Scharfer Schwefel-Milchling - Lactarius decipiens

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 271 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Werner Edelmann.

  • Hallo,

    heute bin ich wieder auf einen Milchling gestoßen, den ich vor ein paar Jahren nicht bestimmen konnte. Fundort ist ein Kiefernforst, mit eingestreuten Fichten, Buchen und Eichen.

    Jetzt bin ich mir sicher den Scharfen Schwefel-Milchling L.decipiens gefunden zu haben. Die Fruchtkörper riechen insbesondere an verletzten Stellen für Milchlinge sehr untypisch, nicht nach Wanzen/L.quietus oder Gummi sondern nach Geranien. Die Milch gilbt beim eintrocknen deutlich (quietschegelb auf dem Taschentuch). Der Name "Scharfer Schwefel-Milchling" ist in so weit irreführend, dass der Pilz keinesfalls extrem scharf wäre. Vielmehr schmeckt die Milch anfänglich bitter, bis sich nach einigen Sekunden ein salzig-schärflicher Geschmack einstellt. Auffällig ist auch der schmale aber sehr lange Zahn mit dem die Lamellen am Stiel herablaufen. Die Hüte der frischen, jungen Pilze waren noch ziemlich kräftig gefärbt, vom Rand beginnt jedoch schon eine Entfärbung die den in der Literatur beschrieben Rosa-Ton zu Tage bringt.



    Diesen Laubwaldpilz hatte ich gar nicht im Nadelbaum dominierenden Habitat im Sinn aber den Standot teilt er sich mit dem Goldflüssigen Milchling L.chrysorrheus unter einer Eiche. Die Pilze wachsen für Milchlinge untypisch vorwiegend in kleinen Clustern. Meist sind 3-4 Fruchtkörper an der Stielbasis verwachsen. Von diesem eindrucksvollen Merkmal berichtet nur Kibby, den ich für seine Beobachtungsgabe an dieser Stelle loben muss. Selbst die Milchlingsmonographie von Heilman-Clausen et al schweigt sich darüber aus.

    Die ziemlich netzigen Sporen beseitigen auch jeden Zweifel, dass das erneut ein komischer Flatter Milchling L.tabidus sein könnte.



    VG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Glückwunsch Thiemo,

    ich kenn den auch nur aus den Eichenmischwäldern bei Bamberg und Hassfurt. Und auch ich war mir anfangs unsicher, weil er einfach nicht so scharf ist, wie ich vermutet hatte. Erst als ich große Kollektionen mit jung und alt hatte, in Habitaten wo L. tabitus wirklich nichts verloren hat, und man bei älteren Fruchtkörpern diesen Rosastich erkennen konnte, war ich mir sicher L. decipiens gefunden zu haben. Ein Milchling, den ich auch zum ersten mal in Mainfranken fand ist L. herpeticus. Das war auch so ein Aha-Effekt.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hallo Werner,


    Schön zu lesen, dass du ähnliche Zweifel bei der Art hattest. Scheinbar ist sie gar nicht so verbreitet.


    Tatsächlich gibt es im Bereich des Fundortes (ca.20m tiefer im Wald auf saureren Boden) auch L.tabidus aber jetzt muss ich erkennen, dass das habituell ein ganz anderes Pilzchen ist. Viel dünnfleischiger, weniger gilbend und mit anderem Geruch. Im Jungzustand kann man sich leider nicht auf die Hutfärbung der beiden Schwefel-Milchlinge verlassen.


    Falls du L.hepaticus meinst, dem gefällts hier und er steht gerade zu hunderten im Kiefern-Wald herum. Der gilbt ja auch ordentlich, ist jedoch deutlich düsterer gefärbt und riecht nach Gummi.


    So langsam blicke ich auch bei den vielen Rotbraunen Milchlingen durch. ^^


    VG Thiemo

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