Bei den Grünlingen, Ritterlingen und Stachelingen – Teil 1 von 2

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 751 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von huehnchen69.

  • Liebe Pilzfreunde,


    nach langer Zeit endlich mal wieder ein Exkursionsbericht von mir fürs Forum. Ich habe den Beitrag geteilt, damit das besser lesbar wird.


    Hier Teil 1 von 2.


    Schon vor Monaten habe ich mit Oehrling ausgemacht, dass wir zusammen einmal ein Gebiet nahe Nürnberg besuchen wollen, wenn es dort die erhofften Pilze geben könnte.


    Vor ein paar Tagen war es dann so weit. Ich startete früh in Syrau und war nach über 2 h Fahrtzeit pünktlich auf 10 Uhr am Treffpunkt. Oerhling war ebenso pünktlich. Nach der Begrüßung und kurzem Fertigmachen ging es auch schon los. Vor uns lag ein straffes Programm. Ich musste spätestens 14:30 Uhr wieder nach Hause starten.


    Aus diesem Grund konnten wir auch nicht die „große Runde“ gehen, welche Oehrling sonst nimmt.

    Ich wusste vom Exkursionsgebiet nur, dass es uns hier Sand erwartet.


    Nach 200 m waren wir schon voll im Exkursionsgebiet und in einer völlig anderen Umgebung. Eine Landschaft wie nahe Berlin oder in Brandenburg. Sand, viele Kiefern. Nur eben nicht flach, sondern mit Hügeln.


    Hügeliger Kiefernwald mit Sandboden; überall wuchs Tricholoma auratum, der Kiefern-Grünling:




    Unsere Hoffnung waren seltene Ritterlinge und Stachelige.


    Begrüßt wurde ich durch Unmengen an Tricholoma auratum, den Kiefern-Grünlingen.

    Zu Hause in Syrau habe ich Tricholoma frondosae, den Pappel-Grünling. Somit konnte ich nun direkt beide Arten vergleichen.

    Die Unterschiede sind schon deutlich. T. f. besitzt längere Stiele und hat kräftig gelbe Lamellen. T. a. wächst deutlich gedrungener, ist mMn wirklich etwas grüner; dazu im Sandboden. Deswegen sind die Hüte auch meist „besandet“.

    Auf der gesamten Tour haben wir Unmengen an teils riesigen Kiefern-Grünlingen gesehen.


    Tricholoma auratum, Kiefern-Grünling:






    Im Vergleich dazu Tricholoma frondosae, der Pappel-Grünling, Fundort bei mir vor Haustüre in Syrau:








    Wir fanden in wenigen und kleinen Exemplaren Tricholoma portentosum, den Schwarzfaserigen Ritterling:




    Das Laufen in der Umgebung ist/war für mich etwas völlig anderes. Solche Wälder mit Sandboden sind bei mir nicht zu finden. Das allein ist schon ein Erlebnis.



    Und schon ging es weiter mit Tricholoma sudum, den Falbgrauen Ritterling:




    Dann standen dort nicht wenige Tricholoma focale, Halsband-Ritterlinge, herum. Diese waren auf der ganzen Tour in Gruppen zu finden. Das Band am Stiel ist schön zu sehen:







    Ebenso überall und teils in großen Mengen, Cortinarius semisanguineus, der Blutblättrige Hautkopf. Ein als Färbepilz benutzter und gesuchter Pilz – hier in riesigen Mengen und richtig groß:




    Und schon kam der nächste Ritterling, Tricholoma albobrunneum, der Weißbraune Ritterling:





    Ein dem Tricholoma albobrunneum, dem Weißbraunen Ritterling ähnlicher Pilz, Tricholoma ustale, der Brandiger Ritterling, konnte ich gestern in Syrau knipsen. Hier hatten wir Bodenfrost, was man auf den Hüten sehen kann.

    Tricholoma ustale wächst hier bei Buchen:








    Weiter im Teil 2 von 2.


    Ich hoffe ihr hattet Kurzweil und Freude beim Lesen und Ansehen,

    wir sehen uns wieder im Teil 2,
    viele Grüße,

    Steffen

  • Hallo Steffen,


    meine Güte, ist der brandige Ritterling in dem Buchenlaub gut getarnt.

    Grünlinge haben auch bei mir ein starkes Jahr.


    Ich war dieses WE sehr entsetzt. Ich traf ein Ehepaar, die verspeisten glatt Grünlinge. Zumindest erzählten sie das. Auch der Hinweise, dass diese giftig sind, änderte daran offenbar nicht das Geringste. Auch nicht, dass diese geschützt sind, das war ihnen egal. Und da wundert man sich, wenn Grünlinge hierzulande nicht allzuoft anzutreffen sind.



    Vielen Dank für den tollen Bericht.

    Grüße vom



    Bläuling



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  • Hallo Bläuling,


    danke für die Blumen. g:-)


    In Gebiet bei Nürnberg wurden/werden die Grünlinge auch stark gesammelt. Überall lagen abgeschnibbelte Stielspitzen herum.


    Viele Grüße,

    Steffen

  • Ich glaube, dass viele Sammler, „die den schon immer gegessen“ haben, sich da wenig von beeindrucken lassen.


    Ich habe auch schon öfter Leute an den einschlägigen Stellen mit recht vollen Körben gesehen, selbst ein PSV war mal dabei.


    Aber das Risiko steckt halt immer auch mit auf der Gabel - vom Schutzstatus der Art(en) mal ganz abgesehen.

    Vermutlich macht auch wirklich die Dosis das Gift, aber auf das Roulettespiel sollte man sich besser nicht einlassen…


    Viele Grüße

    Björn


  • Hallo Björn,


    so sehe ich das auch.


    Erst gestern hat mich ein PSV in einer anderen Sache kontaktiert, welcher vor 20 Jahren die Prüfung machte und sich dann aber nicht weiter mit Pilzen beschäftigt hat. Er erwähnte beiläufig, das er aktuell auch Grünlinge sammelt...


    Viele Grüße,

    Steffen

  • Hallo Bläuling,

    Ich war dieses WE sehr entsetzt. Ich traf ein Ehepaar, die verspeisten glatt Grünlinge. Zumindest erzählten sie das. Auch der Hinweise, dass diese giftig sind, änderte daran offenbar nicht das Geringste. Auch nicht, dass diese geschützt sind, das war ihnen egal. Und da wundert man sich, wenn Grünlinge hierzulande nicht allzuoft anzutreffen sind.

    Ich habe auch schon Grünlinge gegessen, obwohl mein eigener Erstfund erst im letzten Jahr war: Zu meinen Studienzeiten hat die Betreiberin der Cafeteria eine wunderbare Pilzsuppe aus selbstgesammelten Pilzen gezaubert, und ihre Kenntnisse waren für mich damals so vertrauenerweckend, dass ich die Suppe auch gerne und mit gutem Gefühl gegessen habe. Und sie erzählte, dass sie auch Grünlinge reinmacht. Das war noch lange bevor herausgefunden wurde, dass der Grünling, in großen Mengen gegessen, giftig ist. Bei höchstens vielleicht einem Viertelpilz pro Suppenschälchen dürfte das aber vergiftungstechnisch wenig relevant gewesen sein. Selbst ein ganzer Teller reicht nach meinem Kenntnisstand für eine Vergiftung nicht aus.


    Natürlich würde ich den entsprechend der DGfM-Einstufung als giftig aus dem Körbchen fischen, aber bei uns in der Gegend gibt es den eh nicht.


    Was die gesetzlichen Verbote angeht, sammle ich normalerweise keine Pilze, deren Sammeln verboten ist, aber dass das Sammeln von Fruchtkörpern im Allgemeinen keinen Einfluss darauf hat, wie häufig die Fruchtkörper auftreten, wurde ja schon in Studien gezeigt.


    Bei extrem seltenen Pilzen, z. B. von der Roten Liste, denke ich schon, dass es einen Unterschied machen kann, wie lange der Fruchtkörper herumsteht und seine Sporen in den Wind streuen kann. Die versuche ich stehen zu lassen, wenn ich es rechtzeitig kapiere, dass das eine Seltenheit ist.


    Aber gerade die Grünlinge werden wohl eher in Gegenden traditionell gesammelt, wo sie recht häufig sind, z. B. in den Kiefernwäldern um Berlin. Zumindest mir macht das unter diesem Aspekt kein Bauchweh.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo ihr Lieben,


    die Gefahr droht durch eine allergische Reaktion auf die Antikörper, die sich bereits beim ersten Verzehr von Grünlingen bilden. Eine Kulmination kann dann schlimmstenfalls zu einer Rhabdomyolyse führen mit möglichen üblen Folgen. Es geht nicht so sehr um den Schutz der Pilze, sondern um den Schutz der wenigen Kiefern-Flechten-Biotope, die wirklich mager sind, wenn dort der Grünling wächst.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo Stefan,

    die Gefahr droht durch eine allergische Reaktion auf die Antikörper, die sich bereits beim ersten Verzehr von Grünlingen bilden.

    woher hast du diese Information?


    Eine Antikörperwirkung kenne ich nur im Zusammenhang mit dem Kahlen Krempling.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,


    die allergische Wirkung bei Grünling und Krempling ist sehr ähnlich. Der Krempling ist jedoch roh auch noch sehr giftig. Die Informationen stammen von einem mykologisch sehr interessierten Mediziner und wurden uns erst kürzlich mitgeteilt. Vielleicht erfolgt ja eine Publikation dazu. Die bekannten Todesfälle durch Grünlinge standen bisher fast immer im Zusammenhang mit einem exzessiven Verzehr.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo Stefan,

    Die bekannten Todesfälle durch Grünlinge standen bisher fast immer im Zusammenhang mit einem exzessiven Verzehr.

    exzessiver Verzehr ja - so habe ich das auch gelernt. Drei Tage lang morgens-mittags-abends Grünlinge oder so.


    Aber es deckt sich nicht mit meinem Verständnis von der Bildung von Antikörpern, dass das bei diesem Szenario innerhalb von zwei bis drei Tagen vonstatten geht. Ich dachte, sowas dauert eher ein bis zwei Wochen.


    Aber wenn du von einer Publikation weißt, kannst du die ja mal verlinken.


    Beste Grüße

    Sabine