Geht mehr als Hebeloma spec.?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 521 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von huehnchen69.

  • Hallo zusammen,


    mein Fund von gestern aus dem sauren Nadelwald bei Buche, Fichte und Kiefer (aber direkt an der Wegböschung, kalkliebend ist also nicht unbedingt ausgeschlossen) bereitet mir Schwierigkeiten.


    Ich halte es für einen Fälbling, insbesondere wegen der Lamellenfarbe in Kombination mit dem restlichen Erscheinungsbild. Geruch eher erdig als rettichartig, aber eine Rettichkomponente könnte dabei sein. Geschmack mild.


    Ich dachte, es könnte einer aus der Gruppe um den Dunkelscheibigen Fälbling (H. mesophaeum) sein. Der ist ja anscheinend sehr variabel (Ludwig hat dazu 13 Kollektionen abgebildet, die für mich alle total verschieden aussehen...), und insbesondere kann bei dem anscheinend das Velum am Stiel vorkommen, auf dessen Oberseite Sporen abgelagert werden, und den an der Basis zuspitzenden Stiel und den nicht-tränenden Lamellen.


    Allerdings sind dafür die Sporen viel zu groß (11,5-13x7) und dextrinoid. Ich habe auch keine Cheilozystiden gefunden, aber das kann meinem Unvermögen geschuldet sein, wenn die Chance besteht, dass ich die mit den Basidien verwechselt haben könnte.


    Kann man dazu mit Ahnung noch mehr sagen? Oder liege ich womöglich bei der Gattung schon falsch und finde deshalb nichts? 😬



    In der Mitte eine Basidie:


    Zellen an der Lamellenschneide:


    Sporen in Melzer:


    Sporen in Wasser:


    Danke schon mal und beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine, sicher dass Du bei Hebeloma richtig bist? Das (laut Bild) rostfarbene Sporenpulver, die ringartige Zone am Stiel mit viel Spp und nicht zuletzt die Form der Sporen lassen mich eher an eine Cortinarie denken.

  • Hallo Thomas,


    nein, sicher bin ich mir nicht - schrieb ich ja. Mein Erlebnis von neulich, als ich mir sicher war, einen Egerlingsschirmling vor mir zu haben, und mir einen Wolf gesucht habe, bis ich schließlich bei den Schleimschirmlingen fündig geworden bin, hat mich ein bisschen Demut gelehrt.


    Aber die Lamellenfarbe passt für mich besonders bei dem reifen Fruchtkörper nicht für einen Schleierling.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,


    ein paar Sachen könntest du noch checken:

    - das Sporenpulver auf dem Foto sieht rostbraun aus (Velumring am unteren Exemplar); wenn dem so ist, weist das von Hebeloma weg hin zu Cortinarius

    - ob der Stiel schleimig-schmierig ist; auch das weist von Hebeloma weg hin zu Cortinarius, und zwar geradewegs in die Untergattung Myxacium


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Zusammen

    Ich bin da auch eher in der Gattung Cortinarien, die Sporenform und Ornament passt besser in diese Gattung.

    BG Andy

  • Hallo zusammen,


    danke für eure Hinweise! Schleimig war an den Pilzen nichts, weder Hut noch Stiel, aber es hat hier auch seit ein paar Tagen nicht mehr geregnet. Allerdings ist es dauernd neblig, zumindest ein bisschen klebrig hätten die Stiele bei einem Schleimfuß schon sein können.


    Jedenfalls habe ich mich auch mal durch die Cortinarien geschlüsselt mit FN, aber auch da bin ich steckengeblieben. Spätestens die Sporengröße passt nicht, manchmal auch andere Merkmale.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine

    Bei Schleierling sind wir ja schon angekommen.

    Ich vermute die Sporen sind recht gross, möglicherweise so um die 13 um lang

    Ich wäre hier bei Cortinarius fraudulosus, trügerischer Schleimkopf.

    Trügerisch weil er eigentlich nie schleimig ist.

    Von wo stammt der Fund denn ? Eher bergig, Nadelwald auf Kalk?

    Gruß

    Uwe

  • Lieber Uwe,


    oh wie genial - ja, der passt super! Da bin ich bei dem "nicht schleimig" im Schlüssel tatsächlich zu früh abgebogen. Es gibt also doch auch Schleierlinge mit so blassen Lamellen :)


    Die Sporen haben 11,5-13,0 x 7, und der Fundort ist ein eigentlich saurer Fichtenwald, aber mit Buche und Kiefer in der Nähe und an einer Wegböschung eines geschotterten Weges, so dass auch Kalk möglich ist. Wir sind hier auf etwa 550 m Höhe.


    Vielen Dank - auch an die anderen, die mit dem Schleierling den richtigen Riecher hatten :thumbup:


    Beste Grüße

    Sabine

  • Frage eines Unwissenden: gibt es Cortinarien mit dextrinoiden Sporen??

    Hallo Wolfgang,

    die hier gezeigten Sporen sind nicht dextrinoid. Sie sind ein bisschen bräunlich verfärbt wegen des braunen Melzers. Dextrinoide Sporen müssten unter Melzer-Einwirkung viel dunkler braun sein.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,

    die hier gezeigten Sporen sind nicht dextrinoid. Sie sind ein bisschen bräunlich verfärbt wegen des braunen Melzers. Dextrinoide Sporen müssten viel dunkler braun sein.

    vielen Dank für diesen Hinweis - aber beispielsweise im Ludwig wird die Dextrinoidität von Fälblings-Sporen in mindestens 5 Stufen eingeteilt, von gar nicht bis stark. Wie unterscheide ich denn dann "leicht dextrinoid" von "bräunlich verfärbt"?


    Danke und beste Grüße

    Sabine

  • Oh, das weiß ich nicht. Vielleicht meldet sich hier ein echter Auskenner. Krass, dass man Dextrinoidität in 5 Stufen einteilen kann! Mit bloßem Auge?

    Ebenso krass finde ich, dass man bei braunen Sporen Dextrinoidität erkennen kann. Aber so sei es, wieder was gelernt.

    Dann noch was zum Cortinarius fraudulosus: ich habe recherchiert, dass er rötendes/bräunendes/schließlich schwärzendes Fleisch haben soll (Quelle: Gminder, Großpilze BW, Band 5). Ist dem bei deinem Fund so?.

    FG

    Oehrling

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  • Krass, dass man Dextrinoidität in 5 Stufen einteilen kann! Mit bloßem Auge?

    Ja, Bilder sind da anscheinend nicht dabei. Die Einteilung ist:


    D0: völlig indextrinoid

    D1: mit undeutlich brauner Färbung

    D2: schwach aber deutlich dextrinoid (blassbraun, gelbbraun)

    D3: ziemlich stark dextrinoid (mittelbraun werdend)

    D4: stark dextrinoid (sofort tief rotbraun werdend)


    Da ich das auch nicht so einfach finde einzuschätzen, was die Verfärbung hier denn dann wäre, hätte ich gedacht, irgendwas zwischen D1 und D3.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hi,


    ja das war ein Grund, warum ich enttäuscht die Fungi Europaei Hebeloma-Monographie zur Seite gelegt habe. Wenn ich das nächste Mal mit Ursula Eberhardt sehe, werde ich sie darauf hin ansprechen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo nochmal,


    diese Frage hatte ich überlesen:

    Dann noch was zum Cortinarius fraudulosus: ich habe recherchiert, dass er rötendes/bräunendes/schließlich schwärzendes Fleisch haben soll (Quelle: Gminder, Großpilze BW, Band 5). Ist dem bei deinem Fund so?.

    Nein, bei meinem Pilz schwärzt nichts. Der durchgeschnittene kleine ist immer noch so blütenweiß wie oben im Foto.


    Bei Ludwig steht allerdings in der Artbeschreibung auch nichts von Schwärzen. Aber unter "Verwechselbar mit" ist C. subfraudulosus erwähnt, der unter Fichten vorkommen soll (Skandinavien, Italien und Estland, aber vermutlich weiter verbreitet) und der im Schnitt sehr langsam schwärzen soll. Die Sporen sollen etwas breiter sein (7-8,5) als bei C. fraudulosus (6-7,5).


    Ferner wird als Verwechslungskandidat C. rosagustus erwähnt, mit rötendem Fleisch und starkem gasartigen Geruch (bei Fichten).


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo zusammen

    Schwärzen habe ich bei Fraudulosus noch nie beobachtet. Was es aber geben sollte ist ein leichtes Röten bei längsgeschnittenen Pilzen

    Das dauert aber mehrere Stunden, bis es sichtbar wird.

    C.subfraudulosus kann eigentlich nur durch Gensequenzierung nachgewiesen werden, morphologisch gibt's da kein sicheres Merkmal


    Wenn man den Fund den Buchen zuordnen würde , wäre noch C.obsoletus, Kleiner Fuchs Seidenkopf ein Kandidat

    Das ist auch ein Phlegmacium und direkt mit C.vulpinus verwandt , quasi ein kleinerer , hellerer Vulpinus

    Die Sporengröße würde ebenfalls perfekt passen.

    Die Art ist deutlich seltener, aber halt streng an Buche gebunden

    Für die Unterscheidung zu Fraudulosus braucht es die Hutfarbe von einigermaßen frischen Pilzen. Mehr weißlich-creme eher fraudulosus.

    Etwas rötlichbraun (fuchsig) in der Mitte dann eher obsoletus

    Alles nicht so einfach

    LG

    Uwe

  • Lieber Uwe,


    dann werde ich wohl nächstes Jahr noch mal die Augen offenhalten müssen. Zum Glück standen die in meinem Hauswald.


    Bei denen, die ich gefunden habe, hätte ich (auch im Vergleich zu Fotos von Fraudulosus und Obsoletus, die im Netz zu finden sind) gesagt, dass creme eher passt als rötlichbraun. Aber ob die gefundenen noch unter "frisch (genug)" fallen würden?


    Tausend Dank noch mal

    Sabine