Hallo zusammen,
im November soll hier in meinen Pilzgründen eine Wiesenpilzexkursion der ThAM stattfinden, da es hier einige schöne Saftlingswiesen gibt. Damit die Kolleginnen und Kollegen tatsächlich etwas zu sehen bekommen, kontrolliere ich die avisierten Wiesen regelmäßig.
Bei dieser- ich muss jetzt ehemaligen schreiben - Saftlingswiese handelt es sich um einen Geschützten Landschaftsbestandteil. Damit wir sie als Exkursionsgebiet besuchen können hatte ich eine Betretungsgenehmigung bei der Unteren Naturschutzbehörde sowie eine Entnahmegenehmigung zur Kartierung beantragt.
Diese Wiese hatte ich erst im letzten Jahr entdeckt, jeweils mehr als hundert Hygrocybe punicea und Hygrocybe splendidissima wucherten in dem kleinen Tal wild durcheinander. So ein Massenaufkommen dieser seltenen geschützten Arten hatte ich noch nie zuvor gesehen. Hier hatte ich letztes Jahr einen Beitrag dazu verfasst: "Meine" neue Saftlingswiese
Um es kurz zumachen, in der letzten Woche war das Biotop zerstört, das lange geplante Exkursionsgebiet konnte ich komplett abschreiben.
Das Eulenschild steht am Ende der ergiebigen Saftlingsvorkommen. Auf der darunter liegenden Wiese stehen nur einige Exemplare von H. ceracea und H. reidii.
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Die Vorkommen der selteneren Arten befanden sich oberhalb des Schildes. Genau da, wo der ausgekofferte Schlamm beiderseits an den Böschungen planiert wurde.
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Irgendjemand hat sich wohl daran gestört, dass der kleine Teich verlandet war und ihn mit schwerer Technik ausgebaggert.
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Bekanntlich wachsen Hygrocyben auf Magerwiesen. Der Faulschlamm hingegen ist nährstoffreich und hat auf Magerwiesen nichts zu suchen. Das heißt, dass die Saftlinge auf absehbare Zeit hier keine Chance mehr haben werden.
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Die Biotopzerstörer haben noch eins draufgesetzt. Jenseits des Schlamms wurde die Wiese beiderseits frisch gemulcht.
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Das Resultat sind hingemetzelte Fruchtkörper und Nährtstoffeinträge, die fast genauso schädlich sind für künftige Saftlingspopulationen wie der Faulschlamm..
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Dies ist die dritte Magerwiese, die in meiner näheren Umgebung binnen dreier Jahre durch falsche Bewirtschaftung zerstört wurde. Die anderen Wiesen hatten keinen Schutzstatus und es blieb ohne Konsequenzen für die Zustandsstörer.
Nach meinem Kenntnisstand erfolgt die "Landschaftspflege" dieses Geschützten Landschaftsbestandteils aus Mitteln von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vom Bau der Bahntrasse Erfurt-München. Wenn die Verwendung dieser Mittel nicht kontrolliert wird, erweist man dem Naturschutz einen Bärendienst.
Das passt doch alles nicht zueinander. Einerseits der erhebliche bürokratische Aufwand, um eine Ausnahmegenehmigung für die Entnahme einzelner Fruchtkörper für die Untersuchung und zur Kartierung zu entnehmen. Dabei schadet die Entnahme einzelner Fruchtkörpern dem Pilz nicht. Dennoch ist der Antrag zwingend, es folgt eine Anhörung und am Ende mit Glück die Genehmigung und die Aufforderung, die kartierten Pilze der zuständigen Behörde zu melden. Die Kartierung in Pilze Deutschland reicht hier nicht aus. So viel beschriebenes Papier!
Allerdings finden keine Kontrollen statt. Als Grund werden die personellen Ressourcen angegeben. Dabei gibt es überall Ehrenamtliche, die den Wert von Biotopen kennen und schätzen und mit Sicherheit zur Zusammenarbeit mit den Behörden und den Landschaftspflegern bereit wären. Oft ist es ja kein böser Wille sondern Unwissenheit, die zu falschen Pflegemaßnahmen führt.
Ich warte jetzt erst einmal ab, welche Konsequenzen die Zerstörung dieses Habitats in diesem Falle nach sich zieht. Dann sehe ich weiter, wie sich derartige Naturzerstörung künftig vielleicht verhindern lässt.