Rundgang Herborn/Dillenburg

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 333 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von frank2507.

  • Hallo!

    Gestern habe ich meinen "Hauswald" zwischen Herborn und Dillenburg besucht. Der Eichen-Hainbuchen-Mischwald auf basischem Basalt hat mir in den vergangenen Jahren schon wirklich tolle Funde beschert, aber dieses Jahr war nach einem fulminaten Frühstart schon Ende Mai mit Unmengen an Pfifferlingen nicht mehr so viel zu holen - weder qualitativ noch quantitativ.


    Drei Stunden Fußmarsch auf schwierigem Terrain (durchweg Hanglage, wie im Weinberg) haben aber dennoch ein paar schöne Funde ergeben, diese möchte ich euch hier vorstellen:


    Fangen wir mal mit einer Cortinarie an. Diese Exemplare mit dem markant runzeligen Hut hätte ich in der Sektion Elatiores vermutet, Hut und Stiel sind aber trocken. Auffällig finde ich auch die deutlich überstehende Huthaut. Vor Ort war kein auffälliger Geruch festzustellen. Ob diese Merkmalskombination ausreicht, um die zu benamsen? Geschmacksprobe, Schnittbild und KOH könnte ich nachliefern, wenn das mit einem Erkenntnisgewinn verbunden ist:



    Diese Schnecklinge sind schon vor Ort gut ansprechbar, Goldzahnschnecklinge:




    Bei diesen Exemplaren dachte ich zunächst an kleine sparrige Schüpplinge, dann kam ich ins Grübeln wegen der spitzen Hutform und bei näherem Anschauen des Stiels war klar, dass das was ganz anderes ist, was man nicht so oft zu Gesicht bekommt: Das ist der Schuppige Raukopf C. humicola.


    Ich bin jetzt mal so dreist und behaupte das wegen der markanten Erscheinungsform, auch wenn es über 1000 Arten in dieser Gattung gibt. Hoffentlich muss mich Uwe Cortinarius nicht eines besseren belehren ...




    Dieser Riesenrötling-Drilling ist der einzige Fruchtkörper dieser Art dieses Jahr, obwohl ich die letztes Jahr im Dutzend hätte einsammeln können. Die Huthaut ist war etwas dunkel, aber mittlerweile kenne ich diese nicht so häufige Art recht gut und kann sie auch an dem mehlig-chemischen Geruch ohne ranzige oder gurkige Komponente ganz gut ansprechen:




    Weiter geht es mit einer Phlegmacie, die wegen der schönen blauvioletten Farbtöne meine Neugier erregt hat. Leider gibt es da ja einige, die mit zunehmender Fruchtkörperreife mehr und mehr Brauntöne annehmen, so wie bei diesem Exemplar. Der erdig-muffige Geruch ist deutlich wahrzunehmen.




    Tricholoma sejunctum versus Amanita phalloides. Von oben betrachtet, haben die schon eine gewisse Ähnlichkeit - von unten natürlich nicht:




    Eine schöne Koralle, leider wird der schöne gelbe Farbton von meiner 15 Jahre alten Panasonic nicht richtig wiedergegeben. Im November am späten Nachmittag ist das Licht schon so spärlich, dass im Kameradisplay mit jeder kleinen Bewegung ein anderer Farbton angezeigt wird:




    Über diesen persönlichen Erstfund habe ich mich besonders gefreut, das sollte der Schwefelfüßige Faserling sein, den ich an einem sehr alten und schon stark zersetzten Buchenstumpf gefunden habe:



    Zum Abschluss meiner Tour bin ich noch über diese beiden Macrolepiota gestolpert, die ich mit M. mastoidea benamsen würde. Normalerweise ist sowas nicht der Erwähnung wert, aber vor kurzem hatte Wolfgang P. Interesse an solchen Funden geäußert, weil er mal einige Exemplare sequenzieren und näher unter die Lupe nehmen möchte. Vorsorglich werde ich die mal schonend trocknen:




    So, geschafft, vielen Dank für das Durchhalten bis zum Ende meines etwas zu lang geratenen Beitrags. Vielleicht war ja die eine oder andere interessante Art dabei. Die Saison nähert sich dem Ende. Kommentare und Hinweise sind willkommen, ebenso wie Korrekturen.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Nee, eben nicht! Ich will die sowieso herbarisieren und bringe dir was vorbei. Im Gminder/Karasch wird maculata dautlich dunkler gezeichnet, auch die Stiele sind dunkler.


    Da das ein persönlicher Erstfund ist, mir Vergleichsmaterial fehlt und man die Bilder im Internet teilweise mit Fragezeichen sehen sollte, bleibt natürlich eine Unsicherheit. Es soll da auch noch ein sehr seltenes "Medusenhaupt" geben, welches aber an Nadelholz wächst, das ist dann eher unwahrscheinlich.


    Gruß,


    Frank

  • Hallo zusammen,


    Psathyrella maculata hatte ich ja kürzlich auch als Erstfund (Fleckiger Saumpilz (Psathyrella maculata oder Cystoagaricus maculatus) - Pilzbestimmung u. Bestimmungshilfe - Pilzforum.eu), und da meinem die gelben Füße fehlten, habe ich den als Fleckigen Saumpilz einsortiert. Sollte es Zweifel geben - ich habe ihn herbarisiert und könnte nach den Sporen schauen.


    Aber auch hier könnte es ja vielleicht Stockschwämmchen geben - auf dem vorletzten Bild hier zu der Art sieht man jedenfalls kleine gammlige schwarze Pilze, die welche gewesen sein könnten.


    Mir scheint jedenfalls P. maculata aus meinem begrenzten Erfahrungsschatz heraus plausibler.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Danke dir Sabine. Stockschwämmchen waren das glaube ich nicht an dem Buchenstumpf, aber stark vergammelte Grünblättrige Schwefelköpfe. Das schließt natürlich nicht aus, dass es zumindest noch zusätzlich dort ein Stockschwämmchen-Myzel gibt, was aber gerade keine Lust zur Fruchtkörperbildung hat.


    Wenn ich mir deine Fotos und die Fotos vom CH-Andy anschaue, sind meine Exemplare vielleicht einen Tacken zu dunkel für den Schwefelfüßigen Faserling. Ohne ausreichende persönliche Anschauung und Kenntnis der Erscheinungsbandbreite beider Arten braucht man wohl ein Mikroskop.


    Beste Grüße,


    Frank


  • Wenn ich mir deine Fotos und die Fotos vom CH-Andy anschaue, sind meine Exemplare vielleicht einen Tacken zu dunkel für den Schwefelfüßigen Faserling.

    Hallo Frank, die Schwefelfüssigen Faserlinge

    Psathyrella cotonea sind typischerweise an der Stielbasis Schwefelgelb.

    Leider kann ich das auf deinen Bilder nicht sehen.

    Es gibt noch ein ähnlichen -> Russbraunschuppiger Mürbling

    Psathyrella maculata

    BG Andy

  • Hallo Frank,

    ja, der Schirmling ist mastoidea agg. Eine ITS-Sequenz sind da wohl erstmal rausgeschmissene 20 Eur, da sich dieser Clade schlecht in trennbare Arten aufspalten lässt. Bei anderen Gen-Loci fehlen noch die Vergleichsdaten, die sind auch teurer.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    ja das habe ich zwischenzeitlich sinngemäß auch im Wikipedia-Artikel gelesen. Ich hatte dein Interesse an Macrolepiota-Sequenzierung nur noch grob in Erinnerung und wusste nicht, welche Arten damit genau gemeint sind.


    Gruß,


    Frank