Rötender und dann bräunender kleiner Schirmling? -> Leucoagaricus badhamii

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 481 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bihlerben.

  • Guten Tag,


    ich habe heute eine Gruppe von Pilzen gefunden, die mich vor große Rätsel stellt. Kann mir jemand behilflich sein?


    Fundort: Laubmischwald mit Buchen, Eichen, Hainbuchen, Bestimmlinge neben einer einzelnen Pappel (letztes ist nicht ganz sicher, falls das hilft, kann ich dazu mehr Informationen liefern)

    Hutbreite: 4,5 cm

    Stiellänge: 10 cm

    Geruch: angenehm obstartig

    Hut und Stiel: bei Berührung schnell orangerot anlaufend, danach bräunend

    Fleisch in Hut und Stiel: leicht rosa oder orange anlaufend, danach leicht bräunend

    Blätter: frei

    Ring: häutiger Ring vorhanden, dieser macht denselben Farbumschlag zu Braun mit

    Stielbasis: etwas verdickt

    Sporenpulver: weiß, stark dextrinoid

    Sporen: zitronenförmig, etwa 5x7 mu


    Bilder aus dem Wald:



    Später unter Kunstlicht nach dem Anschneiden:



    Ich schlüssle im Winkler bei den Schirmlingen. Mit nicht-schuppigem Hut komm ich bei den Mehlschirmlingen raus. Dort scheint Cystolepiota hetieri am besten zu passen. Allerdings scheinen meine Bestimmlinge etwas zu groß zu sein und die Sporen etwas zu breit. Zudem fassen manche Autoren den mit C. adulterina zusammen und dessen Sporen wären nicht dextrinoid. Damit steht diese Bestimmung auf wackligen Beinen.


    Hätte mir jemand eine Empfehlung, womit ich noch vergleichen könnte? Oder bin ich etwa in der falschen Gattung gelandet?


    Für Hilfe wäre ich sehr dankbar.


    Mit freundlichen Grüßen,

    Benjamin

  • Ohne mich weiter auszukennen, aber Leucoagaricus könnte vielleicht auch noch passen, da gibt es viele Arten die bei Berührung röten oder gilben und später in braun umschlagen.

  • ... oder mit Leucoagaricus americanus. Einer von denen wird es sein.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Badhamii paßt wie die Faust auf's Auge. Bei 123Pilze habe ich noch den ähnlichen L. croceovelutinus gefunden, aber da paßt der Geruch nicht. L. americanus kann ich aufgrund der Bilder und wegen Geruch und Sporengröße ausschließen.


    Ich werde mir nochmal anschauen, warum ich beim Schlüsseln nicht in die richtige Gattung gekommen bin. Wahrscheinlich hab ich mich zu schnell auf Lepiota oder Cystolepiota versteift.


    Vielen Dank für die aufschlußreichen Antworten!

    Benjamin

  • Ich weiß jetzt, warum ich bei Leucoagaricus nicht nachgeschaut habe: beim Gattungsschlüssel schreibt Winkler dazu: "Hut mittel b. groß, glatt b. feinschuppig, St.bas. aufgeblasen, Sp. dickw." "Hut mittel bis groß" und "Sporen dickwandig" ist zwar nicht ganz falsch, aber das war nicht mein erster Eindruck.


    Im Artenschlüssel hab ich wieder ein Problem. Winkler sagt, daß es L. badhamii ist, wenn sich die Lamellen durch NH3-Dampf grün verfärben, und L. croceovelutinus, wenn sich die Lamellen durch NH3-Dampf orangerot verfärben. Ich hab zwar Ammoniakwasser, aber wie krieg ich Dampf her? Wenn ich Ammoniakwasser auf die Lamellen schmiere, verfärben sie sich sofort grün. Das würde wohl deutlich für L. badhamii sprechen. Ist das eine geeignete Vorgehensweise? Oder hätte bei Ammoniakdampf die Verfärbung doch noch orangerot ausfallen können?

  • Hallo Ben,

    du fragtest, wo beim Schlüsseln du falsch abgebogen bist. Dass es kein Schirmling oder Mehlschirmling oder Körnchenschirmling ist, konntest du am starken Röten des Fleisches erkennen. Das passiert bei den genannten Gattungen nicht.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Was hier gemeint ist, ist das Gas.

    Einfach das geöffnete Fläschchen unter die Lamellen halten, sollte schon genügen.

    Das bestreichen mit der Flüssigkeit hat denselben Effekt

    Gruß

    Uwe

    Ich habe es probiert, genau so ist es. Nach etwa 20 Sekunden sieht man eine ähnlich starke Färbung wie nach dem Benetzen, wenn man nur das Fläschchen unter die Blätter gehalten hat. Natürlich kann man sich durch das Bestreichen 20 Sekunden Lebenszeit sparen! ;)


    Benjamin

  • Hallo Ben,

    du fragtest, wo beim Schlüsseln du falsch abgebogen bist. Dass es kein Schirmling oder Mehlschirmling oder Körnchenschirmling ist, konntest du am starken Röten des Fleisches erkennen. Das passiert bei den genannten Gattungen nicht.

    FG

    Oehrling

    Winkler nennt im Artenschlüssel zwei rötende Mehlschirmlinge:

    - Fleisch höchstens im Stiel etwas rötend: Cystolepiota adulterina, Fastberinger Mehlschirmling

    - Fleisch überall rötend: Cystolepiota hetieri, Rotfleckender Mehlschirmling


    Aber bei den Egerlingsschirmlingen ist es ein ganzer Schlüsselabschnitt, der Arten mit verfärbendem Fleisch behandelt. Das werde ich künftig stärker beachten.

  • Bihlerben

    Hat den Titel des Themas von „Rötender und dann bräunender kleiner Schirmling?“ zu „Rötender und dann bräunender kleiner Schirmling? -> Leucoagaricus badhamii“ geändert.