, meist gelblich. Stielring häutig-fetzig. Lamellen nie rosa. Sporenpulver schmutzig braun, erdbraun, tabakbraun.


    Träuschlinge: ziemlich dünnfleischig/dünnstielig (Ausnahme: Rotbrauner Riesenträuschling). Geruch oft leicht rettich-/radieschenartig. Hut oft schmierig-schleimig, Hutfarben sehr variabel. Stielring gerieft/gerippt. Lamellenfarbe grau, oft mit lilafarbigem Stich. Sporenpulver dunkel lilagrau.


    Mikroskopisch sind große Unterschiede da, willst du die auch wissen?


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Lieber Oehrling,


    Ganz herzlichen Dank für deine Antwort! Das mag sich jetzt sehr penibel anhören, aber in gewisser weise beschreibt Deine Antwort genau mein Problem: Wenn der Hut des Champgignons "meist" weiß ist, er "oft" nach Anis riecht, usw., dann sind es eben deshalb nicht die definitiven Abgrenzungsmerkmale. Ich verstehe schon, dass es um die Kombination vieler Merkmale geht - aber das absolute Alleinstellungsmerkmal auch in deiner Auflistung sind die rosa Lamellen, oder? In dieser Art suche ich für mich nicht die allgemeinen Beschreibungen über das, was "oft" oder "meist" zutrifft, sondern die zwingenden Abgrenzungen … mir ist auch klar, dass sich diese Fragen überall, und so auch hier, vom Makro- ins Mikroskopische verschoben haben, aber die Einteilungen müssen ja mal makroskopisch begonnen haben …


    Herzliche Grüße

    Pilzfreund77

  • In dieser Art suche ich für mich nicht die allgemeinen Beschreibungen über das, was "oft" oder "meist" zutrifft, sondern die zwingenden Abgrenzungen

    Nun, wir haben es hier mit der Natur zu tun und nicht mit Menschengemachtem. Zwingende Abgrenzungen findest du in der Mathematik oder der Jurisdiktion, aber nicht in der Pilzkunde. Dazu ist die Pilzwelt noch viel zu unerforscht.

    Wenn alles so klar und einfach wäre, bräuchte man nicht 20 Jahre, um bei Pilzen wirklich durchzublicken.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • In dieser Art suche ich für mich nicht die allgemeinen Beschreibungen über das, was "oft" oder "meist" zutrifft, sondern die zwingenden Abgrenzungen

    Nun, wir haben es hier mit der Natur zu tun und nicht mit Menschengemachtem. Zwingende Abgrenzungen findest du in der Mathematik oder der Jurisdiktion, aber nicht in der Pilzkunde. Dazu ist die Pilzwelt noch viel zu unerforscht.

    Wenn alles so klar und einfach wäre, bräuchte man nicht 20 Jahre, um bei Pilzen wirklich durchzublicken.

    FG

    Oehrling

    Lieber Oehrling,


    ja, vielleicht suche ich etwas, was ich so gar nicht finden kann. Ich verstehe schon: Charakterisieren, statt definieren. Andererseits: Wenn der Pilz rosa Lamellen hat, ist es definitiv kein Ackerling. Das wäre also schon zwingend. Schreibst Du selbst. Aber wenn er einen weißlichen Hut hat, ist Champignon zwar wahrscheinlich, aber es ist nicht zwingend kein Ackerling. Das wäre also kein sicheres Abgrenzungsmerkmal ...


    Nun, jedenfalls werde ich meine Frage wohl die nächsten 20 Jahre, wenn ichs denn solange mache auf diesem Planeten, selbst ergründen müssen und abwarten, ob und gegebenenfalls welche eindeutigen Begriffe hier (makroskopisch) möglich sind …


    HG

    Pilzfreund77

  • Hallo Pilzfreund,


    ich habe schon öfters Leute den Rissigen Ackerling mit einem Champignon verwechseln sehen, das ist also keinesfalls außerhalb der Welt.

    Freilich gibt es auch noch etliche mikroskopische Merkmale zur Unterscheidung von Champignon, Ackerling und Träuschling. Z. B. sehen Champignonsporen extrem anders aus als Ackerlingssporen und die nochmal anders als Träuschlingssporen, und Träuschlinge haben Chrysozystiden, die Ackerlinge oder Champignons nicht haben. Also da gibt es schon recht harte Kriterien der Abgrenzung. Aber die kannst du erst dann richtig würdigen, wenn du mikroskopierst - und das kostet aber mal richtig Zeit und Geld..


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!