Zwei Röhrlinge und ein Reizker: Bestimmungsabsicherung erbeten!

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 1.291 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

  • Liebes Forum,


    vermutlich 3 recht häufige Arten, die ich gefunden habe und hier kurz vorstellen möchte, aber ich bin über einige Details etwas verwirrt und verunsichert, würde mich daher über Kommentare zu meinen Bestimmungsversuchen freuen!


    (1) Diesen hier habe ich zunächst für einen Kuhröhrling (Suillus bovinus) gehalten, aber dann hat er doch recht deutlich geblaut, auch im Stielfleisch. Für einen Sandröhrling (S. variegatus) war er aber (an einem sonnigen Tag) doch ausgesprochen feucht-schmierig. Auch sehen mir die eckig-länglichen Röhrenöffnungen und der schmächtige Habitus insgesamt eher nach einer Kuh aus. Kennt ihr S. variegatus so schmächtig-schmierig? Oder kann S. bovinus doch mal so stark blauen?

    1a.

    1b.

    1c.


    (2) Diesen hier hätte ich als "normalen" Birkenpilz (Leccinum scabrum) verbucht, wäre da nicht dieser bläuliche Fleck im Stielfleisch. Darf der das? Oder deutet das doch auf eine der anderen Raufußröhrlingsarten hin? Das Foto 2a habe ich sehr kurz nach dem Anschnitt gemacht, farblich hat sich danach für mindestens 10 Minuten nichts mehr verändert.

    2a.

    2b.

    2c.

    2d.

    2e.


    (3) Und zum Abschluß ein Reizker. Grübchen kann ich am Stiel keine erkennen und lande damit beim Fichtenreizker (Lactarius deterrimus). Die Milch verfärbt sich später auch von orange zu weinrot, so wie es sein soll. Nur war weit und breit keine Fichte vor Ort, nur Kiefern mit ein paar eingestreuten Laubbäumen. Nun schreiben zumindest manche Quellen, dass L. deterrimus streng an Fichten gebunden ist. Ist der damit also raus? Wenn ja, welchen Reizker sehr ihr als Alternativkandidaten?

    3a.

    3b.

    3c.

    3d.

    3e.

    3f.


    Vielen Dank schon mal für eure Hilfe!

    mik.

  • Hallo Mik

    Dein Birkenpilz wächst ganz offenbar bei Birke. Nicht nur im Stielfleisch, sondern auch an der Stielbasis scheint er grüne Flecken zu haben. Wäre von aussen wohl besser sichtbar. Drum tippe ich auf Leccinum brunneogrisoleum, den Blaufüssigen oder Wollstieligen Raufuss. Er wird teilweise gleichgesetzt mit L. cyanobasileucum. Er ist wohl mindestens so häufig wie der angeblich normale Birkenpilz.

    LG Andreas

  • Drum tippe ich auf Leccinum brunneogrisoleum, den Blaufüssigen oder Wollstieligen Raufuss. Er wird teilweise gleichgesetzt mit L. cyanobasileucum.

    Hallo Andreas,

    Es ist im Prinzip die gleiche Art, cyanobasileucum würde für die weiße Form genommen und zu erst beschrieben, hat wohl deshalb Priorität,

    Viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo mik,

    ob Sand-Röhrling oder Kuhröhrling lässt sich leicht klären. Hau dasTeil in die Pfanne. Beim Kuhröhrling verfärbt sich das Fleisch pinkfarben, beim anderen nicht.


    Der Reizker sollte L. semisanguifluus sein. Schneide ihn frisch an und warte 5 Minuten. Die Milch verfärbt das Fleisch weinrot, bei L. deterrimus geht das länger.


    Gruß

    Peter

  • Hallo Mik,

    dass ist keine Freigabe zum Verzehr sondern nur ein Test, wie sich der Pilz unter Hitzeeinwirkung verfärbt! Der Pilz ist gammelig und definitiv nichts mehr zum essen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Vielen Dank an Alle für die hilfreichen Kommentare!


    Zitat

    das ist keine Freigabe zum Verzehr sondern nur ein Test, wie sich der Pilz unter Hitzeeinwirkung verfärbt

    Danke, Claudia, das Gammelfleisch hatte ich gleich im Wald gelassen, ebenso den Raufuß und die Reizker. Aber jetzt weiß ich zumindest, wie ich im Zweifelsfall beim nächsten Fund vorgehen kann.


    Austernseitling: Danke, die Blauverfärbung von Leccinum cyaneobasileucum passt in der Tat gut zu meinem Fund. Den Stiel hätte ich mir idealerweise noch wolliger vorgestellt, aber vielleicht ist mein etwas älteres Exemplar da nicht mehr so typisch.


    Peter: Lactarius semisanguifluus hatte ich mir auch mal angeschaut, aber wegen der fehlenden Grübchen im Stiel verworfen. Können die nach deiner Erfahrung auch mal fehlen? Leider habe ich die Fruchtkörper nicht mitgenommen, um die Verfärbungen über längere Zeit zu beobachten. Nächstes Mal bin ich schlauer...


    Vielen Dank nochmal für alle eure Anmerkungen und Hinweise!

    mik.

  • Hallo,

    Lactarius semisanguifluus hatte ich mir auch mal angeschaut, aber wegen der fehlenden Grübchen im Stiel verworfen. Können die nach deiner Erfahrung auch mal fehlen?

    ich bin zwar nicht Peter aber das kommt schon häufiger vor. Ich hatte letztens sogar Edelreizker ohne klar erkennbare Grübchen am Stiel.



    Die sind nur ein Teil von deren Bestimmungsmerkmalen und man muß immer die Gesamtheit von denen berücksichtigen.


    VG Jörg

  • Hallo Jörg,

    vielen Dank, dieses "Teilen von Erfahrungswerten" ist genau die Art von Information, die ich an diesem Forum so schätze! Mir ist natürlich schon bewusst, dass nur manche Merkmale "streng", also wirklich immer, bei einer Art auftreten, andere dagegen eher Tendenzen sind und die Gesamtheit mehrerer Merkmale zur Bestimmung berücksichtigt werden muss. Aber wie man die verschiedenen Merkmale in Kombination dann gewichtet, dafür benötigt es doch einiges an Erfahrung. Wenn in der Literatur "nicht blauend" steht oder "bei Fichte", dann bleibt oft genug leider unklar, ob "streng nicht blauend" oder "tendenziell eher nicht blauend" gemeint ist, oder "streng bei Fichte" bzw. "meist bei Fichte". Und so ist es mir eben auch mit den Grübchen auf dem Stiel gegangen... (Ob der Fichtenreizker nun streng an Fichten gebunden ist, wie manche Quellen behaupten, oder meist bei Fichte, aber unter Umständen auch bei anderen Nadelbäumen auftritt, wie andere behaupten, hat sich für mich immer noch nicht geklärt.)

    Vielen Dank nochmal an alle, die sich an der Diskussion beteiligt haben!

    mik.

  • Hallo,

    Lactarius semisanguifluus hatte ich mir auch mal angeschaut, aber wegen der fehlenden Grübchen im Stiel verworfen. Können die nach deiner Erfahrung auch mal fehlen?

    ich bin zwar nicht Peter aber das kommt schon häufiger vor. Ich hatte letztens sogar Edelreizker ohne klar erkennbare Grübchen am Stiel.

    Ich schließe mich schnell und ergänzend an: das Fehlen von Grübchen habe ich diese Woche auch beobachtet und hat mich auch gewundert (Lachsreizker). Leztes Jahr und im Frühjahr in dem Habitat vorbildlich ausgeprägt, jetzt fehlen sie.


    LG Paulis

  • (Ob der Fichtenreizker nun streng an Fichten gebunden ist, wie manche Quellen behaupten, oder meist bei Fichte, aber unter Umständen auch bei anderen Nadelbäumen auftritt, wie andere behaupten, hat sich für mich immer noch nicht geklärt.)

    Da wäre ich sehr an einer Quelle interessiert. L. deterrimus ist streng an Fichte gebunden.

    Mir ist kein einziger verbürgter Fund ohne Fichte bekannt, auch nicht aus Büchern.


    Gruß

    Peter

  • Hallo Peter & Daniel,


    im Winkler/Keller (Pilze Mitteleuropas) steht bei Lactarius deterrimus als Vorkommen "vorwiegend bei Fichte", auf pilzwelten.de heißt es "Erscheinen im Nadel- und Mischwald mit Nadelholz, gern bei Fichte", was ich in beiden Fällen so interpretiere, dass die Anwesenheit von Fichte nicht zwingend ist. Nachweise werden dort nicht geführt, woher die Aussagen stammen, weiß ich also nicht. Vielleicht handelt es sich auch nur um unglückliche Formulierungen, bei mir hat es auf jeden Fall dazu geführt, dass ich für meinen Fund L. deterrimus als mögliche Art in Betracht gezogen habe, obwohl weit und breit keine Fichte vor Ort war.


    Gruß,

    mik.

  • Hi,


    der Reizker erinnert mich mehr L. quieticolor als L. semisanguifluus; vor allem wegen der Brauntöne im Hut und Stiel.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier