Riesenschirmpilze

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 476 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,

    wahrscheinlich sind es mittlerweile alle leid diese Frage zu beantworten, aber ich habe nach dem Waldspaziergang nun 2-3h damit verbracht etwas dazu zu finden und bin weiterhin nicht wirklich weiter gekommen. Die Aussagen sind zum Teil widersprüchlich...

    Habe heute unter anderem folgende Riesenschirmlinge gefunden:

    Die stehen jetzt im Wasser, da einige noch nicht ganz aufgegangen sind (der eine hinten links war noch so gut wie ganz zu). Da ich die noch nie gesammelt habe aber immer wieder von denen was gesehen/gehört habe (in diversen Videos), dachte ich mir diesmal, dass ich welche mitnehme.

    Vor Ort schienen sie mir alle gleich zu sein - Zuhause habe ich aber gemerkt, dass sie zumindest einen Farbunterschied aufweisen. Auf dem Foto habe ich sie so "sortiert", dass die 4, die mir was "gräulicher" erscheinen, links sind und die anderen 6 rechts.


    Nun zu meinem Problem: überall steht, dass die Natterung ausschlaggebend ist. Bis auf einen oder vielleicht zwei dieser Pilze ist aber eigentlich keine zu sehen...Ich bin super verwirrt. Einerseits wird gesagt, dass diese Natterung wichtig ist und andererseits wird aber kein direkter giftiger Verwechslungspartner genannt, der sich nur an dieser Natterung unterscheiden würde. Außerdem habe ich bereits Fragen wie diese hier gefunden: https://www.123pilze.de/000For…irmling-mit-grauem-stiel/ wo es heißt, dass es durchaus sein kann, dass die Natterung kaum zu erkennen sei und gleichzeitig gibts aber auch posts wie diese: https://www.123pilze.de/000For…rasol-giftig-oder-essbar/ wo das Fehlen der Natterung teilweise als absoluter Alarm gesehen wird...


    Außerdem verschiebt sich bei allen der Ring und *keins* der Pilze riecht unangenehm. Ich habe mal 2 von den "linken" etwas mehr gräulichen Pilzen genommen und 2 von den anderen und genauer abfotografiert. Hier die Fotos (in der Reihenfolge links->rechts):

    Pilze 1-4

    Das Ding ist aber auch: die beiden rechten Pilze (also 3 und 4) sehen auf den Fotos (die ich mit Blitz gemacht habe) an den Verletzungen *deutlich* rötlicher/bräunlicher als ohne Kamera. Die Verfärbung ist mit bloßem Auge eigentlich kaum zu erkennen...Nun haben mich die Fotos, die ich eben extra für den Post gemacht habe, noch mehr verunsichert...aktuell bin ich dabei, dass die linken beiden entweder ganz normale "Parasole" oder Sternschuppige sind und die rechten beiden (somit auch alle 6 rechts vom Foto in den Kölschgläsern) ggf. Safranschirmlinge sein könnten...


    Ideen? Ich werd sie wahrscheinlich so oder so alle auf den Kompost werfen, da ich aktuell komplett durcheinander bin. Bin auch total verwundert, dass dieser angebliche "Anfängerpilz" für mich so schwierig ist eindeutig zu bestimmen. Die fehlende eindeutige Natterung (auch wenn ich sie mir natürlich trotzdem bei allen "dazudenken" kann, weil sie hier und da ganz leicht doch erkannt werden kann) verwirrt mich total...

    Kann es denn sein, dass diese unter Umständen bei den Riesenschirmlingen gar nicht auftritt, weil sie z. B. Wetterbedingt so langsam wachsen, dass die graue äußere Stielhaut einfach gar nicht oder so gut wie gar nicht reißt und der Stiel einfach glatt grau bleibt??

  • Hallo SwanRonson,


    die perfekten Anfänger-Parasole mit glasklarer Natterung sind deine Exemplare natürlich nicht. Der sicherste Weg wäre natürlich, du suchst weiter bis du solche ganz typischen Exemplare wie du sie von Fotos kennst findest und begnügst dich halt mit weniger "Beute".


    Ich würde deine Pilze ohne Gewähr schon beim Rötenden Riesenschirmling (Macrolepiota rhodosperma) bzw. zumindest in dieser Gattung einordnen. So ein richtiges Röten wie bei Safranschirmlingen sehe ich nicht, auch wenn es an Kratzstellen etwas braunrot wird. Auch der Kontrast und die Textur der Hutschuppen sprechen für mich für die Gattung Parasol. Du könntest noch auf den nussig aromatischen Geruch an den Lamellen prüfen, den sollten die giftigen Safranschirmlings-Arten auch nicht aufweisen.


    LG

  • Einerseits wird gesagt, dass diese Natterung wichtig ist und andererseits wird aber kein direkter giftiger Verwechslungspartner genannt, der sich nur an dieser Natterung unterscheiden würde.

    Die Natterung würde ich als Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Riesenschirmlingen (Macrolepiota) und Safranschirmlingen (Chlorophyllum) bezeichnen. Alle Riesenschirmlingen sind gute Speisepilze. Auch viele Safranschirmlinge sind essbar, aber der giftige Verwechslungspartner mit verschiebbarem Ring und ohne Stielnatterung wäre hierzulande der gerandetknollige Garten-Safranschirmling Chlorophyllum brunneum. Dann gibt's auch noch den Grünsporschirmling Chlorophyllum molybdites, der hierzulande aber außer in Gewächshäusern kaum anzutreffen ist.


    Die Natterung bei Macrolepiota kann durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein, und unterscheidet sich außerdem farblich zwischen manchen Arten innerhalb der Gattung. Dass die äußere Stielhaupt aber überhaupt nicht aufgerissen ist, kenne ich bei Macrolepiota nur bei sehr kleinen, jungen Fruchtkörpern (siehe z.B. hier: RE: Junger Steinpilz? ), möchte aber nicht völlig ausschließen, dass das in sehr seltenen Einzelfällen überhaupt nicht passiert. Insgesamt würde ich die Natterung schon als ein entscheidendes Merkmal bezeichnen.


    Bei allen 4 deiner Pilze, die du einzeln zeigst, sehe ich übrigens eine Stielnatterung, auch wenn sie bei den beiden "rechten" Pilzen schwieriger zu erkennen ist. Recht deutlich ist es noch im letzten Bild, da siehst du, dass etwas auf Höhe deiner Finger die Stielhaut aufgerissen ist (im Wesentlichen durch dünne, vor allem horizontale weiße "Linien").


    Zusammenfassend würde ich also alle deine Pilze für Riesenschirmlinge/Macrolepiota halten. Ob und welche Arten neben dem gemeinen Parasol da dabei sind, bin ich mir selbst nicht ganz sicher. Das soll aber keine Essensfreigabe sein, das kann natürlich nur ein Pilzsachverständiger vor Ort machen.


    Inwieweit Parasole "Anfängerpilze" sind, kann man sich natürlich streiten. Wenn man alles stehen lässt, wo man nicht den verschiebbaren Ring oder die Stielnatterung klar erkennt (man muss ja auch nicht jeden potentiellen Parasol mitnehmen), kann man da glaube ich schon relativ sicher sein.

    Und auch bei eine Verwechslung mit Safranschirmlingen endet hierzulande normalerweise nicht tragisch.

    Gefährlich könnte es vor allem bei den kleineren Verwandten, den teilweise tödlich giftigen Arten der Gattung Lepiota werden, die aber neben der geringeren Größe allesamt auch keinen verschiebbaren Ring haben.

  • Moin, also ich sehe da die Natterung. Die muss ja nicht überall zu sehen sein und ist selten wie im Bilderbuch. Üben, vergleichen, mal mit nem PSV die Funde besprechen, das schafft die nötige Sicherheit.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hi SwanRoson,


    "Parasol" (im Sinne von verschiebbarer Ring + genatterter Stiel) ist eigentlich eine Sammelart, es gibt also mehrere Arten, die sich dahinter verbergen. Darunter gibt es welche, bei denen die Natterrung sehr undeutlich und feinschuppig ist, und solche Exemplare sehe ich bei dir - wie Lockpicker es oben auch schon sagt, halte ich deine Pilze zumindest zum Teil für Macrolepiota rhodosperma, den Sternschuppigen Riesenschirmling. Erkennbar daran, dass die Hautschuppen grob aufreißen, oft in der Mitte des Huts ein Stern liegen bleibt, mit kleineren Fruchtkörpern im Vergleich zum Gemeinen Riesenschirmling, eben der schlecht zu erkennenden feinen Natterung und rosa Sporenpulver (das sehen wir natürlich nicht, aber zumindest ein rosa Reflex in den Lamellen lässt sich erkennen, wobei das natürlich auch dem Kunstlicht geschuldet sein könnte).


    Ansonsten das was Claudia/Wutzi sagt, Übung und Austausch (gerade mit Leuten die schon mehr wissen und dir live zeigen können, worauf zu achten wichtig ist) hilft ungemein.

  • Hi und vielen Dank für die schnellen und zahlreichen Antworten!


    Dann lag ich mit meiner Vermutung auf den Sternschuppigen gar nicht so daneben. Habe eben nochmal den Wikipedia-Artikel zu gelesen und wurde nochmal auf die Hutgröße aufmerksam. Diese ist natürlich kein ausschlaggebenes Merkmal - allerdings sind all die Exemplare nur um die 12-15cm groß und die Hutschuppen gehen auch am Rand leicht ab.


    Außerdem röten die alle nicht am Fleisch und wie schon gesagt, stinkt auch keins davon. Haben alle eher einen milden pilzigen Geruch. Das schließt doch den "Chlorophyllum brunneum" so ziemlich aus, oder?


    Jedenfalls ne Menge gelernt :)

  • Exemplare nur um die 12-15cm groß und die Hutschuppen gehen auch am Rand leicht ab.


    Außerdem röten die alle nicht am Fleisch und wie schon gesagt, stinkt auch keins davon. Haben alle eher einen milden pilzigen Geruch. Das schließt doch den "Chlorophyllum brunneum" so ziemlich aus, oder?

    Na den hast du doch gerade mit deiner Beschreibung ausgeschlossen, oder? ==Gnolm7

    Lieben Gruß


    Claudia


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