Hallo!
Gestern habe ich meinen "Hauswald" zwischen Herborn und Dillenburg besucht. Der Eichen-Hainbuchen-Mischwald auf basischem Basalt hat mir in den vergangenen Jahren schon wirklich tolle Funde beschert, aber dieses Jahr war nach einem fulminaten Frühstart schon Ende Mai mit Unmengen an Pfifferlingen nicht mehr so viel zu holen - weder qualitativ noch quantitativ.
Drei Stunden Fußmarsch auf schwierigem Terrain (durchweg Hanglage, wie im Weinberg) haben aber dennoch ein paar schöne Funde ergeben, diese möchte ich euch hier vorstellen:
Fangen wir mal mit einer Cortinarie an. Diese Exemplare mit dem markant runzeligen Hut hätte ich in der Sektion Elatiores vermutet, Hut und Stiel sind aber trocken. Auffällig finde ich auch die deutlich überstehende Huthaut. Vor Ort war kein auffälliger Geruch festzustellen. Ob diese Merkmalskombination ausreicht, um die zu benamsen? Geschmacksprobe, Schnittbild und KOH könnte ich nachliefern, wenn das mit einem Erkenntnisgewinn verbunden ist:
Diese Schnecklinge sind schon vor Ort gut ansprechbar, Goldzahnschnecklinge:
Bei diesen Exemplaren dachte ich zunächst an kleine sparrige Schüpplinge, dann kam ich ins Grübeln wegen der spitzen Hutform und bei näherem Anschauen des Stiels war klar, dass das was ganz anderes ist, was man nicht so oft zu Gesicht bekommt: Das ist der Schuppige Raukopf C. humicola.
Ich bin jetzt mal so dreist und behaupte das wegen der markanten Erscheinungsform, auch wenn es über 1000 Arten in dieser Gattung gibt. Hoffentlich muss mich Uwe Cortinarius nicht eines besseren belehren ...
Dieser Riesenrötling-Drilling ist der einzige Fruchtkörper dieser Art dieses Jahr, obwohl ich die letztes Jahr im Dutzend hätte einsammeln können. Die Huthaut ist war etwas dunkel, aber mittlerweile kenne ich diese nicht so häufige Art recht gut und kann sie auch an dem mehlig-chemischen Geruch ohne ranzige oder gurkige Komponente ganz gut ansprechen:
Weiter geht es mit einer Phlegmacie, die wegen der schönen blauvioletten Farbtöne meine Neugier erregt hat. Leider gibt es da ja einige, die mit zunehmender Fruchtkörperreife mehr und mehr Brauntöne annehmen, so wie bei diesem Exemplar. Der erdig-muffige Geruch ist deutlich wahrzunehmen.
Tricholoma sejunctum versus Amanita phalloides. Von oben betrachtet, haben die schon eine gewisse Ähnlichkeit - von unten natürlich nicht:
Eine schöne Koralle, leider wird der schöne gelbe Farbton von meiner 15 Jahre alten Panasonic nicht richtig wiedergegeben. Im November am späten Nachmittag ist das Licht schon so spärlich, dass im Kameradisplay mit jeder kleinen Bewegung ein anderer Farbton angezeigt wird:
Über diesen persönlichen Erstfund habe ich mich besonders gefreut, das sollte der Schwefelfüßige Faserling sein, den ich an einem sehr alten und schon stark zersetzten Buchenstumpf gefunden habe:
Zum Abschluss meiner Tour bin ich noch über diese beiden Macrolepiota gestolpert, die ich mit M. mastoidea benamsen würde. Normalerweise ist sowas nicht der Erwähnung wert, aber vor kurzem hatte Wolfgang P. Interesse an solchen Funden geäußert, weil er mal einige Exemplare sequenzieren und näher unter die Lupe nehmen möchte. Vorsorglich werde ich die mal schonend trocknen:
So, geschafft, vielen Dank für das Durchhalten bis zum Ende meines etwas zu lang geratenen Beitrags. Vielleicht war ja die eine oder andere interessante Art dabei. Die Saison nähert sich dem Ende. Kommentare und Hinweise sind willkommen, ebenso wie Korrekturen.
Beste Grüße,
Frank