Bestimmungshilfe Täubling

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  • Hallo,

    ich habe einen mittelgroßen rötlichen Täubling gefunden und versuche diesen zu bestimmen - gestaltet sich aber als schwierig. Daher würde ich mich sehr über Hilfe freuen :)


    Standort: Mischwald an einem Waldweg auf Rasen. Einige Baumarten/Gattungen waren vorhanden und direkt benachbart: Salix, Betula, Fagus, Quercus, Picea, Pinus.


    Geschmack: Mild, höchstens leicht schärflich in den Lamellen, aber kaum wahrnehmbar.


    Geruch: Fruchtig, obstartig, an R. fellea erinnernd.


    Makroskopische Merkmale:

    Größe: Hut bis 6,5 cm, Stiel bis 2 cm.

    Hut: +/- dunkel-/weinrot mit weißlichen Bereichen. Ein Exemplar mit etwas olivlichem Einschlag, Geruch aber gleich. Möglicherweise eine Doppelkollektion, daher beziehen sich alle hier angegeben Ergebnisse auf die deutlich rötlichen Arten mit stark gefärbten Lamellen.

    Lamellen: deutlich ockergelb.

    Stiel: weiß bleibend, das olivliche Exemplar mit gelblich-ockerner Verfärbung an der Stielbasis.

    Fleisch: Weiß bleibend, auch im Anschnitt und über Nacht.



    Chemische Reaktionen:

    Eisensulfat: rosa.

    Phenol: +/- dunkelrot nach 1-2 Minuten:



    Sporenpulver: 4B-C.


    Mikroskopische Merkmale:

    Sporen: Teilnetzig ornamentiert. 7-8-9 x 6-6,5-7 µm. Durchschnitt (20): 7,85 x 6,4 µm. Fotos in Melzers:


    Hutstruktur:

    Haare: Vorhanden, soweit ich das beurteilen kann. Zumindest gibt es haarartige Hyphenstrukturen, die sich nicht in SV einfärben lassen. Auf den Bildern sind diese aber gemischt mit anderen Strukturen (vermutlich Pileozystiden?) und die Bilder sind leider nicht so gut geworden...:


    Pileozystiden: Vorhanden, zumindest lassen sich die Strukturen gut in SV anfärben. Es ergibt sich eine weinrötliche Färbung:


    Inkrustierte Primordialhyphen: Ich denke, dass hier keine vorliegen. Zwar sieht man inkrustierte Strukturen in Karbolfuchsin, ich denke aber das sind die dann wohl inkrustierten Pileozystiden (?):



    Nun ja, wie man wahrscheinlich gemerkt hat, bin ich mir nicht sicher, ob ich die mikroskopischen Strukturen richtig eingeschätzt habe. Dennoch möchte ich an dieser Stelle noch kurz meine Schlüsselwege (Marxmüller/Bresinsky) darstellen.


    Zunächst komme ich natürlich in die ockersporigen Genuinae.


    Dort gehe ich über Geschmack mild.


    Aufgrund des kompottartigen Geruchs und des Nichtverfärbens des Fleisches werde ich dann nach R. globispora gefragt, den man wohl auf Basis der Sporenmaße ausschließen kann.


    Dann schlüssele ich mich aufgrund der anwesenden Pileozystiden an R. aurea und den Olivaceinae vorbei, obgleich mir bei zweiteren zumindest die Phenolreaktion passend erschien.


    Dann schlüssele ich mich ebenfalls wegen der Pileozystiden an R. pseudointegra, den Laetinae, den Chamaeleontinae, den Amethystinae, den Viridantinae und den Integroidinae vorbei.


    Und dann komme ich zu einem Schlüsselpunkt, der die Anwesenheit von Pileozystiden bei gleichzeitiger Abwesenheit inkrustierter Primordialhyphen nennt. Allerdings wird dort gesagt "Pileozystiden selten inkrustiert". Nun ja, selten ist ja nicht nie kann man sich denken, allerdings ergeben sich hier für mich zwei Fragen: 1. Habe ich Pileozystiden und Primordialhyphen verwechselt? Da Primordialhyphen laut Marxmüller/Bresinsky keine Reaktion auf SV zeigen sollten, gehe ich mal nicht davon aus, da die inkrustierten Strukturen mit SV anfärbbar sind. 2. Schätze ich die angebliche Inkrustierung der Pileozystiden falsch ein? Kann sein, aber ich finde, es sieht den Bildern von Kuhmaul im folgenden Post ählich: RE: in der Russula Bredouille.


    Na gut, dennoch gehts erst mal weiter: Fleisch färbt nicht grün mit Eisensulfat, daher erneut an den Viridantinae vorbei.


    Dann kommt ein Schlüsselpunkt, den ich etwas schwierig finde, dabei ist die Frage, ob es eine kleine Art sei. Ich würde hier aber schon sagen, dass der Fruchtkörper zumindest mittelgroß ist. Der Stiel ist schließlich dicker und der Hut breiter als im Schlüssel angegeben, außerdem gibt es deutlich kleinere Täublinge.


    Dann gehe ich über Hut rot.


    Als nächstes schlüssele ich mich auch an den Paludosinae vorbei, da mein Sporenpulver im 4er Bereich liegt.


    Dann könnte ich über Stiel weiß gehen, dabei werden auch noch inkrustierte Pileozystiden genannt, was meiner Einschätzung nach ja passen würde. Allerdings werden zusätzlich auch wieder Primordialhyphen genannt, die ich nicht erkennen konnte. Die Alternative ist aber, dass die Pileozysiden nicht inkrustiert sind, was (denke ich) nicht der Fall ist, wenn ich nicht Pileozystiden und Primordialhyphen verwechselt habe. Daher komme ich wohl über den Schlüssel erst mal zu den Laetinae.


    Dort kann ich R. aurea wohl erneut ausschließen. Unter anderem ist der Hut unter der Huthaut weiß und nicht gelb.


    Nun gehe ich mal weiterhin davon aus keine Primordialhyphen zu haben, dazu sind die Sporen nicht eindeutig isoliert ornamentiert. Damit komme ich zu:


    1. R. font-queri

    2. R. lundellii

    3. R. rubroalba

    4. R. nuragica


    Für R. font-queri würde mir schon mal Sporenpulver 4a nicht passen, allerdings finde ich die Übergänge schon ziemlich fließend...Dafür würde bei R. lundelii nicht passen, dass ich meine Septen in den Pileozystiden zu erkennen. Für R. rubroalba passt mir unter anderem 4d als Sporenpulver nicht. R. nuragica kommt als mediterane Art wahrscheinlich ohnehin nicht in Frage. Wenn ich mich jetzt entscheiden müsste, würde als wahrscheinlich am ehesten in Richtung R. lundellii gehen, aber auch daran glaube ich nicht so richtig. Naja mit alternativen Schlüsselwegen (nicht inkrustierte Pileozystiden) käme ich bei der scharfen R. maculata und der wohl auch scharfen R. nympharum raus. Passt aus gegebenen Gründen ja auch nicht. Wenn ich nun sage, dass es doch eine kleine Art ist, komme ich bei den Tennelae raus. Dort komme ich wegen des kompottartigen Geruchs bei R. nitida oder R. versicolor raus, die aber größere Sporen hätten oder gilben oder isoliertwarzig wären. Danach komme ich dann zu R. odorata, der mir noch am besten gefällt. Allerdings ist mir mein Exemplar zu groß und ein gelbes Anlaufen des Stiels (auch über Nacht) kann ich nicht beobachten, scheint aber wohl relevant zu sein. Siehe hier: https://www.123pilze.de/000For…A4ubling-russula-odorata/. Hätte ich doch Primordialhyphen, könnte man auch noch über R. laeta nachdenken, allerdings würde ich die Verfärbung der Pileozystiden in SV nicht als grau oder grauschwarz einschätzen.


    Also viel Text für die Fragen: Kann mir jemand sagen wo ich falsch abgebogen bin? Hab ich was offensichtliches übersehen? Hätte jemand einen Tipp für die weitere Bestimmung?


    Vielen Dank!

  • Lieber Beflockter Kaiserling


    Danke herzlich für dein detaillierter Fundbericht.


    Ich bin kein Experte, dennoch möchte ich meine Überlegungen einbringen.


    Aufgrund der Phenol Reaktion deines Fundes müsste es sich eigentlich schon um eine Integrinae handeln welche du ja auch begutachtet hattest, jedoch aufgrund fehlender Pileo‘s diese verworfen hast.


    Ich habe mir aus der Sektion noch R. Romellii betrachtet. SPP mit IVc, teilnetzige Sporen und eine braunviolette Phenolreaktion wären seine Eigenschaften.


    Zudem würde dieser dazu (halt nur kaum reagierende Pileo,s) ausweisen. Der Geruch dieses ist zwar nicht markant wie bei R. Fellea wahrzunehmen, dafür wären aus der Sektion R. Alutacea oder R. Vinesobrunnea bessere Kandidaten, jedoch weisen sie keine Pileo‘s aus.


    Ich bin auch sehr gespannt, was zu deinem Fund für Statements der Experten abgegeben werden.


    Beste Grüsse

    Corinne

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben. Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Hallo Corinne,


    ich danke auch herzlich für deine Antwort. Ich hab das mal im Schlüssel versucht nachzuvollziehen. Zu R. romellii würde ich kommen, wenn ich im Schlüssel über "keine roten oder orangenen Farben im Hut" gehe. Da das ja mit Täublingen und Hutfarben so eine Sache ist, könnte man diesen Weg sicherlich gehen. Dann kann ich Nadelwaldarten nicht ausschließen, aber R. integra und R. campestris haben größere Sporen als mein Exemplar. Dann stellt sich die Frage ob ich die Abwesenheit von Primordialhyphen korrekt eingeschätzt habe...wenn ich davon ausgehe, lande ich über das netzige Ornament tatsächlich bei R. romellii. Allerdings ist in Marxmüller/Brensinsky als Sporenpulver 4d angegeben, aber selten auch 4a-c...darüber hinaus würde ich meinen Pilz eher als hart als als weich bezeichnen. Und so richtig "schmächtig" finde ich die Pileozystiden auch nicht, aber vielleicht braucht man mehr Erfahrung, um das zu beurteilen. Allerdings wird eine Breite der Pileozystiden von 5-6 µm im Buch angegeben. Meine liegen zwischen 6 und 10 µm, mit einer Häufung bei 7 und 8 µm. Ansonsten finde ich den Tipp aber sehr gut, letztlich funktioniert die Bestimmung ja auch mehr über das Gesamtbild als über einzelne Kriterien. Nur brauche ich da mehr Erfahrung, um das richtig einzuschätzen, besonders, wenn einige Merkmale nicht zusammenpassen.


    Ansonsten hätten mir R. alutacea und R vinosobrunnea auch ganz gut gefallen, aber wie du schon schriebst, denke ich schon erst mal, dass meine Strukturen Pileozystiden sind.


    Beste Grüße!