Schwierige Keulchen

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 330 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Servus,

    Auf einer Ausgleichsfläche - über saurem Grund wurde vermutlich ein Isarkies / Sand gemisch ausgebracht -so dass sich eine Magerrasengesellschaft aufbauen konnte. Hier fand ich 2 "Keulchen" die mich einige Zeit gekostet haben.

    Nr.1

    Dieser stand am Rande des Magerrasens in relativ großer Anzahl aber alle einzeln.

    Fruchtkörper bis 5 cm hoch und mit 2-6 mm relativ dick. Dazu kommt ein winziger Stiel der nur 0,5-1mm breit und deutlich vom, weißlich-graugelblichen Kopfteil unterschieden ist.

    Vom makroskopischen Aussehen



    Ein Sporenabwurf gelang eigentlich nicht, viele Sporen waren schon tot

    Die wenigen lebenden Sporenen maßen 7-9 x (5)5,5-6,5(7)µ


    Basidien 4-sporig

    Nach sehr langem Suchen fand ich dann doch noch Bogenschnallen an den Basidienbasen



    Alles in allem denke ich dass es sich hier um Clavaria tenuipes/ krieglsteineri handelt.

    Auf jeden Fall hatte ich so eine Keule noch nie.


    Nr 2:

    Endlich wieder ein schwarzes Ascomyceten-Keulchen

    Ein kleines Grüppchen kleiner schwarzer Keulen.

    Die Größten waren nur 2 cm hoch, die Stiele etwas heller und stark schuppig.

    Mein erster Eindruck und Arbeitsname war G.fallax.


    Nach der ersten Mikroskopie mit Sporen von 55-68 x5-6µ Größe und einem stark geschupptem Stiel

    glaubte ich an G. elongatum.





    Der Sporenabwurf passt allerdings nicht zu G. elongatum

    ( Auch das Habitat stell ich mir für diesen Pilz anders vor)

    Also neu schlüsseln





    Und als Ergebnis denke ich, dass das eine sehr außergewöhnliche

    Geoglossum umbratile sein könnte.


    Aber vielleicht kann mir ja jemand noch einen erhellenden Vorschlag geben


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    ich hatte bisher erst 4-5 Geoglossum unter der Linse (und die auch nur in wenigen Exemplaren nicht in allen Reifestadien), darunter auch G. umbratile [Wiese 2024 - 2], m.E. passt das ganz gut, sowohl von den Krückstockparaphysen als auch den dicken Asci und den Sporen her. Weniger passend sind hingegen die Schuppen am Stiel. Mit G. umbratile agg. sollte man aber ganz gut liegen.


    zu der Clavaria, da habe ich den Eindruck, dass "krieglsteineri" immer so als Joker eingebracht wird, sobald die wenigen häufigeren Arten ausgeschlossen sind. Zuehli hatte neulich ja zu den Champignons mal die Zahl von 115 Arten (die in Pilze-Deutschland gelistet sind) eingebracht -- nun von Clavaria sind da auch ~50 Arten aufgelistet. Ähnliche Funde hatte ich auch einige, allerdings habe ich die Daten noch nicht ausgewertet, zunächst hatte ich nicht den Eindruck, dass die alle zur selben Art gehören. Nur von einer hatte ich Foto und suboptimale Mikros gepostet (hier die Nr. 3 Magerwiese am Waldrand mit den Mikrofotos in späteren Posts). Dahinter dürften sich wohl mehrere Arten verbergen, oder eine sehr variable


    LG, Bernd

  • Sevus Bernd

    Nur von einer hatte ich Foto und suboptimale Mikros gepostet (hier die Nr. 3 Magerwiese am Waldrand mit den Mikrofotos in späteren Posts).

    Ich hab mir deinen Post durchgelesen, und es ist durchaus möglich, daß das dieselbe Art sein könnte.

    zu der Clavaria, da habe ich den Eindruck, dass "krieglsteineri" immer so als Joker eingebracht wird

    Cl. krieglsteineri ist anscheinend die einzige breitkeulig apikal +/- abgerundete Clavaria, wenn C. tenuipes tatsächlich Synonym ist und auf Brandstellen vorkommt - naja


    Es ist wirklich schade, daß man heutzutage kaum mehr einen Pilz mit herkömmlichen Methoden bestimmen kann. :cursing:

    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    die Clavaria passt recht gut in das Konzept dessen was in Deutschland bei vielen als C. krieglsteineri bestimmt wird. Und somit auch in das, was man nach der Funga Nordica C. tenuipes nennen müsste. Es gibt da auch noch eine C. daulnoye, die einige mit C. tenuipes synonymisieren, vielleicht zu Recht. Ich denke, dass es sich bei C. tenuipes möglicherweise um eine Nomen dubium handelt, da es keinen brauchbaren Beleg gibt und der Iconotypus sonst was darstellen könnte. Das Keulchen auf Brandstellen ist keine Clavariaceae und somit was Anderes. Rea hatte 1922 das Vorkommen auf Brandstellen der C. tenuipes "hinzugedichtet". Klarheit gibt es erst wenn die ganze Familie "aufgeräumt" wurde.


    Die Geoglossum ist sehr spannend. Ich habe insgesamt drei ähnliche Belege. Alle mit Schuppigem Stiel, recht kleinen Fruchtkörpern und einer an C. umbratile erinnernden Mikrokopie. Es gibt da ja noch die von Basken ungültig beschriebene G. subumbratile, aber die ist auch was anderes, als meine Belege. Das weiß ich, weil meine sequenziert sind. Davon sind im Übrigen nur zwei Belege identisch und der Dritte steht noch allein da. Wenn Du mir einen Teilbeleg zusenden magst, kann ich dazu evtl. eine Sequenz generieren. Das wird aber möglicherweise nicht sofort, da noch 100+ Clavariaceae warten ;)


    LG,
    Alexander

  • Hallo Felli,


    von mehr oder weniger der selben Stelle (+/- 20 m) hatte ich noch weitere Keulen, die teils büschelig teils einzeln und dick (relativ zur Höhe) keulig sind. Seit einigen Jahren erscheinen die dort so ab erstem Frost. Der Stiel nur geringfügig und nicht immer gut sichtbar abgesetzt. Makroskopisch sehen die aus, als ob sie zusammengehören, selbst trocken zeigen die alle den gleichen Farbton, relativ dunkel



    LG, Bernd