Zu wenig neue PSVs?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 928 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

  • Hallo zusammen,


    eigentlich hatte ich mir fürs nächste Jahr vorgenommen, die PSV-Prüfung abzulegen. Nun ist es allerdings so, dass alle Prüfer fürs nächste Jahr innerhalb kürzester Zeit ausgebucht sind. Zumindest die, die bereits Termine fürs nächste Jahr eingestellt haben. Nun, ist in erster Linie mal ärgerlich für mich, aber ob ich die Prüfung nun nächstes oder übernächstes Jahr ablege ist für mich eigentlich gar nicht so entscheidend. Aber ist es vielleicht grundsätzlich so, dass es zu wenig Prüfer gibt? Es sind laut DGfM Website aktuell 8 für ganz Deutschland, und die Nachfrage scheint ja da zu sein wenn sämtliche Termine bereits im Vorjahr ausgebucht sind. Kann so überhaupt genug Nachwuchs ausgebildet werden? Oder konkreter: Scheiden pro Jahr mehr PSVs aus, als neue nachkommen? Das würde ich mich interessieren, zumal der ein oder andere hier im Forum ja eventuell etwas näher mit der Thematik befasst ist.


    Viele Grüße,

    Michel

  • Moin Michel,

    deine Frage kann ich dir nicht beantworten. Aber ich kann dir schildern, wie es alterstechnisch mit den Pilzberater:innen in meinem Landkreis bestellt ist. Von 5 PSV sind 3 ü 70, eine Kollegin folgt den Alten zwei Jahren. Die fünfte reißt die Statistik rum. Sie ist 40 Jahre jünger als die Übrigen.

    Sicher wäre es gut, mehr Nachwuchs zu haben. Aber neben fehlenden Prüfungskapazitäten, fehlt es hier bei uns zumindest auch am interessierten Nachwuchs.

    Ich weiß zumindest von einem erst vor kurzem frisch bestellten Prüfer und einem, dessen Bestätigung noch aussteht. Also denke ich, dass der DGfM durchaus bewusst ist, dass es mehr PSV-Prüfungen geben sollte.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hi Wutzi,


    das ist bei mir in Landkreis sehr ähnlich. Ich habe den Eindruck, dass zwar wieder mehr junge Leute an der Pilzkunde interessiert sind, sich dies aber noch nicht so wirklich innerhalb der Vereinsstrukturen bemerkbar macht. Aber kann natürlich auch sein, dass ich das nur in meiner kleinen Blase so empfinde und es anderswo ganz anders ausschaut. Immerhin passt deine Darstellung ja auch ganz gut dazu.

    LG

  • Hallo Pilzmichel,


    es sind sogar schon 11 Prüfer, bei denen man seine DGfM-Prüfung ablegen könnte. Die müssen neben den vielen anderen Aufgaben aber auch die Zeit für Prüfungstermine aufbringen können. Das ist nicht so einfach und selbstverständlich. Eine Stunde ist für die schriftliche Prüfung einzuplanen und für den praktischen Teil, der nicht in der Gruppe durchgeführt werden kann, benötigt man 1 Stunde und jeweils 2 kundige Beisitzer. Wichtig ist auch, dass ausreichend prüfungsrelevante Pilze vorhanden sind. Die zieht man nicht aus der Schublade. Dies begrenzt den Zeitraum für Prüfungen, die längerfristig zu planen sind, doch erheblich.


    Sicher gibt es viele ältere PSV, die sich in den nächsten Jahren zurückziehen werden, aber es gibt doch auch recht viele PSV, die zwar ihre Prüfung bestanden haben, aber nicht aktiv als PSV tätig sein wollen. Das kann mitunter ein sehr anstrengender Job in der Pilzsaison sein, den man bei voller Berufstätigkeit nicht so einfach stemmen kann. Deshalb sind gerade junge PSV oft sehr zurückhaltend und lassen sich nicht ofiziell als Pilzberater eintragen. Über die Ausbildung als PilzCoach haben viele Pilzfreunde auch den Wunsch PSV zu werden. Es gibt also eine Diskrepanz zwischen den geprüften PSV und den bereitstehenden PSV. Da kann man nichts erzwingen. Ebenso kann die DGfM nicht darauf Einfluß nehmen, wie die bestehenden Prüfer ihre Terminplanung gestalten. Wir bemühen uns aber mehr Prüfer zu gewinnen. Unsere Aufgabe ist es auch nur die Prüfer gründlich zu prüfen und die Prüfungen auf Einhaltung der Ordnungen zu überwachen. Ansonsten arbeiten die Prüfer eigenständig und nicht in einem vertraglichen Verhältnis mit uns.


    Der Bedarf an Pilzberatungen ist in der Bevölkerung sehr groß und die Bürger sind sehr dankbar für alle Angebote. Bei einigen Landesvereinen z. B. in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es auch eigene Prüfungsmodalitäten um seine Sachkunde zu beweisen.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo an alle,

    die DGfM hatte über Jahrzehnte nur 3 Prüfer, und damals hat das Angebot an Kursen ausgereicht.

    Es gibt also in den letzten Jahren ein stark gestiegenes Interesse an Fortbildungsangeboten - da müssen sich Nachfrage und Angebot erstmal einpendeln.


    Die Nachfrage an Beratung von der Bevölkerung war im Westen immer höher als das Angebot an PSV, im Osten gab es zu DDR-Zeiten dagegen ein flächiges, staatlich organisiertes Beratungswesen.


    Bei den Vereinsstrukturen merkt die DGfM aktuell schon eine steigende Anzahl an Mitgliedern, wenn auch in absoluten Zahlen immer noch verschwindend im Vergleich zu NaBu und Co.


    Auch der reißende Absatz des neuen PSV Leitfaden hat die DGfM überrascht.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Lieber Stefan,

    Der Bedarf an Pilzberatungen ist in der Bevölkerung sehr groß und die Bürger sind sehr dankbar für alle Angebote.

    da hast Du absolut recht. Ich werde bei meinen Hauswald-Ausflügen regelmäßig von Speisepilzsammlern angesprochen, weil ich mit meiner ganzen Feldausrüstung (Kamera, Lupe, Köfferchen, Dosen usw.) doch etwas auffalle: "Oh, Sie kennen sich wohl ein bisschen mit Pilzen aus? Könnten Sie mal bitte in mein Körbchen schauen?"


    Meine Frau meinte dann stets, ich sollte doch mal ernsthafter drüber nachdenken, auch eine PSV-Prüfung abzulegen.


    Ich hab hier aber letztlich genau die Schwierigkeit, die Du hier anführst: mein Job, mit dem ich meine Brötchen verdiene, lässt mir leider keine Zeit, während der Pilz-Hauptsaison dann noch für Beratungen zur Verfügung zu stehen. Ich hab schon manchmal damit zu tun, dass ich meine Erkundungsausflüge und die Teilnahme an den einen und anderen Vereinsexkursionstermin realisiert bekomme und dann hat man ja noch die ganze Bestimmungsarbeit.


    Wenn ich dann aber sehe, dass in meiner Ecke aktuell wohl nur ein PSV gehobenen Alters aktiv ist, bekommt man fast ein schlechtes Gewissen, wenn man sich da nicht engagiert.


    Andererseits ist die Kartierungsarbeit zum Teil auch etwas vernachlässigt, auf jeden Fall gerade in meiner Ecke, und da würde ich mich jetzt erst einmal weiter einbringen. Die Kartierung ist ja auch nicht unwichtig. Und mal schauen, was sich irgendwann sonst noch so ergibt...


    Beste Grüße

    Marcel

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez


    Gnolmokratisches:

    100 PCs Startkapital - 4 PCs (2023 an Boletaceae bei KiZaRü/Psathyrella-Challenge verloren) u. - 21 PCs (2024 an Schwarzhex hilmgridd gespendet) = 75 PCs in stock

  • Lieber Marcel,


    die inhaltliche Unterstützung einer Ausbildung zum geprüften Feldmykologen durch die DGfM, wirkt gezielt auf die Aufgaben, die sich für die Kartierungsarbeit ergeben. Die Kursangebote hierzu sind sehr gut und von höchster Qualität. Die Prüfungen sind aber auch recht anspruchsvoll und gehen für die Stufe 2 schon über das PSV-Wissen hinaus. Als PSV kann man übrigens auf Antrag auch den Titel Feldmykologe Stufe 1 erhalten und muss dafür nicht noch einmal eine Prüfung ablegen.


    Mit PilzCoach, PSV, Feldmykolgen und universitätsgeprüften Fachberater für Mykologie unterstützen wir nun schon mit Erfolg vier verschiedene Ausbildungsformen.


    Beste Grüße

    Stefan

  • Lieber Stefan,

    Die Prüfungen sind aber auch recht anspruchsvoll und gehen für die Stufe 2 schon über das PSV-Wissen hinaus.

    heißt es nicht so, dass die Kartierer/Feldmykologen dem PSV im Zweifel sagen, was es für eine Art ist, die gefunden wurde. ;)


    Beste Grüße

    Marcel

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  • Hallo zusammen,


    viele Dank für eure Beiträge. Da scheint ja sehr viel Bewegung drin zu sein. Ist ja erstmal sehr schön, dass sich offenbar doch wieder deutlich mehr Menschen -auch intensiver- mit Pilzen beschäftigen. Dass sich Angebot und Nachfrage erstmal einpendeln müssen, wie Wolfgang P. schreibt, leuchtet mir ein.

    LG,

    Michel

  • heißt es nicht so, dass die Kartierer/Feldmykologen dem PSV im Zweifel sagen, was es für eine Art ist, die gefunden wurde. ;)

    Es gibt mit Sicherheit auch PSV die über hervorragende Kenntnisse verfügen welche weit über die reine Korbkontrolle hinausgehen. Ebenso gibt es PSV die sich aus Angst vor Fehlentscheidungen, mit der Bitte um Unterstützung, an Experten wenden und denen jegliche systematische Kenntnisse fehlen.
    Die Feldmykologie wurde ins Leben gerufen, weil die Kartierer immer weniger werden. Ob das von Erfolg gekrönt sein wird muss die Zukunft zeigen.

    LG Karl

  • Moinsen,


    die Anzahl der aktiven PSVs dürfte vielleicht auch mit den regionalen Strukturen zusammenhängen. Bei uns in Mittelhessen sind wir bspw. gut aufgestellt. Das mag wohl auch mit der Vereinstätigkeit einhergehen (https://www.pilzmuseum.de/foerderverein/), von aktuell 56 Mitgliedern sind immerhin 14 PSV. Dagegen ist bedauerlicherweise in ganz Osthessen (Fulda ausgenommen) pilzmäßig tote Hose, ansonsten scheint mir zumindest in einigen Ecken der Republik das Interesse relativ groß zu sein, sich zum PSV auszubilden.

    Und naürlich hat Wolfgang recht, dass es mittlerweile etliche Prüfer mehr gibt als früher und man sieht schon, dass das Interesse eine Prüfung abzulegen deutlich zugenommen hat. Das hat sicherlich auch etwas mit der freundlichen Präsenz der Pilzleute in den sozialen Medien zu tun, sei es in Pilzforen oder auch Facebook. Das motiviert doch einige die PSV-Prüfung abzulegen.

    Prüfer zu werden bedingt sicherlich eine andere Motivation, die zumindest bei mir mit der Neuregulierung der Prüfungsbedingen nicht angekommen ist - aber das ist ein anderes Thema...


    Beste Grüße

    Harald

  • Hallo

    Bei uns auf Rügen gibt es zwei Pilzberater (in MV nicht von der DGfM).

    Einer ist 69 Jahre alt. Die zweite Pilzberaterin soll wohl so um die 80 Jahre alt sein.

    Und jüngerer Nachwuchs ist nicht in Sicht.

  • Hallo,

    eine interessante Diskussion und ein wichtiges Thema. Wir in MV haben in diesem Jahr 2 jüngere Bürger in Sachen Pilze prüfen können und sie haben die Prüfung zum PSV auch bestanden. Das macht Hoffnung. Das ist aber auch das Ergebnis einer intensiven Arbeit unseres Landespilzsachverständigen. Es

    gibt bei uns eine große Gruppe von ca. 20 Interessierten, die im Herbst geschult werden, um Pilzberater- Nachwuchs zu gewinnen

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

  • N'abend Karl.

    Es gibt mit Sicherheit auch PSV die über hervorragende Kenntnisse verfügen welche weit über die reine Korbkontrolle hinausgehen. Ebenso gibt es PSV die sich aus Angst vor Fehlentscheidungen, mit der Bitte um Unterstützung, an Experten wenden und denen jegliche systematische Kenntnisse fehlen.
    Die Feldmykologie wurde ins Leben gerufen, weil die Kartierer immer weniger werden. Ob das von Erfolg gekrönt sein wird muss die Zukunft zeigen.

    Jaa, Binsenweisheiten, ich weiß, aaaber: Ich glaube, jede/r von uns hat so seine Stärken u. Präferenzen wie auch Defizite und/od. Abneigungen. Dies spielt hier sicherlich auch eine gewisse Rolle bei dem/der einen u. anderen, der nun vielleicht über ein Engagement in die eine od. andere Richtung nachdenkt. Und die Anforderungen/Ansprüche an eine/n Pilzberater/-in sind doch etwas andere als an eine/n Kartierer/-in.


    Es ist aber allgemein gut, dass es doch Interesse an solchen ehrenamtlichen Engagements gibt, und wer auch immer sich da in die eine und/od. andere Richtung einbringt, ist schon einmal ein Gewinn, und noch besser ist es, wenn man da immer bereit ist, dazulernen zu wollen und sich auszutauschen.


    LG

    Marcel

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez


    Gnolmokratisches:

    100 PCs Startkapital - 4 PCs (2023 an Boletaceae bei KiZaRü/Psathyrella-Challenge verloren) u. - 21 PCs (2024 an Schwarzhex hilmgridd gespendet) = 75 PCs in stock

  • N'abend Karl.

    Es gibt mit Sicherheit auch PSV die über hervorragende Kenntnisse verfügen welche weit über die reine Korbkontrolle hinausgehen. Ebenso gibt es PSV die sich aus Angst vor Fehlentscheidungen, mit der Bitte um Unterstützung, an Experten wenden und denen jegliche systematische Kenntnisse fehlen.
    Die Feldmykologie wurde ins Leben gerufen, weil die Kartierer immer weniger werden. Ob das von Erfolg gekrönt sein wird muss die Zukunft zeigen.

    Jaa, Binsenweisheiten, ich weiß, aaaber: Ich glaube, jede/r von uns hat so seine Stärken u. Präferenzen wie auch Defizite und/od. Abneigungen. Dies spielt hier sicherlich auch eine gewisse Rolle bei dem/der einen u. anderen, der nun vielleicht über ein Engagement in die eine od. andere Richtung nachdenkt. Und die Anforderungen/Ansprüche an eine/n Pilzberater/-in sind doch etwas andere als an eine/n Kartierer/-in.


    Es ist aber allgemein gut, dass es doch Interesse an solchen ehrenamtlichen Engagements gibt, und wer auch immer sich da in die eine und/od. andere Richtung einbringt, ist schon einmal ein Gewinn, und noch besser ist es, wenn man da immer bereit ist, dazulernen zu wollen und sich auszutauschen.

    Hi,


    gerade wir in Sachsen haben gute Kartierer, die nebenbei auch PSV sind; oder umgekehrt je nachdem. :) Gerade die Chemnitzer und Dresdner haben/hatten sehr versierte Leute, die auch PSV waren. Ich denke, dass Kartierung und PSV eine gute Ergänzung sind. Klar gibts auch "Vorlieben". Ich übersehe z.B. öfters mal geflissentlich Rötlinge z.B. ;)


    Auch wir in Dresden merken aktuell den PSV-Schwund. Einige haben sich altersbedingt zurückgezogen andere sind krankheitsbedingt verstorben. Zum Glück konnten wir dieses Jahr einen neuen PSV aus Dresden zur bestandenen PSV-Prüfung gratulieren.


    Was man bei der Diskussion auch noch bedenken muss, dass die PSV-Prüfer auch nicht jünger werden. Der älteste von uns ist Michael Kallmeyer mit über 70. Ich weiß nicht, wie lange er noch Prüfer sein kann.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier