Jahresabschluss Herborn/Dillenburg 15.11.2024

  • Hallo!

    Der relativ milde und frostfreie November hat mich nochmal in meinen "Hauswald" zwischen Herborn und Dillenburg gelockt. Nach mageren Monaten (von August bis Anfang Oktober ging fast nichts) waren die Erwartungen nicht so hoch. In guten Jahren (z.B. 2021) hatte ich dort qualitativ und quantitativ nichts zu meckern gehabt, aber dieses Jahr hinterlässt wegen der fehlenden Hauptsaison ein gemischtes Gefühl.


    Dass sich die recht lange Fahrtstrecke dorthin dennoch gelohnt hat, zeigen die nachfolgenden Fotos, auch wenn die meisten Fruchtkörper schon überreif waren.


    Den Riesenrötling Entoloma sinuatum finde ich dort regelmäßig in zweistelligen Stückzahlen, dieses Jahr konnte ich die Exemplare an einer Hand abzählen




    Tricholoma sejunctum, der grüngelbe Ritterling, ist dort auch regelmäßig zu finden. Von oben betrachtet, ähnelt der etwas dem grünen Knollenbllätterpilz. Wenn es sich dann um überreife Exemplare mit verwaschenen Farben handelt, wird es nochmal schwieriger:





    Ob diese Telamonie (?) regulär so einen Krokodilhut hat?





    Der grüne Knollenblätterpilz hat seine besten Zeiten hinter sich





    Hier nochmal T. sejunctum zum Vergleich





    Das war wohl mal ein nebengrauer Trichterling, bei der Fruchtkörperentwicklung ist was schief gelaufen. Bakterien- oder Virenbefall, Mykoparasit etc.





    Diese Schnecklinge könnte ich gut als 100% biologische Mückenfänger gebrauchen, kein Spray erforderlich.





    Die Herkuleskeule Clavariadelphus pistillaris ist eine Zeigerart für Kalk. Genauer gesagt eine Zeigerart für basische Bodenverhältnisse, es muss nicht unbedingt Kalkstein sein.




    Genau so wie dieser farbenprächtige geflecktblättrige Purpurschneckling Hygrophorus russula. Südlich der Alpen wächst er angeblich auf auf neutralen oder sogar schwach sauren Böden.






    Dieser Fund hat mich besonders gefreut, denn nach zweijähriger Fruktifikationspause konnte ich wieder "Tricholoma coryphaeum", den schuppenstieligen Ritterling finden. Das ist ein "Nomen dubium", denn der genaue - zukünftige - Name für diese Art ist noch nicht festgelegt worden. Sie befindet sich im Umkreis von Tricholoma viridifucatum und T. joachimii, ist aber nicht identisch damit. Pierre-Arthur Moreau et. al. bearbeiten diesen Komplex schon geraume Zeit, nächstes oder übernächstes Jahr werden wir mehr wissen.





    Hier mal im direkten Vergleich mit T. sejunctum:



    Ich hatte großes Glück, dass mir die Fundstelle von vor drei Jahren noch gut in Erinnerung war und ich trotz reichlich frischem Falllaub ein Hütchen habe herausragen sehen:




    Auch diese Gruppe geflecktblättrige Purpurschnecklinge hatten sich gut unter dem Laub getarnt:




    Zum Abschluss schon fast in der Abenddämmerung dann noch dieser Silberstreif am Horizont, Silberritterlinge bzw. bittere Buchenritterlinge, Tricholoma bresadolanum. Von oben betrachtet einem Tigerritterling ähnlich, durch den kräftig geschuppten Stiel aber ganz gut zu unterscheiden. Im Zweifelsfall hilft die Geschmacksprobe: gleich bitter und nach kurzer Zeit immer schärfer im Geschmack.



    Auch wenn der bittere und scharfe Geschmack noch bis zum Rückweg zum Auto nachgewirkt hat, bin ich keinesfalls verbittert nach Hause gefahren. Ich komme 2025 gerne wieder in meinen Hauswald. Quintessenz für 2024: ein fulminanter Frühstart schon Ende Mai mit reichlich Pfifferlingen, der gesamte Sommer war recht mau und die Hauptsaison im August / September weitgehend ausgefallen, aber ein versöhnender Oktober und November haben die Jahresbilanz gerettet.



    Beste Grüße,


    Frank