13.11: Die heutigen Highlights aus dem Siebengebirge: Ein unbekannter Erdstern und ein sehr, sehr kleiner weißer Ständerpilz auf Nadelholz.

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  • Hallo, die Wiese konnte ich nun nicht mehr sehen. Daher habe ich mich heute in den Seitentälern des Siebengebirges mal umgeschaut.


    Diese beiden Funde halte ich für etwas besonderes und sind natürlich alles Erstfunde für mich.



    Am Strassenrand in der Böchung konnte ich diesen Erdstern finden. Ich finde nur sehr selten welche und wenn doch, sind es oft sehr alte FK.


    1. Geastrum: Dieser wurde im Laub am Strassenrand gefunden. Er hat 7 Lappen und ist ca! 6 cm im Durchmesser. Das Endoperidie zeigt einen Vorhof.Die Rückseite ist dunkel braun und das Fleisch ist weiß.


    Mit diesem Vorhof und der braunen Rückseite komme ich auf Geastrum lageniforme. Wie sehen die Spezialisten meinen Bestimmung versuch?





    2. Hemimycena: In dieser Senke liegt ein Nadelbaum direkt über dem Ablauf einer Senke. An dieser Stelle ist es das ganze Jahr recht feucht.


    Ich schau eigentlich nach Becherlinge und sehe winzige! weiße gestielte FK (ca 3-4 mm in Höhe!). Ich habe eine weile gebraucht, um überhaupt
    ein verwertbares Bild machen zu können. Der Pilz ist ganz weiß, jung und halbkugelförmig. Ich meine am Stiel entweder Flocken oder Haare erkennen zu können.


    Meine Suche führt mich zu Emimycena mauretanica oder Emimycena tortuosa. Gibt es in der Größe überhaupt alternativen auf Massiven Nadelholzsubstrat?




    Vielen Dank für eure Unterstützung


    lg Rainer




  • Hallo Rainer,


    also Geastrum sieht tatsächlich genau so aus, wie ich mir lageniforme vorstelle, aber leider ich kenne die Art nicht selbst, daher trau ich mich das auch nicht abschließend zu bewerten. Das ist dann natürlich was sehr Besonderes.


    Bei der Hemimycena da kommt man makroskopisch nicht sicher auf eine Art, H. mauretanica ist schon eine der häufigsten Hemimycenas mit so einem Aussehen, aber ich könnte aktuell nach dem was ich sehe auch Mycena-Arten, wie M. tenerrima = adscendens nicht sicher ausschließen. Ne kleine Basalscheibe scheint er zu haben und die Hutoberfläche seh ich nur sehr undeutlich, könnte aber so fein bepudert-körnig sein wie es bei der Art der Fall ist. Daher würde ich aktuell zu der Art tendieren, aber auch H. mauretanica hat eine finzige Hutoberfläche, die aber nicht so körnig ist wie bei der Mycena. Mikroskopisch wär die gleich klar, die Cheilozystiden sind sehr typisch.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias, ist Mycena adscendens nicht eine Art die eher auf kleineren Pflanzenresten schiebt?


    Ich beobachte die Fundstelle weiter und werde berichten (Schnittbild) :)


    lg Rainer

  • Hallo, ich hatte heute Gelegenheit die Fundstelle für die potenzielle Mycena oder Hemimycena zu untersuchen.


    Die FK haben sich weiter entwickelt und ich konnte ein paar bessere Bilder machen (Hutunterseite).


    Eine deutlich erkennbare Basalscheibe, ein fein bereifter und geriefter Hut und ein ebenfalls bereifter Stiel. Die gut erkennbaren freien Lamellen sind die makroskopische Merkmale.


    Die kleinere Gruppe hat ca 5 mm und ein weiterer FK hat knapp 1 cm in der Länge erreicht.







    Ich denke, Matthias hat mir seiner Einschätzung richtig gelegen.


    M. adscendens


    LG Rainer

  • Hallo Rainer,


    super, ja jetzt sieht man die Details sehr gut und Hemimycena ist raus. Ich hab adscendens auch schon auf Holz, Rinde wie auf Krautstängeln gehabt, die ist nicht wählerisch was das Substrat angeht.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Rainer, hallo zusammen,


    ich hab den Erdstern erhalten und komme dabei auf folgende Sporenmaße:

    (3.6) 3.7 - 4.1 (4.3) × (3.4) 3.6 - 3.9 (4.1) µm

    Q = 1.0 - 1.1 ; N = 30

    Me = 3.9 × 3.7 µm ; Qe = 1.0


    G. lageniforme sollte ja sehr kleine Sporen haben von 2,5-3,5 µm laut "Keys to the fungi of temperate Europe" und hier liegt der Mittelwert bei 3,9, was genau passt für die viel häufigere Art G. triplex = michelianum mit Sporen von 3,5-4,5 µm laut diesem Schlüssel. Zudem passen die Mikromerkmale perfekt mit denen eigener sicherer Kollektionen vom Halskrausen-Erdstern überein. Insofern kann das hier wohl leider nicht lageniforme sein, sondern noch ein junger michelianum mit noch nicht ausgebildeter Halskrause.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias, vielen Dank für die Mühe und Klarstellung meines Fundes. Es ist also Geastrum michelianum ohne Halskrause.

    Da stelle ich mir die Frage, warum nicht der geringste Ansatz der Halskrause zu erkennen ist? Wird dieses Merkmal oft erst recht spät oder

    evtl. überhaupt nicht ausgebildet?


    lg Rainer

  • Hi Rainer,


    die Krause ist nicht von Anfang an zu sehen, die kommt erst im Lauf der Alterung. Hat man nur junge Exemplare, die wie hier aber durchaus schon reif sein können, dann fehlt die noch. Die Exoperidie bricht dann später erst auf. Es kann auch mal einzelne Exemplare in alt geben, die nie eine richtig deutliche Krause ausbilden, aber in den allermeisten Fällen kommt die schon deutlich zum Vorschein, ich hatte noch kein älteres Exemplar, das gar keine gehabt hätte.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.