Wiesenpilztage in Thüringen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.030 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.


  • Hallo zusammen,

    aus den geplanten Wiesenpilztagen in Lehesten, Thüringen wurde ein Fest. Als Domizil diente das von der letzten DGfM-Tagung bekannte Seminar- und Tagungszentrum Schieferpark. Anreise am Mittwoch, drei volle Exkursions- und Bestimmungstage und Abreise am Sonntag, boten viel Zeit zur Suche und wertvollen Erfahrungsaustausch mit sehr sachkundigen Teilnehmern.


    Schon ein Zwischenstopp bei Claudia Wutzi auf der Anfahrt war ein Erlebnis. Ein sehr kurzrasiger Streifen in einem Vorgarten war unglaublich. Neben zwei bereits bekannten Erdzungen fand sich mit Glutinoglossum glutinosum gleich eine dritte Art, aber das Beste kam ja noch.


    Eine hellgraue Keule die an Clavaria greletii erinnert wird sequenziert


    Eine Clavaria mit sehr schwachen Gelbtönen die sich von C. flavipes durch elliptische Sporen unterscheidet wird sequenziert


    Zahlreiche winzige Ramariopsis, die man in höherem Gras wohl kaum entdeckt hätte, entziehen sich noch einer Bestimmung



    Weiter ging es zur Wiese, über die Claudia schon oft berichtet hat. Die Rötlinge hatten ihre beste Zeit hinter sich, aber ich war dennoch sehr zufrieden. Der Glänzende Orange-Saftling war mir bisher nur von junges Exemplaren bekannt und ich konnte mir ein vollständiges Bild von seiner Entwicklung machen.


    Hygrocybe aurantiosplendens (Glänzende Orange-Saftling)




    Eine interessante Form der Geweihförmigen Wiesenkeule mit einzelnen nur am Ende verzweigten Fruchtkörpern weckte unser Interesse und ist ein weiterer Fall für die Sequenzierung

    Clavulinopsis cf. corniculata


    Dann kam noch ein Knaller. Mehr oder weniger rote Saftlinge mit sehr schleimigen Hüten erinnerten zunächst an den Ziegelbraunen Saftling, aber die vollständig trockenen Stiele passen absolut nicht dazu. Auch die später hinzugezogenen Wiesenpilzkenner konnten der Art keinen Namen geben. Wolfgang P. glaubt an eine noch unbeschriebene Art


    Arbeitsname Hygrocybe wutzii ==Gnolm7







    Schweren Herzens rissen wir uns los, da wir ja noch unser Quartier beziehen mussten.


    Die folgenden Tage verliefen in großer Harmonie und toller Zusammenarbeit. In kleineren Gruppen wurden jeweils unterschiedliche Gebiete besucht und anschließend die interessantesten Funde vorgestellt. Bestens verpackte Exemplare konnten so von allen Teilnehmern bewundert werden und es bestand die Möglichkeit, Arten die man nicht selber gesehen hatte, noch nachträglich zu fotografieren oder bei Interesse auch mikroskopisch zu untersuchen. Hier einige Beispiele:


    Clavaria stellifera (Rosafarbenes Keulchen) war mir erst aus der Vorwoche bekannt Keulchen machen süchtig


    Contumyces rubellus (Rosa Zystidennabeling) hatte ich bisher nur einmal gesehen


    Porpoloma metapodium (Schwärzender Wiesenritterling) war mir bisher nur als älteres Exemplar begegnet



    Ich konnte mich mit Gyromitra infula (Bischofsmütze) hier am Quartier aufgebaut revanchieren


    Weitere Funde folgen

    LG Karl

  • Hallo Karl,


    da hat es sich doch wirklich gelohnt den kleinen Abstecher zu Wutzi zu machen.

    Arbeitsname Hygrocybe wutzii

    Ich würde es ihr und euch gönnen etwas Neues gefunden zu haben.


    Danke für die wie immer tollen Bilder.


    VG Jörg

  • Sehr schöne Funde Karl....

    denn kennte ich bis dahin nicht; Porpoloma metapodium (Schwärzender Wiesenritterling) Vielen Dank. BG Andy

  • Moin Karl,


    das ist eine schöne Beschreibung des Wiesenpilztreffens mit noch schöneren Fotos! Diese wecken in mir das dringende Bedürfnis, mich ernsthaft meinem Fotoapparat zu beschäftigen. Mal sehen. Vielleicht nächstes Jahr. Meine Wunderwiese kenne ich ja ganz gut, aber dass die Pilze so schön sind, konnte ich erst auf deinen Fotos sehen.


    Dass der stumpfrote Saftling vermutlich eine unbeschriebene Art ist, entspannt mich ein bisschen. Ich hab immer gerätselt, warum ausgerechnet die Pilzkollektion immer irgendeinen Frostschaden haben könnte. Vielleicht entpuppt er sich das auch nur als schleimiger Coccinea-Bruder. Hygrocybe wutzii ist ein ziemlich verwegener Arbeitstitel :grofl:, ich habe mich köstlich amüsiert. Ich dachte immer die Mykologen seien ein ernsthaftes Völkchen ==Gnolm7 .


    Leider konnte ich dir nicht alle Arten vorstellen, weil die zu unterschiedlichen Zeiten auftreten. Einiges ist leider schon durch gewesen. So auch der große schmierige orangerote Saftling mit dem breiten gelben Rand. Um den wird sich Wolfgang wahrscheinlich kümmern. Er hat Exsikkate von dem Pilz. Es ist toll, dass durch deinen Besuch die kleinen Keulchen richtig bestimmt werden. Die Entolomas schicke ich heute zu Kai. Er wird sich ihrer annehmen.


    Lustig ist mittlerweile, dass die Leute aus dem Haus gelaufen kommen, wenn schon wieder ein Pilzfreund
    seinen Gebetsteppich davor ausrollt, um zu fotografieren. Chris hatte bei seiner Rückreise einen Abstecher über mein Dorf gemacht und Glutinoglossum glutinosum fotografiert, die er noch nicht in seiner Raupensammlung hatte. Die Hausbewohner sind erst erstaunt, dass es um Winzlinge wie Erdzungen geht, die sie bewusst noch nie wahrgenommen haben. Und sie sind ein bisschen stolz, dass es in diesem verwahrlosten Dorf doch auch etwas Besonderes gibt, was so interessant ist, dass es Menschen veranlasst, aus dem fernen NRW oder aus Hessen hier herzukommen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.