Bei Schleierling in der Sackgasse

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 381 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von huehnchen69.

  • Hallo zusammen,


    vorgestern fand ich einen Schleierling, bei dem ich es unfassbar finde, dass ich den nicht bestimmt bekomme. Aber bei Funga Nordica lande ich in einer Sackgasse.


    Und überhaupt ist mir schleierhaft, wieso ich den nicht einfach nach Geruch bestimmen kann, denn der riecht unglaublich penetrant und eindeutig nach Mottenkugeln. Mir ist auch keine andere Geruchsbeschreibung eingefallen, die nahe kommen könnte.


    Aber im deutschsprachigen Internet finde ich überhaupt keinen Schleierling mit Mottenkugeln-Geruch, und diejenigen, die auf Englisch beschrieben sind (habe nicht geschaut, woher die sind), sehen ganz anders aus.


    Aber im FN-Schlüssel komme ich noch nicht mal bis zum Geruch, ich bleibe vorher schon stecken... Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.


    Gefunden im Kalk-Buchenwald am Wegesrand. Die Huthaut ist bitter, das Fleisch nicht. KOH färbt die Huthaut oben und am Rand dunkel rötlich-braun, Stielrinde und Knolle überall ebenfalls (Stielrinde eventuell ein bisschen heller als den Rest), Fleisch hellbraun (und die Verfärbung geht langsamer als z. B. auf dem Hut).


    Sporengröße ist etwa 12 x 6,5-7 (in Wasser).


    Den Rest seht ihr auf den Fotos.


    Wenn ich noch etwas anderes mit dem Mikro nachschauen soll, mache ich das gerne, komme aber heute nicht mehr dazu.



    Vielen Dank schon mal und beste Grüße

    Sabine

  • Wirklich nach Mottenkugeln oder eher wie Citrusblüten?

    Wirklich ganz intensiv nach Mottenkugeln, aber ich habe eben (schon bevor du gefragt hast) noch mal nachgeschnuppert und verzweifelt versucht, dem Duft ein anderes Schildchen anzuhängen, weil meines anscheinend für andere Nasen nicht passt, und das, was noch am nächsten rankommt, waren für mich tatsächlich Orangenblüten.

    Wobei Orangenblüten für mich saulecker riechen, und Mottenkugeln fies, aber vielleicht riechen andere ja nur die leckere Komponente und nicht die fiese.


    Aber auch mit Orangenblüten finde ich nur C. suaveolens, der von den Farben her gut passen würde, aber in FN mit KOH-negativ in allen Teilen beschrieben ist, und C. osmophorus, der überhaupt kein Violett zu haben scheint.


    An was denkst du mit deiner Frage?


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine

    Das passt doch alles für C.suaveolens.

    Ein wunderbar bunter Pilz, da werde ich richtig neidisch, den würde ich auch mal gerne finden.

    Die rot-brauner Reaktion auf dem Velum gilt bei den Caloochroi mehr oder weniger als negativ , weil nicht pink oder blutrot

    Der Geruch entspricht ziemlich genau dem des süssriechenden Fälblings , H.saccariolens

    Da kann man mal proberiechen.

    Sporen passen auch

    In welcher Gegend hast du den gefunden ?

    Soviele Nachweise in D gibt es nicht

    LG

    Uwe

  • Hallo Uwe,


    vielen Dank für die Zusatzinfo, dass rotbraune KOH-Reaktion in dem Fall als "negativ" im Schlüssel gemeint sein kann.


    Bei Ludwig habe ich noch gefunden "3%ige KOH auf HDS rotbraun, auf Fleisch negativ, 50%ige KOH auf Stielbasis gelblich". Ich habe alles mit 20% gemacht und kann mir vorstellen, dass bei 3% im Fleisch auch bei mir nichts passieren würde.


    Geruchstechnisch kommen wir glaube ich auch langsam zusammen, da du (und auch Ludwig) Hebeloma sacchariolens ins Spiel bringt (den ich nicht kenne), denn hier: Hebeloma sacchariolens - Sweet Poisonpie | The uncommon Swee… | Flickr findet sich die folgende Beschreibung des Fälblings-Geruchs:

    Hebeloma sacchariolens - Sweet Poisonpie

    The uncommon Sweet Poisonpie growing in deciduous woodland in Salcey Forest,. Characterised by its very powerful, sickly sweet smell like naphthalene (moth balls).

    Ich bin also anscheinend nicht die einzige, die da Mottenkugeln riecht.


    Womit ich aber überhaupt nicht einverstanden bin: Ludwig schreibt, das Fleisch sei mild. FN schreibt überhaupt nichts zum Geschmack. Die Huthaut ist aber definitiv bitter.


    Gefunden habe ich den in der Nähe von Schloss Scherneck bei Rehling in Bayern, im einzigen basischen Wald weit und breit.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    es ist nicht nur bei den Calochroi oder überhaupt bei Cortinarien so, dass wenn KOH lediglich den schon vorhandenen Farbton verdunkelt (z. B. aus gelb wird gelbbraun/braun, aus hellgrau wird dunkelgrau/anthrazit, aus hellgrün wird dunkelgrün), es sich um eine negative Reaktion handelt.

    Es muss sich auch erkennbar der Farbton ändern, damit man von positiv sprechen kann (z. B. aus weiß wird gelb, aus gelb wird rot, aus grau wird grün, aus weiß wird pink usw.).

    Übrigens herzlichen Glückwunsch zu Cortinarius suaveolens, den habe ich auch noch nie gefunden.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Glückwunsch, Sabine, zu diesem Fund. An den dachte ich beim ersten Blick. Leider sind 2 meiner 3 Fundstellen bei Freiburg schon lange nicht mehr produktiv (eine Stelle leider abgeholzt) und die 3. bei Karlstadt ist zu weit entfernt, um da regelmäßig nachzusehen.

  • Hach, ja, ich freue mich gleich dreifach 😃 - denn ich mag gerne persönliche Erstfunde, seltene Pilze und besonders riechende Pilze.


    Mykollege_Günter, schade, dass deine Fundstellen versiegt sind. Aber erinnerst du dich vielleicht noch, ob bei dir die Huthaut tatsächlich mild war, oder auch bitter?


    Beste Grüße

    Sabine

  • In unserer Vereins-WhatsApp-Gruppe, wo ich den Fund vorgestellt und wegen der bitteren Huthaut nachgefragt habe, wurde jetzt noch C. anserinus in den Ring geworfen.


    Das mit dem Geschmack (Huthaut bitter, Fleisch mild) passt bei dem definitiv besser. Und auf den Bildern bei Ludwig sieht bei C. anserinus das Velum leicht gelblich aus, wie bei meinem.


    Dafür passt manches andere nicht so gut wie bei C. suaveolens, wie beispielsweise die Sporenform, die bei C. anserinus citriform sein soll (bei Ludwig steht dabei "(keine amygdaliformen!)"), bei C. suaveolens citriform bis amygdaloid (danach sehen sie bei meinem für mich eher aus), der violette Hutrand, den ich für C. anserinus nicht beschrieben finde, und das auch beim jungen Pilz schon weiße Stielfleisch, das bei C. anserinus laut FN im oberen Stielbereich violett sein soll und bei sämtlichen Abbildungen bei Ludwig im ganzen Stiel violett ist.


    Der für C. anserinus beschriebene Geruch scheint mit "malzartig, pflaumenartig" (oder ähnliches) zumindest in dieselbe Richtung zu gehen wie das, was auch für C. suaveolens beschrieben wird, auch wenn die Beschreibungen so klingen, als sei dort der Geruch nicht so intensiv.


    Ich kenne beide nicht und weiß nicht, was stärker wiegt.


    Kann von euch jemand einschätzen, ob auch C. anserinus in Frage käme (vielleicht sogar eher?) oder nicht?


    Ganz lieben Dank

    Sabine