Hallo zusammen,
hier nun der Bericht von unserer heutigen Exkursion. 15 gut gelaunte Menschen, 1 gut gelaunter Hund, Kaiserwetter und mehr als 100 Pilzarten trotzten all meinen vorherigen Bedenken und Unkenrufen. Zur Erinnerung, einiges im Vorfeld rief suboptimal:
im November soll hier in meinen Pilzgründen eine Wiesenpilzexkursion der ThAM stattfinden, da es hier einige schöne Saftlingswiesen gibt. Damit die Kolleginnen und Kollegen tatsächlich etwas zu sehen bekommen, kontrolliere ich die avisierten Wiesen regelmäßig.
Bei dieser- ich muss jetzt ehemaligen schreiben - Saftlingswiese handelt es sich um einen Geschützten Landschaftsbestandteil. Damit wir sie als Exkursionsgebiet besuchen können hatte ich eine Betretungsgenehmigung bei der…
nachdem die ursprünglich für unsere ThAM-Exkursion vorgesehene Saftlingswiese in der letzten Woche zerstört wurde: Das Ende einer Saftlingswiese, musste ich mich auf die Suche nach einem anderen geeigneten Exkursionsgebiet gemacht.
Die Herausforderung war, eine geeignete große Wiese zu finden, auf der zum Exkursionstermin verschiedene Hygrocybe-Arten zu finden sind.
Bei meinen Streifzügen durch die Umgebung entdeckte ich mehrere Standorte, die von der Größe her geeignet wären.…
Aus diesen Gründen hatte ich die Einladung entsprechend verfasst, um die Erwartungen zu dämpfen. Nun ja, am Ende ist frau immer schlauer. Es wurde ein ganz wunderbarer Tag mit Gleichgesinnten.
Bei 3 Grad über null starteten wir am Parkplatz im Ort. Wie üblich fand zunächst der Austausch über die letzten Pilzfunde statt und es wurden mitgebrachte Funde der Anderen bestaunt und diskutiert. Beispielsweise sprachen wir über diesen Rötling. Makroskopisch der Mehlrötling - Entoloma prunuloides. Der Pilz wies eine starke Guajakreaktion auf. Beschrieben ist das wohl nirgends. Hat von euch jemand Erfahrung damit?
1.
Dann ging's in Fahrgemeinschaften zum Waldrand und zum Aufwärmen zu Fuß einen Kilometer bergauf durch den Thüringer Restwald. In den Waldresten gab es durchaus noch einiges zu entdecken, für die die wollten, sogar für die Pilzpfanne in Gestalt von Steinpilz, Trompetenpfifferlingen, Pfifferling, Fichtenreizker etc.. Chorknabe war übrigens mit von der Partie.
2.
Manches war leicht bestimmbar, wie verschiedene Schnecklings- und Ritterlingsarten. Anderes, wie Schleierlinge und Risspize, Häublinge u.s.w. blieb wie häufig namenlos. Es war ein sehr langsamer Waldspaziergang bis zum Teich und den Saftlingswiesen. Dort hatten irgendwelche Spinner die kleine Schutzhütte umgekippt.
3.
Kein Thema für die Jungs. Sie legten Hand an, um das Hüttchen wieder auf seine Füße und an seinen Platz zu stellen. Jeden Tag, eine gute Tat - das hat heute schon mal geklappt.
4.
Gute Taten müssen belohnt werden dachte wohl der Saftlingsgeist und hatte einige Einzelexemplare vor dem Erfrieren bewahrt.
5.
Viele Exemplare des Granatroten Saftlings - Hygrocybe punicea waren Matsch, einige ausgewachsene Exemplare wiesen Frostschäden in Form von farblichen Veränderungen auf. (Der kleine Pilz unterhalb der großen Exemplare ist ein Zäher Saftling - Hygrocybe laeta)
6.
Einzelne ganz junge Exemplare waren in der Frostnacht noch tief im Gras versteckt und zeigten uns ihre Originalfarben.
7.
Besonders auffällig waren die Frostschäden bei den Papageiensaftlingen - Gliophorus psittacinus. Auf diesem Foto gut erkennbar ist der Übergang von frisch-grün zu erfroren- weiß. Auf der Wiese standen zahllose weiße, matschige Papageienleichen herum. Nichts für ein Foto, aber die hier waren wirklich noch ganz hübsch.
8.
Die Zähen Saftlinge - Gliophorus laetus (Foto unten) waren fast alle hinüber. Dieses Schicksal teilten leider alle Zerbrechlichen Saftlinge - Hygrocybe ceracea und alle stumpfen Saftlinge - Hygrocybe chlorophana. Hingegen waren einige Wiesenellerlinge, Jungfernellerlinge und auch Graue Saftlinge noch ganz gut in Schuss.
9.
Ganz typisch waren Farbe und Honiggeruch für den Honigsaftling - Hygrocybe reidii.
10.
Für die noch intakten Exemplare des Kirschroten Saftlings - Hygrocybe coccinea typisch war unter anderem das radialfaserige Ausblassen der Huthaut.
11.
Unklar blieb der Name dieses markanten, gelbstieligen, trockenen Saftlings mit dem flatterigen gelben Hutrand, (ca. 4 cm Hutdurchmesser).
12.
Jochen hat es dankenswert übernommen, einen Namen für die rote Schönheit zu finden und die Fundliste der Exkursion zu erstellen.
13.
Und selbstverständlich gab es auch verschiedene Wiesenkeulen und Korallen, bei denen im Moment der Versuch nicht lohnt, ihnen einen wissenschaftlichen Namen zu verpassen. Wir belassen es hier bei der Gelben Wiesenkeule.
14.
Eine Bank am Teich bot Platz für eine Auswahl der ca. 100 gefundenen Pilzarten, von denen wie oben beschrieben, nicht alle einen Namen bekommen konnten. Zwei Gäste aus Coburg haben uns begleitet. Einer der Kollegen hatte ähnliche Präferenzen wie unser @boccacio. Sein Körbchen musste auf Außenstehende wie das eines Feuerholzsuchers gewirkt haben. Sicher kommt da auch noch einiges an holzbewohnenden Arten zu unserer Fundliste hinzu.
15.
Fundbesprechung und Aufgabenverteilung zur Nachbestimmung. Ich hatte u.a. das Erlenblatt mit den gelben Pünktchen gewonnen.
16.
Die Fundbesprechung zog sich hin. Es war so schön in der Novembersonne.
17.
Noch ein Blick zurück auf die Wiese, dann ging es zurück.
18.
Meine Hausaufgaben erwiesen sich als leistbar. Bei den Pünktchen auf dem Erlenblatt handelt es sich um Japanischer Erlenrost - Melampsoridium hiratsukanum.
19.
Das sind, so denke ich, die Urediosporen. Aber es ist zu befürchten, das Björn wieder einmal sein Veto einlegen wird.
20.
Mein Dank geht an alle, die dabei waren und für gute Stimmung gesorgt haben, an Bernd, Nico, Barbara und Uschi für die Fotos. An Jochen, der die Fundliste erstellen wird und die Nachbestimmung auf sich genommen hat, an die Coburger, dass sie mitgemacht haben, an die Jungs, die die Hütte aufgerichtet haben, den durch und durch freundlichen Hund und natürlich an euch, die ihr uns jetzt virtuell begleitet habt.