Giftpilze zerstören? Moralische Fragen

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 6.670 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Der Juergen.

  • Giftpilze zum Wohl der Allgemeinheit zerstören? 21

    1. stehenlassen (20) 95%
    2. zerstören (1) 5%

    Wieder mal eine wissbegierige Anfängerfrage:
    Ich nehme Bezug auf das Thema " Gefährliche Mischung" bei dem Manfred auf sehr, sehr viele Grüne Knollenblätterpilze gestossen ist.
    Hier der Link dazu gefahrliche-mischung-t-6854.html


    Ist man quasi in der Pflicht solche Funde zum Wohl der anderen zu zerstören oder überwiegt der Naturschutz?


    Mir kommt bei diesem Thema so in den Sinn ob man bei solchen Funden, die ja absolut lebensbedrohliche Ausmasse entwickeln könnten, die Verantwortung für das Leben anderer mitträgt oder tragen darf oder tragen sollte? Generell trägt man ja selbst die Verantwortung für seine Taten. Allerdings sind Fachleute in ihrem jeweiligen Sachgebiet ja zur Hilfe verpflichtet, z. B. muss ein Arzt Leben retten oder ein Dlrg-Retter muss in Not geratene Schwimmer retten. Muss ein Pilzkundiger Laie oder auch ein Sachverständiger, indem er eine Flut von Giftpilzen zerstört, Leben retten oder tun manche es aus reinem Verantwortunggefühl? Sollte man ? Wie seht/handhabt Ihr das ?



    Ich bin ja generell dafür Pilze stehen zu lassen, wenn man sie nicht verspeisen oder den ein oder anderen zu Bestimmungszwecken verwenden möchte. Aber ich denke dabei and die Omis mit den Plastiktüten, die neulich glücklicherweise auf einen sachkundigen Sammler aus diesem Forum gestossen sind.

  • Vera,


    ich bin fast sicher, wenn Du etwas länger und genauer über das Thema nachgedacht hättest (nicht böse gemeint) so würdest Du dieses Thema gar nicht eröffnet haben.


    Schau, wir sind Gäste in der Natur und jede Lebensform hat ein Recht auf ihre Existenz. Pilze sind eine defensive Gefahr, sie springen niemanden an und zwängen sich in den Mund. Es obliegt der eigenen Verantwortung ob man sich damit vergiftet oder nicht.
    Und es sind ja nicht nur Pilze, auch Tollkirschen oder viele Früchte im heimischen Ziergarten und Parkanlagen sind hochgiftig und vor allem für Kinder gefährlich. Ganz zu schweigen von so manchem Hutträger im Garten oder auf dem Rasen. Die schiere Menge giftiger Pilze und deren Verbreitung machen ein Zerstören zudem vollkommen sinnlos.


    Nein, mutwilliges zerstören von tatsächlich oder vermeintlich giftigen Pilzen muss man konsequent ablehnen.


    Wie oft finde ich zertretene Perlpilze oder Hexenröhrlinge und jedesmal ärgere ich mich unheimlich ob dieser unnötigen Taten.


    Ich verstehe den Anlass für Deine Sorge, aber die Lösung liegt nicht im zerstören, sondern in der Aufklärung.
    Schau, ich bin als Kind hier in meinem Dorf aufgewachsen. Unser Spielplatz war der Wald mit all seinen wunderbaren Geheimnissen aber auch mit seinen Gefahren. Pilze und Beeren zu sammeln war in meiner Kindheit nicht unbedingt eine rein lukullische Sache, sondern diente durchaus auch der Beschaffung von Nahrung. Nicht dass man ohne dies verhungert wäre, aber eine zusätzliche Bereicherung des Nahrungsangebotes war es schon. Pilze wurden auf Vorrat eingekocht, Beeren zu Marmelade oder Saft verarbeitet. Es gab nicht dieses Angebot von frischem Obst und Gemüse, wie es heute allenthalben normal ist.
    Aus diesen Umständen heraus wurden wir Kinder früh in das sammeln eingebunden. Sei es zum helfen, oder eben nur weil wir zu klein waren um alleine zu Hause zu bleiben.
    Dabei haben und unsere Eltern von Anfang an gezeigt, was essbar ist und was nicht. Nicht auf wissenschaftlicher Basis, sondern aus der Erfahrung vieler entbehrungsreicher Jahre zuvor.


    Das ist hete das grundsätzliche Problem. Die Entfremdung der Menschen und insbesondere der Kinder von der Natur. Das fehlende Wissen um die Zusammenhänge und die Gefahren, aber auch der Blick für die wundervollen Geheimnisse.


    Heute sind Kinder weitgehend aus dem Wald verbannt. Sie sitzen viel zu oft vor dem Fernseher oder der Play Station. Nahrunf gibt es fertig portioniert im Supermarkt und Pilze kommen aus der Dose.


    Da müsste man ansetzen. Wenn es die Eltern nicht schaffen, halt in der Schule. Es wird aber nicht (ausreichend/umfassend) genug gemacht.
    Der beste Schutz vor Gefahren ist das Wissen, wie man sie vermeidet. Gefahren zu beseitigen kann nur unvollkommen sein.


    Vera, ich finde es gut dass Du dieses Thema angerissen hast. Gibt es doch vielleicht auch stillen Mitlesern oder solchen die unbekannte oder erkannte giftige Pilze zertreten Gelegenheit, Ihr tun zu überdenken. So sollten wir auch mit dem Thema umgehen.

  • Definitiv NEIN.


    Auch giftige Pilze haben das Recht, zu wachsen, auch sie tragen zur Umwelt bei und sind Teil der Natur. Auch wenn wir Menschen sie nicht vertragen: z.B. Schnecken, Wildtiere etc. mögen sie teils sehr gern. :)


    Mir kommt bei diesem Thema so in den Sinn ob man bei solchen Funden, die ja absolut lebensbedrohliche Ausmasse entwickeln könnten, die Verantwortung für das Leben anderer mitträgt oder tragen darf oder tragen sollte? Generell trägt man ja selbst die Verantwortung für seine Taten.


    Dem stimme ich zu. Es sollte absolut niemand Pilze suchen, der sich damit nicht auskennt, oder kein Pilzbestimmungsbuch zur Hand hat (um an die Omis mit den Plastiktüten anzuknüpfen). Man fährt ja auch auf eigene Verantwortung Auto, da darf man ganz einfach nicht erwarten, dass einem vorher die Straße freigeräumt wurde, wenn man gerade Lust drauf hat, mit 200 drüber zu preschen... damit man hier sein Leben und das der anderen schützt, gibt es die Fahrschule. Dein Auto kann nichts dafür, wenn du damit Mist baust - und so ist es mit den Pilzen auch.


    Ich kann allerdings nicht so ganz verstehen, wie Leute auf die Idee kommen, den grünen Knollenblätterpilz mitzunehmen... beim weißen verstehen ich ja die Verwechslungsmöglichkeit, vorwiegend dann, wenn man Champignons sucht. Aber der grüne?
    Im Jungstadium von Champignons sollte man eher die Finger davon lassen, weil da eine Unterscheidung mit seinem bösen Bruder sehr schwierig ist.
    Ich persönlich lasse immer meine Finger von Champignons, nicht nur wegen der Verwechslungsgefahr (und da gibt es nicht nur den Knolli, z.B. auch den Karbolegerling, der sich auch mal gern zu den Champignons "dazugesellt"), sondern weil sie gerade, wenn sie auf großen Wiesen stehen und diese landwirtschaftlich genutzt wird, je nachdem mit was der Bauer düngt, gern diverse Schadstoffe anreichern. Champignons holt man sich am besten einfach im Reformhaus, dann hat man der Ärger mit dem Knolli nicht.


  • Definitiv NEIN.
    Auch giftige Pilze haben das Recht, zu wachsen, auch sie tragen zur Umwelt bei und sind Teil der Natur. Auch wenn wir Menschen sie nicht vertragen: z.B. Schnecken, Wildtiere etc. mögen sie teils sehr gern. :)


    Genau so ist es!


    Was die Kinder angeht sollten die Eltern zum einen Kinder belehren das man nicht alles Essen darf, und wenn sie zu klein sind um das zu verstehen müssen sie sowieso beaufsichtigt werden!


    Ich finde jeden Pilz faszinierend und gerade die giftigen sind wir mal ehrlich, sehen extrem toll und gefährlich aus und man kann sehr schöne Foto machen!


    Keiner hat das Recht einfach die für uns nicht essbaren Pilze einfach zu zerstören, man muss ja auch nicht immer alles nur essen, man kanns auch mal anschauen ;)



    Grüße

    Pilze muss man kennen "lernen" das ist ähnlich wie bei Freundschaften... ;)


    Onlinebestimmungen sind nur als Bestimmungshilfen/Tipps anzusehen, sie ersetzen NIE
    den Gang zum Pilz-Sachverständigen! Keine Essensfreigabe im Forum!

    Einmal editiert, zuletzt von Benny M. ()

  • Ich kann mich da nur anschließen. In einem komplexen Ökosystem wie dem Wald, den es ohnehin in seiner ursprünglichen Erscheinungsform kaum noch gibt (wir treiben uns ja überwiegend in bewirtschaftetem Forst herum), übernimmt JEDER ORGANISMUS eine wichtige Funktion, unabhängig davon, ob er (für uns) giftig ist oder nicht. Wir kennen ohnehin nur die wenigsten Zusammenhänge und das, was wir hier machen (die Kategorisierung der Pilze) ist eine subjektive Einteilung dieser Organismen nach unseren Kriterien.


    Was die Menschen mit Plastiktüten betrifft... Mal davon abgesehen, dass ich Plastiktüten sowieso nicht leiden kann, da sie meiner Meinung nach völlig überflüssig sind und unnötigen Müll produzieren (und ich dafür plädiere, dass jeder mit wiederverwertbaren Stoffbeuteln, Klappboxen oder Körben einkaufen gehen sollte; Letztere lassen sich schließlich auch zum Pilzsammeln verwenden :P), halte ich diese Plastiktütensammler sowie für (in den meisten Fällen trifft das zu) unsensible, schöne Stellen am Waldboden übersehende und einfach darübertrampelnde Idioten :cursing:.


    So einen Beitrag schreiben kann ja richtig gut tun :).


    Grüße aus SG
    Andreas

  • Im ersten Moment dachte ich, es ginge darum, die Giftpilze zu zerstören, damit sich die Esspilze besser ausbreiten können. Aber dann müsste man die Fruchtkörper einsammeln, denn kaputt sind die immer noch fruchtbar.


    Aber zerstören, weil jemand sie essen könnte? Die halbe Welt müssten wir dann ja zerstören (abgesehen davon tun wir das eh). Jeder verantwortungsvolle Erwachsene sollte seinem Kind beibringen, nicht einfach alles in den Mund zu stecken, was es da so findet - und ehe es das mit einem Giftpilz tut, hat es das rein statistisch ohnehin schon mit diversen Haushaltsreinigern etc. getan.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:


  • volle zustimmung.
    noch erwähnenswert ist,das es ja auch noch andere lebewesen gibt,die sich von ,für uns ,giftigen pilzen ernähren.
    lg gaby

  • Ich hätte besser wissen müssen das so ein Beitrag eher zu negativer Kritik reizt und mich so da stellen würde als wär ich völlig verblödet. Ich habe natürlich vor Erstellen des Thema's schon meine eigene Meinung dazu gehabt und zertrete natürlich keine Pilze absichtlich noch will ich die Welt retten etc.


    Zumal es aber solch ein Fraktion von Menschen gibt die das tun, hätte ich einfach gerne einige Meinungen von beiden Seiten eingeholt und hatte gehofft das das ein ernstzunehmendes Thema würde und keine Hetzkampange.
    Schönen Dank auch.


    Die Umfragefunktion habe ich einfach gesehen und wollte Sie mal ausprobieren, wenn das was komisches ist,... naja.
    Traurig...

  • Vera, ich glaube Hetztkampagnen sehen anders aus. ;)


    Ich denke auch nicht, dass Dich jemand für " verblödet " hält.
    In einem Pilzforum wird man aber kaum Leute finden, die Pilze zerstören weil sie giftig sind. Dazu mögen ( nicht kulinarisch gemeint) wir diese Waldfrüchte doch viel zu sehr. Ergo wirst Du hier auch kaum jemanden finden der das macht, oder zumindest keinen der es zugibt.


    Ich fands gut, dass Du dieses Thema eröffnet hast.


    Nochmal zum eigentlichen Sinn des Themas.


    Würde man Giftpilze vernichten, müsste man die Stellen ja jeden Tag abgehen weil ja immer wieder was nachwächst. Macht also auch von daher keinen richtigen Sinn.

  • Hallo zusammen,


    ich zerstöre giftige Pilze im Wald sehr gerne und sehe es als Pflichtübung an. Ich hab auch, wenn ich nicht im Wald unterwegs bin, einen Baseballschläger dabei, um parkende Autos zu Klump zu schlagen, denn schließlich könnte so eins ja ein Kind überfahren.


    Aber Spaß beiseite. Ich habe mal auf einer Pilzausstellung jemanden kennen gelernt, der sowas allen Ernstes macht (also gifige Pilze zerstört, keine Autos:-), und von seinem Handeln überzeugt war. Statistisch gesehen rettet er natürlich schon Leben, sogar in zweifacher Hinsicht: Erstens durch das Zerstören des gefährlichen Objekts, zweitens signalisiert ein zerstörter Pilz einem nachfolgenden Sammler, dass die Art wohl nicht begehrenswert ist. Also völlig leugnen kann man den Humanismus, der dahinter steckt, nicht.


    Grüßle:-)
    Juergen