Hallo!
Vor zwei Wochen war ich zu Besuch bei meinem Bruder in einem Weißenburger (i.Bay.) Vorort am Fuße der Fränkischen Alb.
Ein Nachbarhaus gleich über der Straße glänzt durch Nichtvorhandensein jedweder Gartenkunst (keine Bäume, keine Hecke, keine Sträucher, nix):
Ein Zaun drumrum, dahinter ultrakurz geschorene Wiese und mittendrin das Haus.
Von Weitem schon fiel der graue Schatten in der "Wiese" auf.
Beim Näherkommen klappte mir der Unterkiefer runter, denn so etwas hatte ich bisher nicht gesehen:
Es stellte sich heraus, dass der graue Schatten durch Unmengen (!) von Peltigera-Lagern kommt, die zwischen den kurzgeschorenen Gefäßpflanzen und Moosen fröhlich Urständ feiern.
Die Flechten sehen durch das Malträtieren mit dem Rasenmäher zwar nicht besonders hübsch aus, aber andererseits profitieren die Flechten in zweifacher Hinsicht durch diese Behandlung:
Die Konkurrenz wird klein gehalten und die geschnetzelten Thallusstücke werden verstreut und wachsen wieder an, wodurch sich die Flechte in der Fläche immer weiter ausbreiten kann.
Der Boden ist feucht und fett, ist kalkhaltig. Der Garten durch fehlende Gehölze vollsonnig.
Die Unterseiten der Flechte sind schneeweiß, dicht bis zum Rand mit langen, weißen, verzweigenden Rhizinen besetzt.
Leider hatte ich kaum Zeit und nur mein Händi zur Hand.
Trotzdem drei, wenn auch miserable Fotos:
Bild 1 Peltigera im Vorgarten
Bild 2
Bild 3
Ich kann versichern, der weitaus größere Garten hinterm Haus sieht exakt genauso aus!
Geschätzt über 20% Flächendeckung Peltigera (oder gar mehr vor der Schur?) über mehrere 100m²...
Leider habe ich meine noch feuchte Probe bei meinem Bruder liegen lassen. Naja - irgendwann bekomme ich sie sicher in die Finger.
Kennt ihr solche Massenvorkommen?
LG, Martin
P.S. Vielleicht fahre ich dieses WE nochmal in die Ecke, zu den 12 Aposteln, und hole bei der Gelegenheit die Probe zum Eigenstudium ab.
P.P.S. Ich konnte es nicht bleiben lassen, in Google Earth zu schauen, ob eine graue Verfärbung um das Haus zu erkennen ist.
Schade - entweder ist die Aufnahme zu alt und die Flechten noch nicht so stark entwickelt, oder das Foto kann das nicht auflösen - große dunkle Flecken meine ich schon erkennen zu können.
Das wäre sicher eine hübsche Anwendung für einen hyperspektralen Satelliten (z.B. ENMAP).