6.11 zwei Stunden in der Heide: 2 * Cortinarius, Hygrocybe, Cuphophyllus, Stropharia, Inocybe, Helvella, Clavaria

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 866 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo,


    fast jeder Rundgang in der Heide führt zu tollen Funden. Viele Raritäten und natürlich fast alles Erstfunde.


    Die gesammte Bestimmung wurde nur anhand makroskopischer Merkmale durchgeführt, wie immer.


    Für Hinweise und Anmerkungen bin ich natürlich dankbar.



    1. Cortinarius: Ein Cortinarius mit Ringzone aus weißem faserigem Velum. Cortinarien mit einer deutlichen Ringzone gibt es ja nicht viele.

    Die Recherche führt mich zu C. emitrichus - dem weißflockigen Gürtelfuß.






    2. Hygrocybe: Ein besonderer Standort und ein einzelner FK. Im letzten Jahr konnte ich diesen auch schon finden

    und links liegen gelassen. Dieser ist immer auf Sand und Stein ohne feuchtes Gras oder Moos zu finde. Dies finde ich sehr ungewöhnlich.

    Alle! anderen Hygrocybe finde ich in der Nachbarschaft auf der Magerwiese. Heute war es der Grund mal etwas genauer

    hinzuschauen. Der Hut ist leicht feucht aber nicht klebrig. Der Stiel eher trocken.

    Und dieser Saftling hat doch frei stehende Lamellen!!!

    Meine Suche für den Standdort und in kombination mit freie Lamellen führt mich zu erner Art, die eher in einer Dünnenlandschaft zu hause

    ist. Ich könnte mir Hygrocybe conicoide - dem Schwärzenden Dünensaftling vorstellen.




    Standort: Sandig und Steinig.



    Die freien Lamellen sind gut erkennbar!



    3. Cuphophyllus: Ein erste Ellerling den ich finden konnte. Die graubraune Hutfarbe und der etwas niedergedrückte Habitus

    würde gut zu Cuphophyllus flavipes oder der dattelbraune Ellerling - Cuphophyllus colemannianus passen.

    Die Stielbasis kann ich euch leider nicht richtig zeigen.





    4. Helvella:Eine gestielte Becherlorchel auf Sand im Böchungsbereich. Sonnenbegünstigter Standort.

    Der Fund wurde nicht auf Totholz gemacht. Daher wird es wohl H.macropus oder H.fibrosa sein.





    5. Cortinarius: Ein sehr kleiner junger Cortinarius mit schwarzem Hut (ca 1 cm) direkt in der Nachbarschaft der Helvella.

    Der Geruch war unaufällig. Aufgrund des schwarzen Hutes und der Größe finde ich, daß

    Cortinarius decipiens - dem schwarzblauen Wasserkopf vielleicht passend.






    6. Inocybe: Eine Gruppe von Inocybe, die sich vielleicht makroskopisch eingrenzen lässt. Die FK sind sehr kleine (ca. 1,5 cm).

    Der Hut mittig mit spitzen Buckel. Es sind spitze aufstehende Schüppchen im äußeren Hutbereich zu erkennen.

    Der Stiel war auf ganzer länge bepudert.

    Die Lamellen sind zimtbraun und sehr bauchig und am Rand etwas überstehend. Der Standort ist sandig/feucht.

    Der Baumbestand ist angrenzend ausschliesslich Betula(Birke). Der Geruch ist nicht unauffällig.


    Meine Idee wäre der Dunstkreis um I. calospor.






    7. Clavaria: Erneut Clavaria falcata, weil C. fragilis keine hyaline Stielbasis hat. Dank Karl, für die einfache Regel.




    8. Stropharia: Der Fund des Tages, ein wünderschöner FK mit weißem Hut der feucht glitschig ist und zum blauen neigt. Ich schaue vorsichtig

    unter das Röckchen und sehe diesen tollen bauen Stiel der von der Ringzone bis zur Stielbasis blau beschuppt ist.

    Die Ringzone besteht wieder aus braunen langen Schuppen. Das Schnittbild zeigt aber blaugrüne Anteile

    Diese Parameter führen zu Strohpharia pseudocyanea. Unanhängig vom Geruchtest, ist das Schnittbild wohl eindeutig und der
    Verwechslungspartner Strohpharia caerulea kommt nicht mehr in betracht.

    Ich merke selbst keinen deutlichen Pfeffergeruch.










    Edit: Text überarbeitet und falsches Bild entfernt und Schnittbild eingebettet.


    Ich hoffe es hat gefallen.


    lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    wie toll ist wieder Dein Bericht.


    Der Träuschling, wie toll ist der aufgenommen. Gestochen scharf. Ich bin fasziniert. Danke Dir fürs zeigen.

    Liebe Grüße vom


    Bläuling


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  • Hallo Rainer,

    Deine Nr. 3 halte ich für überständige H. virginea (Jungfernellerling). Bei entsprechendem Geruch käme noch C. russocoriaceus (Juchtenellerling)in Betrracht. C. flavipes hat deutlich graue Hüte und eine kräftigere Statur. C. colemannianus ist kraftig braun gefärbt und allenfalls im Alter am Rand etwas heller. Jund fast habkugelig und im Alter flach ausgebreitet aber nicht niedergedrückt.

    LG Karl

    PS Womit hast Du denn verglichen?

  • Hallo Rainer,

    zu deinen Cortinarien


    1. C.hemitrichus
    Ja, ältere Exemplare der Art sehen so aus. Die jung schön weisse Hutschuppung verliert sich zunehmend.
    Birkenblätter meine ich auch zu sehen. Damit ist C.hemitrichus ein gut möglicher Kandidat.


    2. C.decipiens

    auch hier gilt daselbe. Gut möglich und für das Biotop passend.


    Gruss

    Uwe

  • Hallo Rainer, Inocybe calospora hat einen ganz bereiften Stiel, aber auf deinem Foto sehen die Stiele eindeutig nur oben bereift aus. Da muss man also mikroskopieren...

    Herzlich Ditte

  • Hallo Karl, ich habe nach einem graubraunen Ellerling auf der Magerwiese ohne auffälligem Geruch gesucht und bin auf diesem Wege auf C. flavipes und C. colemannianus, mit mehr braun Anteil, gekommen.

    Ich muss gestehen, daß dein Vorschlag, mit Hygrocybe virginea, eine bessere Wahl darstellt, danke. Bisher kenne ich nur recht kleine und ganz weiße Ellerlinge die neutral richen (C. virgineus?).


    lg Rainer

  • Hallo Uwe, vielen Dank für deine Einschätzung. Das Habitat hat angrenzend ausschliesslich nur Birke als Baumbestand.


    Hallo Rainer, Inocybe calospora hat einen ganz bereiften Stiel, aber auf deinem Foto sehen die Stiele eindeutig nur oben bereift aus. Da muss man also mikroskopieren...

    Herzlich Ditte

    Hallo Ditte, ich muss leider gestehen, daß ich beim entfernen der FK diese am Stiel angefasst habe, anstatt die FK mit meinem Messer vorsichtig

    aus dem Sand zu heben, sorry. Ich gelobe Besserung. Ich meine auch an der Stielbasis flocken erkannt zu haben, möchte aber im nachhinein

    auch Sandablagerungen nicht gänzlich ausschliessen. Der Baumbestand ist ausschließlich Birke.

    Sollte diese Kollektion interessant sein, wäre eine erneute Untersuchung und Exsikka möglich.


    lg Rainer

  • Guten Morgen, Rainer, na, wenn du ein Mkroskop hättest, wäre das leicht festzustellen, ob es calospora ist....

    Herzlich Ditte

  • Hallo zusammen,


    ich hab das Exsikkat der Hygrocybe cf conicoides erhalten und komme auf folgende Daten:

    Basidien nahezu konstant 2-sporig (ich fand genau eine mit 3 Sporen, keine mit 4):


    Und die Sporen sind ganz schön groß, wie es sich für conicoides gehört, nur hätte ich die nicht so dick erwartet:

    (9.8) 10.2 - 12.8 (13.4) × (5.5) 5.9 - 7.6 (8.3) µm

    Q = 1.5 - 1.9 (2.0) ; N = 21

    Me = 11.4 × 6.6 µm ; Qe = 1.7


    Aber für eine normale conica sind die zu groß und acutoconica wäre makroskopisch anders und sollte nicht so schwärzen.

    Diese Kollektion hier passt auch gut von den Sporen her:

    MICOLOGIA, di Salvatore Saitta - Hygrocybe conicoides


    Damit würde ich den Fund Stand jetzt für conicoides halten, mal abgesehen davon, dass H. conica s.l. 11 Arten sind (von denen aber nicht alle bei uns vorkommen dürften):

    https://fungi.myspecies.info/sites/fungi.myspecies.info/files/Project%20report%20to%20DEFRA%204.pdf

    Soweit ich weiß, gibt es noch keine systematische Untersuchung, wie man die genetischen Arten auch morphologisch abgrenzen könnte oder eben nicht.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,

    die Sporen passen laut Boertmann 2. Aufl. zu Fruchtkörpern von H. conica mit zweisporigen Basidien
    Für H. conica var. conicoides werden viersporige Basidien und schmalere Sporen mit Qm 2,0-2,2 angegeben.
    Bresinski beschreibt H. conicoides etwa mit den von Dir ermittelten Werten und zweisporigen Basidien,
    schreibt aber dann im Text, das es sich wohl nicht um typische H. conicoides handelt, da diese viersporige
    Basidien und Sporen mit Q = 2 haben soll. Arnold sei andereseits der Zahl der Sterigmen kein großes Gewicht

    beizumessen. Allgemein werden für H. conicoides noch zur Basis hin rote Lamellen erwähnt.
    Mir sind leider auch keine weiterführenden Arbeiten bekannt.

    LG Karl

  • Hallo Karl,


    danke für die ergänzenden Infos, die Literatur hab ich nicht alle zur Verfügung. Ich war auf dem Stand, dass die Basidien keine große Rolle spielen sollen und auch Kollektionen vorkommen sollen, die 2- und 4-sporige gemischt haben (laut FN). Selbst hab ich tatsächlich nur ein einziges Mal bisher eine H. conica s.l. mikroskopiert, weil ich die einfach als agg abgelegt habe.

    Ich würde das weiterhin nach aktuellem Stand für vertretbar halten, da conicoides dranzuschreiben, vielleicht auch mit cf bzw. der Anmerkung, dass die 2-sporig ist und eben nicht typisch, weil die Sporen eben viel zu breit sind.

    Ich werd auf jeden Fall, wenn es zeitlich irgendwie geht, conica s.l. mal genauer anschauen und vielleicht auch mal ein paar Funde sequenzieren lassen, dann ergäbe sich vielleicht ein erster Hinweis, was da wie zusammengehört, weil aktuell ist so keine abschließende Klärung möglich. In jedem Fall ist das hier kein Standard der überall rumsteht.


    Edit: Nach Absprache mit Rainer werd ich die Art bei nächster Gelegenheit sequenzieren lassen, da das bald sein wird, haben wir hoffentlich im Frühjahr dann ein Ergebnis.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()