Blauer Klumpfuß oder was anderes?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 380 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Guten Abend allerseits,


    heute habe ich im thermophilen Eichen-Buchen-Mischwald auf eher basischem Lösslehm im Weinbaugebiet bayrischer Untermain diese hellblauen Cortinarien gefunden. Zunächst dachte ich an den Blauen Klumpfuß und habe mit den Angaben bei Pilzwelten und 123 Pilze verglichen. Das passte vom Foto und Beschreibung eigentlich ganz gut, aber laut diesen Quellen soll der Blaue Klumpfuß einen unangenehm stinkend widerlichen Geruch haben, was meine Exempare definitiv nicht haben. Die haben einen schwachen, aber deutlich wahrnehmbaren Geruch, den ich als "leicht süßlich" und angenehm bezeichnen würde.


    Also im Gminder/Karasch nachgeschlagen, die dortige Ludwig-Zeichnung passt eigentlich ganz gut, Hutfleisch blass, Stielfleisch blau und Knollenfleisch etwas gelb-bräunlich. Dort steht auch was von Geruch nach Ovomaltine und schartigen Lamellenschneiden - passt auch. Aber bei der nächsten Art (Schönvioletter Klumpfuß) steht auch, dass es außer den vorgestellten noch etwa ZWANZIG =O weitere +/- violettblau getönte Klumpfüße gibt.


    Damit nicht genug, wenn ich bei Keller/Winkler nachschlage, sieht der dort abgebildete Blaue Klumpfuß ganz anders aus als die Zeichnung bei Gminder Karasch, nämlich ein sattes violettblau.


    Also wieder nix mit selbständiger Cortinarienbestimmung. Korrekturvorschläge und Anmerkungen sind willkommen. Laugenprobe könnte ich noch nachliefern, falls man damit das Feld der Kandidaten eingrenzen kann.


    Beste Grüße,


    Frank


  • Danke für deinen Hinweis. Ja, sieht sehr ähnlich und ist wahrscheinlich etwas zu hellblau für den Blauen Klumpfuß. Dann wäre tatsächlich einmal eine Zeichnung von Ludwig etwas daneben. Bisher habe ich die Zeichnungen von Ludwig im Gminder/Karasch sehr geschätzt, die haben oft den Nagel auf den Kopf getroffen und waren manchmal hilfreicher als Fotos.


    Hast du auch einen Längsschnitt und Geruchsbeschreibung von deiner Kollektion?


    Gruß,


    Frank

  • Hi,

    die Aufnahme ist tatsächlich nicht 100% farbecht, macht alle Farben etwas blasser als sie sind. Das Blau der ganz jungen Fruchtkörper war in natura wirklich atemberaubend.

    Längsschnitt habe ich hier:

    Geruch würde ich als ganz leicht parfümiert beschreiben.

    Viele Grüße

  • Werner Edelmann ja, aber dann wäre die Aufnahme im Keller/Winkelmann (erste Auflage, Seite 647 unten) farblich ziemlich daneben.


    Schrumz einen Tipp für etwas farbechtere Aufnahmen: helle Fruchtkörper auf hellem Untergrund fotografieren, nicht auf dem dunklen Gras. Nach meinen Erfahrungen kann man dann etwas bessere Farbtreue erreichen.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo zusammen,

    ja das sind ganz typische C.caerulescens.

    Es soll da zwar genetisch noch eine zweite Art bei Eiche geben, die eher mediterran verbreitet ist, da gibt es aber noch keinen gültigen Namen

    Die Martinelli Bilder im Winkler/Keller sind grenzwertig, in der 2. Auflage, die ich bei den Phlegmacien etwas redigiert habe, wurden ein paar definitiv falsche Fotos getauscht. Eine komplette Überarbeitung war aber nicht möglich, das wurde wohl vom Verlag nicht akzeptiert.

    LG

    Uwe

  • Danke Uwe für die Erklärung. Also sind die Zeichnungen vom Ludwig rehabilitiert, mit denen bin ich bisher ganz gut gefahren bei meinen Bestimmungsversuchen.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Für mich sieht das schon so aus wie ich C.caerulescens kennen gelernt habe: blauer Hut mit einem leicht metallischen Glanz, der schnell von der Hutmitte ausbleicht und nach ockerlich umfärbt. Dazu die erwähnten Velum-Fetzen auf dem Hut. Laut Ludwig stark schartige Lamellen, was zu Deinem Fund ebenfalls passen würde. KOH wäre hilfreich um den Fund abzusichern. Der Geruch ist natürlich irritierend.


    Ich habe mal mit Soop (Cortinarius in Sweden) geschlüsselt und bin bei C.caerulesens heraus gekommen.

  • Im Pilzkompendium steht meist dabei ob Erhard die Pilze selbst gesehen hat und direkt den Pilz abgemalt hat.

    Bei manchen seltenen Arten hat er ab Foto gemalt, da sieht man manchmal Ungenauigkeiten.

    Bei den "normalen" häufigen Arten gibt es sicher keine besseren Darstellungen wie die Zeichnungen von Erhard

    LG

    Uwe

  • Hallo Frank,


    noch etwas off-topic. Bei Cortinarien hilft es sehr, wenn du gleich den wissenschaftlichen Namen verwendest. "Blauer Klumpfuss" ist als Name aussagelos, es gibt wie du schon gehört hast über 20 blaue Klumpfüße.

    Bei blauen Klumpfüßen ist es nützlich, KOH auf den Hutrand, den Knollenrand und die Knollenunterseite zu schmieren. Manchmal hat man Glück und bekommt eine rote oder pinke Farbreaktion, was den Bestimmungsaufwand erheblich abkürzen kann.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ja, bei den Calochroi ist KOH auf Hutrand und Knolle auch sehr nützlich und kürzt die Bestimmungsarbeit erheblich ab.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!