Alle Jahre wieder... Pilzvergiftung

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  • Hallo miteinander,


    BLÖD - Pilzvergiftung


    es ist ja eigentlich jedes Jahr das gleiche. Aktuell wie hier im BILD.de Artikel mal wieder der Knollenblätterpilz. Ich kann sagen das ich in meinem Umfeld dieses Jahr schon mehrfach Bilder bekommen habe die ich bestimmen sollte (Ich mache das ja auch nur Hobbymäßig und 99% der Bilder tue ich mit: lass es lieber - ab). Ich kann einfach nicht verstehen wie man in den Wald gehen kann, sich Pilze raussucht, mitnimmt und sogar noch zubereitet obwohl man nicht mal im Ansatz einen Knolli von einem Steinpilz unterscheiden kann. Ich komme zwar nicht aus NRW (wie hier im Artikel beschrieben) aber da sollte es doch eine ganze Menge PSVler geben oder nicht? Hier bei uns ist das in der Tat eine Seltenheit.


    Wie auch immer. Ich habe dieses Jahr aber ganz besonders das Gefühl das viele Leute nur haarscharf an einer Vergiftung vorbei schrammen. Wie sieht das bei euch so aus? Oder wurdet ihr eventuell sogar selbst schon mal zu einem "Patienten"?


    Grüße aus der Altmark

    Nils

  • Hallo,


    also Pilze kommen vermutlich nicht in die Top-1000 der Todesursachen. Und so viele richtig giftige Pilze, bei denen man den Tod oder andere schwere, bleibende Schäden erleidet, gibt es nicht. Bei den meisten kommt man mit ein paar Tagen Verdauungsstörungen oder ähnlich davon. Dass bestimmte Pilze giftig sind, weiß man ja auch nur, weil es Leute ausprobiert haben, idealerweise so dokumentiert, dass man den Schaden auch einer Pilzart zuordnen konnte. Es gibt keine Möglichkeit, die Giftigkeit von Pilzen theoretisch vorherzusagen (Gut, man kann durch Nachweisreaktionen irgendwelcher Art z.B. sagen, dass dort Substanz A enthalten ist, und die ja bekanntlich giftig für den Menschen ist - das verlagert das Problem aber nur, denn dass A giftig ist, weiß man woher? Genau, es wurde ausprobiert.)


    Auf der anderen Seite gebe ich Dir vollkommen recht, dass es eigentlich Allgemeinwissen sein sollte, dass es giftige Pilze/Früchte/Viecher usw. gibt. Und dass zudem nicht jeder alles verträgt, dass man also kleine Mengen versucht und nicht Körbe unbekannter Pilze sammelt. In großen Teilen liegt das wohl auch an den unterbrochenen Traditionslinien. Früher lernten die Leute von Eltern, Großeltern oder Nachbarn in ihrem Dorf ein in der Region übliches Set von Speisepilzen kennen. Aus dem in der Region vorhandenen Angebot an Pilzen. In manchen Regionen kann es eben durchaus zutreffend gewesen sein, dass alle Pilze mit Röhren, die da wachsen, essbar sind. Dann zieht man woanders hin und plötzlich hat man den Gallenröhrling oder Satan und die Weisheit der Kindertage funktioniert nicht mehr. Oder es sind Leute, die noch nie mit Pilzen zu tun hatten und einer Mode folgen.


    LG, Bernd

  • Lieber Nils,


    ich hatte schon Pilzvergiftungs-Verdachtsfälle, die mich genauso ratlos zurückließen wie dich. Denn bei der jährlichen Artikelflut zum Thema Pilze, die dankenswerterweise jeden Herbst übers Land schwappt, hätte ich eigentlich angenommen, dass alle schon mal über die Information gestolpert sind, dass es viele giftige Pilzarten gibt, und man sich auskennen sollte, bevor man welche davon isst.


    Ein paar meiner Highlights waren der Pilzsammler, der einmal durch den Wald gefegt hat und alles, was er gefunden hat, in die Pfanne gehauen hat: Röhrlinge (unter anderem Gallenröhrlinge), Safranschirmlinge, Perlpilze (!), und noch ein paar andere Arten - ohne einen Hauch von Ahnung von Pilzen zu haben. Trotz der Gallenröhrlinge hat er das gegessen. Wie durch ein Wunder war in den Putzresten aber tatsächlich nichts wirklich Giftiges dabei.


    Oder der Pilzsammler, der im Krankenhaus war und sagte, er habe einen Pilz gegessen, der kein Fliegenpilz war. Denn der hatte ja keine weißen Punkte auf dem roten Hut. Auf meine Frage hin, was er denn glaubte, gegessen zu haben (ich hatte eigentlich mit "Apfeltäubling" oder sowas gerechnet) kam nur wieder "keinen Fliegenpilz". Nunja, natürlich war es doch ein Fliegenpilz - mit abgewaschenen Punkten.


    Oder das Paar, das Champignons im Garten gefunden hat (für Vergiftungen mit dem Karbolegerling habe ich ein gewisses Verständnis - viele denken, wenn sie sicher sein können, dass es ein Champignon ist, und kein Knollenblätterpilz, sind sie fein raus). Sie hatten nach der Mahlzeit Bauchweh. Als ich erläutert habe, dass der Karbolegerling eigentlich echt fies riecht, zumindest für die meisten Menschen, und auch so fies schmeckt, meinte der Mann: "Oh, ja, jetzt, wo Sie es sagen: Lecker waren die eigentlich wirklich nicht". Mussten natürlich trotzdem aufgegessen werden.


    Verwirrend fand ich auch den Fall, wo eine Nebelkappe gegessen wurde - als Ziegenlippe 🤔


    Einen schweren Vergiftungsfall hatte ich dieses Jahr aber noch nicht, und ich hoffe, das bleibt auch so.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Guten Morgen


    Gestern wurde ein Artikel im netzt veröffentlicht, wo von Pilzvergiftung bei Kindern die Rede war. Ich glaube alle waren so um die 10-11 Jahre alt. Es soll sich um einmal 2 und völlig unabhängig von dieser Familie, um ein Kind handeln, die jetzt um ihr Leben bangen. Es soll sich in diesen Fällen um Vergiftung mit dem Grünen Knollenblätterpilz gehandelt haben. Alle 3 Fälle brauchen eine Spenderleber.

    Jetzt frag ich mich, haben die keine Eltern? (Andere Personen waren wohl nicht betroffen). Passt da Niemand auf, was da so gegessen wird?

    Bereiten Kinder oder Jugendliche sich aus Spaß irgendwelche Sachen zu? so ein bisschen Outdoor-mäßig?

    Mein Sohnemann arbeitet als Erzieher in einer Kita, schickt mir ab und zu Bilder, wenn er etwas findet auf dem Gelände. Grüne Knollenblätterpilze erkennt er eigentlich in jedem Stadium. Das hab ich ihm schon als Kind oft genug gezeigt. Neulich kam ein Foto mit einem Spitzkegligen Kahlkopf, zumindest glaube ich den anhand eines Fotos erkannt zu haben.

    Entweder der Bericht war Fake....oder die Leute haben wirklich null Ahnung.


    Grüße Frank

  • Hallo,


    ich habe mich vorgestern mit einem Bekannten unterhalten, der seit Jahrzehnten Pilze sammelt und eigentlich eine gute Artenkenntnis hat. Er sammelt bevorzugt Mischpilze und besonders gerne Rauchblättrige Schwefelköpfe und Stockschwämmchen.

    Er wusste bis vorgestern nicht, dass das Stockschwämmchen mit dem Gifthäubling einen tödlich giftigen Verwechslungspartner hat. Demnach hat er also viel Glück gehabt. Gerade ältere Leute haben meistens keine aktuelle Literatur und sammeln daher nach wie vor Arten wie den Grünling, die Nebelkappe oder den Kahlen Krempling. Scheinbar war der Gifthäubling früher auch kein großes Thema.


    Daher halte ich eine Vergiftung mit dem Gifthäubling in diesem Fall auch für nicht unwahrscheinlich. Soweit ich das dem Artikel entnehme handelt es sich um eine Amanitin-Vergiftung. Dass Grüne Knollis verzehrt wurden steht in dem Artikel nicht. Leider sind die Artikel ziemlich schlecht recherchiert. Die Möglichkeit einer Vergiftung durch den Gifthäubling oder (im unwahrscheinlichsten Fall) durch Lepiota Arten wird nicht einmal erwähnt.


    VG Cornelius

  • Hallo zusammen,

    (Andere Personen waren wohl nicht betroffen). Passt da Niemand auf, was da so gegessen wird?

    Ich denke zum einen, dass wahrscheinlich noch nicht viel bekannt ist oder nicht viele Informationen rausgegeben wurden. Einige KHs sind ja durchaus Datenschutz-sensibel.


    Mangelnde Kenntnisse verbunden mit dürftiger Recherche könnten aber mE zusätzlich eine Rolle spielen.


    Aber in dem Artikel, den ich auf der BR-Seite heute früh las, war auch von einem erwachsenen Mann die Rede, der betroffen ist.

    Die Möglichkeit einer Vergiftung durch den Gifthäubling oder (im unwahrscheinlichsten Fall) durch Lepiota Arten wird nicht einmal erwähnt.

    Sollte es tatsächlich so sein, dass in einem der Fälle nur Kinder betroffen sind, würde ich Lepiota nicht für so unwahrscheinlich halten.


    In einer PSV-Fortbildung wurde jedenfalls mal ein Fall vorgestellt, bei dem nur ein oder mehrere Kinder eine Amanitin-Vergiftung hatten, obwohl die ganze Familie Pilze gegessen hatte, und die Ursache war, dass die (eigentlich diesbezüglich vermeintlich recht erfahrenen) Eltern Riesenschirmlinge gesammelt hatten und die Hüte dann einzeln als Pilzschnitzel gebraten und verteilt hatten, nach dem Motto "große Leute große Pilze, kleine Leute kleine Pilze"....


    Beste Grüße

    Sabine