Verzehrbarkeit Hallimasch

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 1.144 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von elbeangler67.

  • Hallo, ich habe eine Frage zur Verzehrbarkeit der verschiedenen Hallimasch-Arten. Vorab: Meiner Anfrage liegen keine konkreten Pläne zum Verzehr oder spezielle Fragen zu Fruchtkörpern zugrunde. Es handelt sich um eine reine Interessensfrage.


    Das Problem beginnt bereits bei der Beschreibung der Armillaria-Arten in meiner Literatur. Am besten verdeutlicht das die folgende Übersicht:



    QuelleArt-NameVerzehrbarkeitKommentar
    Fungi of Temperatre Europe (FotE)A. melleaJa
    A. luteaJaExistiert nicht bei Winkler
    A. ostoyaeNein
    A. BorrealisNein
    Winkler: Pilze MitteleuropasA. ostoyaeJa (unter Vorbehalt)
    A. melleaJa, aber fraglichViel fraglicher als bei FotE
    A. cepistitesJa, aber fraglichExistiert nicht in FotE
    Laux: Handbuch PilzsammlerA. melleaJa (fraglich)
    A. ostoyaeJa


    Kann jemand für mich Licht ins Dunkel bringen, sowohl was den Speisewert der Arten als auch die beste Systematik betrifft?


    Viele Grüße :kaffee:

  • Hallo King,

    nein, mehr Licht kann ich in dieses Dunkel leider nicht bringen, aber ich möchte dir Anerkennung aussprechen, daß du dir die Mühe gemacht hast, dies alles schön übersichtlich zusammenzufassen! Ich werde den Thread verfolgen u bin gespannt, was die anderen dazu sagen.

    Gnnnnihihiiii !

    Gnüni/Kagni Lilahex  :gklimper:


    105 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24 -15 Einsatz APR 2024 = 105 PC)


    –––––•~•–––––•~•–––––•~•–––––•~•–––––•~•–––––•~•–––––•~•–––––•~•–––––•~•–––––


    Meine Zeichnungen und Fotos sind außerhalb dieses Forums
    nicht ohne meine vorherige Genehmigung zu verwenden!


    Grünis/Kagis verrückte Pilzwerkstatt

    Pilze an ungewöhnlichen Orten finden!

  • Ewald Gerhardt: Der Große BLV Pilzführer (2020):

    ostoyae: Essbar mit Vorbehandlung

    mellea: identisch.



    Die DGfM führt die Gattung in der Liste mit uneinheitlich bewertetemSpeisewert. (häufig gastrointestinale Beschwerden).

  • Soweit mir bekannt ist, wäre A. ostoyae die unbedenklichste Art. A. gallica die mit den am häufigsten berichteten Nebenwirkungen.

    A. mellea irgendwo dazwischen. Es gibt Hallimaschfreunde, die vertragen alle Arten problemlos. Ich persönlich nehme nur A. ostoyae.

    Bei mir gibt es die anderen aber auch nicht.


    GR Ingo

  • Hallo,


    warum A. ostoyae bei Fungi of Temperatre Europe als kein Speisepilz geführt wird ist für mich ein Rätsel. Der ist bei mir der häufigste und am meisten gesammelte Hallimasch von allen. Mir schmecken die zwar nicht besonders und daher sammle ich sie auch nicht aber zumindest nach fünfminütigen Abkochen (Kochwasser wegschütten) sind sie völlig unbedenklich. Die meisten Leute vertragen sie auch ohne Abkochen.


    VG Jörg

  • Hallo an alle,

    die Vorbehandlung mit Abkochen und Kochwasser wegschütten ergäbe nur Sinn, wenn die Gifte wasserlöslich wären. Sind sie aber meines Wissens nicht, sondern nur hitzelabil.

    Da die Giftigkeit schon innerhalb einer Art von Standort zu Standort variiert, und die Resilienz gegenüber diesen Giften von Mensch zu Mensch, ist eine allgemeine Empfehlung wenig nützlich für den Einzelfall. Man müsste es ausprobieren, im Zweifelsfall geht das in die Hose.


    Die allgemeine Empfehlung wäre nur, wenn überhaupt die Pilze sehr gründlich durchzuerhitzen, denn rohe Hallimasch sind sehr giftig.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Ich hab gestern das erste mal Hallimasch probiert, mit Absicht ohne jelgiche "Vorbehandlung", sondern nur standardmässig 15-20 min geschmort und am Ende scharf angebraten. Ich muss mal gucken welche Art das genau war, ich hab auf jeden Fall keine Ausfallerscheinungen. War ok. Geschmacklich jetzt nicht der Oberhammer, aber z.B. als Essigpilz kann ich mir den schon gut vorstellen, zumal ich den hier normalerweise in Massen finden kann.

  • Hallo an alle,

    die Vorbehandlung mit Abkochen und Kochwasser wegschütten ergäbe nur Sinn, wenn die Gifte wasserlöslich wären.

    Hallo Wolfgang,


    es gibt tatsächlich Arten, wo die Gifte wasserlöslich sind. Meiner Meinung nach ist Tricholoma stans einer davon.

    Von daher macht auch dieser 'alte Brauch' ein wenig Sinn. Der dürfte aus Zeiten stammen, wo alles irgendwie Essbare überlebenswichtig war.


    GR Ingo

  • es gibt tatsächlich Arten, wo die Gifte wasserlöslich sind. Meiner Meinung nach ist Tricholoma stans einer davon.

    Hallo Ingo,

    der gehört aber nicht wirklich zum angefragten Hallimasch,

    viele Grüsse

    Matthias

    Das stimmt allerdings!

    :kaffee:

  • Licht ins Dunkel bringen kann ich nicht, nur meine Erfahrungen schildern:

    ich persönlich

    esse seit vielen Jahrzehnten denjenigen Hallimasch, der an Nadelholz, hauptsächlich Fichte, wächst und fleischbräunlich ohne Gelbtöne ist (wie auch immer der aktuell heißt). Ich nehme nur junge, bei denen der Hutrand klar nach unten zeigt und die Lamellen weiß und nicht etwa schon blass rosabräunlich sind. Selbstverständlich auch keine mit Frostschäden, die freilich nicht ganz leicht zu erkennen sind. Ich koche ihn nicht vorher ab (massiver Geschmacksverlust!), sondern tue ihn gleich in die Pfanne. Ich achte auf ausreichend Garzeit (knapp 20 Minuten).

    ich persönlich

    hatte auf diese Weise noch nie Probleme mit ihm. Meiner Meinung nach schmeckt er so wie ich ihn zubereite superlecker, einer der bestschmeckendsten Pilze überhaupt.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ich würde noch hinzufügen, dass neben ausreichender Garzeit auch ausreichendes Kauen aufgrund des Chitingehalts die Verträglichkeit von Pilzen stark verbessert. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber mein Bruder arbeitet in der Chirurgie und er hatte während der Pfifferlingszeit schon mehrfach Patienten mit völligem Darmverschluss auf dem Tisch. Bei der Öffnung des Darms offenbarten sich völlig unverdaute und intakte Pfifferlingsfruchtkörper, die offenbar nicht ausreichend gegart und anschließend einfach runtergeschlungen wurden. Der Magen kann diese durch Verdauungssäfte allein dann nicht aufschließen und sie wandern unverdaut in den Darm.

  • Das hätte ich schreiben können, ich bin absolut d'accord.


    Grüße

    Harald

  • Hallöle und volle Zustimmung.

    Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich die Hallimasch mit etwas Speck, Knobi und Zwiebeln ca 1/2 Stunde schmore und im Anschluss mit Fleischbrühe auffülle.

    Danach entsorge ich die ausgekochten Pilze und verarbeite die Brühe zu einer leckeren Pilzzuppe. Zur Dekoration lasse ich einige Schnipsel von den Hallimäschern in der Suppe.

    Ich empfinde den Geschmack dieser Suppe als extrem intensiv und lecker. Das ist auf jeden Fall bekömmlicher, als eine Mahlzeit mit Hallimaschragout.

    Mit Büschelraslingen bietet sich das auch an. Die sind noch schwerer zu verdauen.


    GR Ingo

  • Ich habe zugegeben noch nie ne reine Hallimasch-Pfanne gemacht und nehm den Pilz nur als Beiwerk-Korbfüllpilz mit. In den Fällen landet er bei der Zubereitung als Erstes in die Pfanne, während ich weiterputze, so dass er von allen Pilzen am längsten brät und ... naja das war es schon. ;) Wir vertragen den gut und es gab nie Probleme.


    Wenn jemand zum Pilz beraten werden will, dann bekommt er aber auch den AbKoch-Hinweis.

    Etwaige Bestimmungen meinerseits sind mit keiner "Verzehrfreigabe" verbunden. Bitte sucht hierfür einen Sachverständigen auf, der sich die Pilze vor Ort genau ansehen und sie hinsichtlich Verzehr viel besser bestimmen bzw. ihren Zustand bewerten kann.


    100-10(APR2024)=90

  • Vielen Dank für die vielen fundierten und offenen Beiträge. Eure Hinweise zu Zubereitung und Verträglichkeit – von Garzeit bis Konsistenz – sind eine wertvolle Orientierung.

  • Hallo Zusammen,


    hier abschließend ein kleiner Erfahrungsbericht. Ich habe gestern eine schöne Kollektion Armillaria, mutmaßlich ostroye (schwarze Schüppchen an Ring) gefunden, die in rauen Mengen an Birke wuchsen. Da ich mir des Hallimasch sicher war, habe ich mir ne kleine Pfanne (5 junge Hüte) gemacht: 15 Minuten in wenig Öl unter gelegentlicher Hinzugaben von Wasser gebraten, dann nochmal 3-5 Minuten mit Butter und Zwiebeln. Ich habe vorher nichts abgekocht. Es schmeckte mir auf Brot ausgezeichnet und 12h nach Verzehr spüre ich noch keine Unverträglichkeit!


    Liebe Grüße

    Tim


  • Butterpilze vertrage ich nicht, aber mit Ostroye haben weder ich noch meine Familie Probleme, und zwar egal, ob direkt gebraten, gekocht, mit oder ohne Kochwasser. Geschmacklich m.E. einer der besten Speisepilze – wenn man eine dieser beiden Zubereitungsvarianten wählt:


    1. Direkt und lange anbraten, nix vorkochen oder


    2. Kochen, aber so wie Ingo schreibt, sehr lange kochen (mindestens 30 Minuten) und gerade das eingekochte Wasser verwenden / mitverwenden.


    Am Besten finde ich sie, wenn das Wasser schon wieder fast ganz verdunstet ist, und man sie dann wieder aufgiesst, mit was auch immer.


    Ich vermute, dass die Geschichte mit dem Abkochen daher rührt, dass sie sich schwer durchbraten lassen, wegen ihrer Form. Dann kommt es sicher häufig zu Vergiftungen. In kochendem Wasser ist sicherer – und irgendwann knüpfte sich daran dann das Märchen vom Wegschütten des Wassers.


    Herzliche Grüße

    Pilzfreund77

  • hallo

    Also ich esse Hallimasch seid Kinderjahren, vertrag ihn und muss ehrlich gestehen,...bis vor ein paar Jahren, war Hallimasch eben einfach Hallimasch. Über verschiedene Arten der Gattung hat sich bei uns keiner Gedanken gemacht. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass meine Mutter oder meine Oma ( Verdammt lange her), jemals Kochwasser weggeschüttet hat.

    Ich will das Thema gar nicht verharmlosen, sicher gibt es Leute, die den Pilz nicht vertragen und Probleme bekommen. das muss jeder einfach probieren.

    Neulich hab ich meiner Nichte mit meinen ausführlichen Schilderungen über Unverträglichkeit, Magenschmerzen und ...schwer im Magen liegen, den verzehr von Hallimasch gehörig verhagelt :cool: . Die hat ihren geernteten Hallimasch weggeschmissen wobei sich mich vorab fragte, ob es überhaupt Hallimasch ist, was sie da im Korb hatte, also völlig ahnungslos.


    Ein schönes Wochenende

    Frank