Igel-Wulstling?

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 912 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von matthias0.

  • Hallo!

    Diese beiden Exemplare habe ich im Eichen- Buchen- Mischwald gefunden. Weinbauklima bayrischer Untermain, vermutlich durch geschotterten Waldweg zumindest stellenweise basische Bodenverhältnisse.


    In der Literatur und Internet schwirren verschiedene Namen umher, A. echinochephala und A. solitaria. Gibt es noch Alternativen und mit welchem Taxon sollte ich die beiden Exemplare ablegen?


    Beste Grüße,


    Frank


  • Es ist nicht so, dass der Perlpilz im Anschnitt zeitnah rötet, so wie eine Hexe schnell blaued.

    Wenn man dein erstes Bild ansieht - Die Frass-Stelle rötet ja.

    Etwaige Bestimmungen meinerseits sind mit keiner "Verzehrfreigabe" verbunden. Bitte sucht hierfür einen Sachverständigen auf, der sich die Pilze vor Ort genau ansehen und sie hinsichtlich Verzehr viel besser bestimmen bzw. ihren Zustand bewerten kann.


    100-10(APR2024)=90

  • Kleines Update: Die ganz dezent blassgelben Lamellen und die cremefarben überhauchte Stielspitze haben - ebenso wie der silbergraue Schimmer auf dem Hut - mir keine Ruhe gelassen und ich habe nach Möglichkeiten zur Identifikation / Abgrenzung vom Grauen Wulstling gesucht.


    Sowohl bei Wikipedia wie auch hier im Artenportrait (und 100 + anderen Webseiten, Google Suche mit Grauer Wulstling und Phenol liefert reichlich Treffer) wird behauptet, dass das Fleisch vom Grauen Wulstling sich mit Phenol rasch weinrot verfärbt. Also habe ich meinen mutmaßlichen Igelwulstling getestet und die Reaktion war negativ, keine Verfärbung.


    Sagenhaft, kein Perlpilz, kein Igelwulstling, kein Grauer Wulstling?


    Wow, ein Fall für Pablo Alvarado, also habe ich dort eine Probe hingeschickt.


    Dann bekam ich den dezenten Hinweis von Harald, dass so einige FEHLINFORMATION im Netz und leider auch hier kursiert. Heute konnte ich endlich zwei Graue Wulstlinge im Wald verhaften, die anschließend einer Zwangsbehandlung mit Phenol (99+ % Reinheit, nahezu farblose Kristalle) zugeführt wurden.


    Ergebnis : Nix, null, keine Reaktion, weder sofort, noch nach 10 Sekunden und auch nicht nach 10 Minuten.


    Siehe beigefügte Fotos.


    Wenn ich keinen extremen Fehlgriff bei der Bestimmung gemacht habe, was ich nicht glaube, stimmt die überall verbreitete Behauptung mit der weinroten Verfärbung nicht. Wer hat diese Behauptung in die Welt gesetzt ??? Bin ich wirklich der erste, dem das auffällt?


    Beste Grüße,


    Frank


  • Wenn ich keinen extremen Fehlgriff bei der Bestimmung gemacht habe, was ich nicht glaube, stimmt die überall verbreitete Behauptung mit der weinroten Verfärbung nicht. Wer hat diese Behauptung in die Welt gesetzt ??? Bin ich wirklich der erste, dem das auffällt?

    Hallo Frank,


    diese Behauptung ist nicht "überall verbreitet", wie du sagst. Ich habe in 50 Jahren Beschäftigung mit Pilzen schon viel gehört, aber das mit dem Phenol und dem Grauen Wulstling habe ich heute das allererste Mal gehört. Du bist dir sicher, dass du das nicht mit etwas anderem verwechselst?


    Und zum ursprünglichen Anfragepilz: da bin ich ganz bei Werner - bis zum Beweis des Gegenteils ein Perlpilz. An der Fraßstelle rötet er, wie man auf Foto 1 sieht. Falls nein, ist das Foto schlecht. Der in Beitrag #6 gezeigte Pilz ist ein Grauer Wulstling.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Stefan!



    Grauer Wulstling - PILZEWANDERER.DE
    Der Graue Wulstling (Amanita excelsa) ist eine Pilzart aus der Familie der Wulstlingsverwandten. Von diesem stattlichen, im Habitus einem Perlpilz
    www.pilzewanderer.de




    und leider auch hier im Forum:



    Wie gesagt, gibt es mit der Google Suche noch mehr Treffer.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Ich habe in 50 Jahren Beschäftigung mit Pilzen schon viel gehört, aber das mit dem Phenol und dem Grauen Wulstling habe ich heute das allererste Mal gehört. Du bist dir sicher, dass du das nicht mit etwas anderem verwechselst?

    Hallo Oehrling,

    es ist auch in der Literatur zu finden, beispielsweise in den 700 Pilzen von der Frau Dähncke,

    viele Grüsse

    Matthias

  • staun!!

    Das war ja eine echte Wissenslücke bei mir - oder anscheinend dann doch wieder nicht.

    Aber da steht ja noch mehr Ausprobierenswertes: Fleisch mit H2SO4 purpurn zum Beispiel. Auch das lässt sich ja bestimmt leicht widerlegen.

    Der Hinweis im Artenportrait hier im Forum und in Wikipedia ist bestimmt nur irgendwo abgeschrieben.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,

    wer probiert bei leicht bestimmbaren Arten den schon chemische Reaktionen aus, mir war vorhin nur eingefallen das in den 700 Pilzen einiges an Chemierektionen aufgeführt ist bei vielen Arten,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Der Graue Wulstling leicht bestimmbar? Monsieur belieben zu scherzen... ^^

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Weil ich der Sache auf den Grund gehen möchte, habe ich auch Pantherpilze und Perlpilze eingesackt und mit Phenol behandelt. Auch da verfärbt sich nix weinrot. Nach einiger Zeit scheinen sich die Hutpigmente aufzulösen, aber weinrot wird nix. Ich hoffe, wir sind uns einig, dass das hier ein Pantherpilz ist?!:


  • Na ja, bei Täublingen lässt die Phenolreaktion auch ein paar Minuten auf sich warten. Aber du sagtest, auch nach 10 Minuten nichts weinrot.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Irgendwann wird das dann beim Pantherpilz fast schwarz:




    Hier habe ich ein paar Perlpilze und die linke Huthälfte vom angeschnittenen Exemplar mit Phenol behandelt. Auch hier gibt es zunächst keine Farbreaktion. Nach einiger Zeit wird die Huthaut augenscheinlich aufgelöst (Phenol = Karbolsäure = ätzend!) und es bildet sich eine tiefdunkle Pampe, man aber schwerlich als "weinrot" bezeichnen kann:



    Also meiner Meinung nach ist die Phenolreaktion ungeeignet zur Artbestimmung von Amaniten. Insgesamt bleiben Amaniten ein heikles Thema, besonders für die Perlpilzsammler. Ich erinnere mich an diesen Fall hier, wo die Experten aufs Glatteis geführt wurden:



    Beste Grüße,


    Frank


  • Und zum ursprünglichen Anfragepilz: da bin ich ganz bei Werner - bis zum Beweis des Gegenteils ein Perlpilz. An der Fraßstelle rötet er, wie man auf Foto 1 sieht. Falls nein, ist das Foto schlecht.


    FG

    Oehrling

    Nein. Das ist definitiv kein Perlpilz.

    Wie ich oben schon schrieb, habe ich das Teil in den Fingern gehabt und da ist nicht die geringste Spur von rot.


    Grüße Harald

  • Hallo zusammen,


    bei Wikipedia habe ich das mit der Phenol-Reaktion entfernt. Da ich im Moment einer der Wenigen bin, die die Pilze in der deutschsprachigen Wikipedia im Blick haben, könnt ihr euch bei Verbesserungs-/Korrekturvorschlägen gern an mich wenden.


    Viele Grüße

    Emil

  • Irgendwann wird das dann beim Pantherpilz fast schwarz (...)

    Liegt es an der Wiedergabe in meinem Handy oder geht das hier schon in Richtung weinrot?

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


    120 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24)


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    Meine Zeichnungen und Fotos sind außerhalb dieses Forums
    nicht ohne meine vorherige Genehmigung zu verwenden!


    Grünis/Kagis verrückte Pilzwerkstatt

    Pilze an ungewöhnlichen Orten finden!

  • Ja, da könnte man zumindest einen Hauch von weinroter Verfärbung hineininterpretieren. Das ist aber beim Pantherpilz, nicht beim Grauen Wulstling! Beim Perlpilz gibt es auch ähnliche Verfärbungen, die wohl eher von (partiell?) herausgelösten Hutpigmenten als einer Farbraktion mit dem Fleisch herrühren.


    Da Perlpilz, Pantherpilz und Grauer Wulstling hier ähnlich reagieren ( minutenlang nix, dann beginnt sich das bräunlich und schwärzlich zu verfärben, wenn die Huthaut aufgelöst / zersetzt wird), halte ich diesen Test für ungeeignet zur Artunterscheidung.


    Gruß,


    Frank

  • Danke Björn für den Text, den ich leider nicht herauskopieren und in eine Übersetzungsmaschine einspeisen kann.


    Wenn ich die paar Textfragmente richtig verstanden habe, wird unter Phenol nicht Phenol pur/konzentriert, sondern eine stark verdünnte 3%ige wässrige Lösung verstanden? Ich habe Konzentrat verwendet. Überall steht Phenol, nicht eine stark verdünnte wässrige Lösung.


    Lactophenol könnte ich mir im Chemikalienhandel beschaffen, als gebrauchsfertige Lösung. Da gibt es dann auch keine Mißverständnisse bezüglich Konzentration/Dosierung.


    Was "Phenaniline" ist, erschließt sich mir nicht. Wenn ich den Begriff in eine Suchmaschine eingebe, bekomme ich "Phenylalanine" ausgegeben - das ist eine Aminosäure. Die meinen aber doch bestimmt was anderes damit?! Könnte ich das mal als präzisen deutschen Begriff übersetzt bekommen, damit ich mir eine Vorstellung von der chemischen Zusammensetzung machen und nach Lieferanten Ausschau halten kann?


    Vielen Dank für deine Bemühungen.


    Freundliche Grüße,


    Frank

  • Hallo Frank,


    genau, das Phenol soll als 3%-Lösung vorliegen. Das ist aber auch genau das, was man bei Andreas kaufen kann. Was Phénaniline ist, kann ich dir leider auch nicht sagen, da schweigt das Buch sich über auf. Ich vermute eine Mischung aus Phenol und Anilin, aber ohne genaues Mischungsverhältnis natürlich schwierig. Man scheint es aber bei der belgischen mykologischen Gesellschaft beziehen zu können, eventuell können die einem sagen, was das genau ist.


    Björn

  • Danke dir für deine Bemühungen. Jetzt muss ich nochmal einen Grauen Wulstling suchen und das mit stark verdünnter Lösung wiederholen. Ich war gestern mehrere Stunden unterwegs, um zwei Exemplare zu finden. Wenn ich nichts mehr finde, müssen wir das um ein dreiviertel Jahr verschieben.


    Aber vorher sollte Pablo Alvarado die Ergebnisse haben, das sollte noch dieses Jahr klappen.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Was Phénaniline ist, kann ich dir leider auch nicht sagen, da schweigt das Buch sich über auf. Ich vermute eine Mischung aus Phenol und Anilin, aber ohne genaues Mischungsverhältnis natürlich schwierig. Man scheint es aber bei der belgischen mykologischen Gesellschaft beziehen zu können, eventuell können die einem sagen, was das genau ist.

    Hallo Björn,

    da scheinst du richtig zu liegen, habe das hier im Netz gefunden: http://www.champignons-passion.be/tech_28.htm

    Ist eine spannende Geschichte und ich denke im nächsten Jahr kann man dann sehen wie Ergebnisse mit Chemie im richtigen Mischungsverhältnis aussehen können,

    viele Grüsse

    Matthias