Unbekannter Schleierling unter Linde

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  • Hi zusammen,


    gerade bin ich dabei die Funde des Jahres zu ordnen, die noch keinen Namen haben. Cortinarius - Telamonia ist da natürlich immer oben mit dabei. Einige unklare Arten will ich sequenzieren lassen, aber bei ein paar frage ich vorher nochmal nach, ob vielleicht morphologisch doch mehr geht, als ich das selbst hinbekomme. Es werden noch ein paar Beiträge dazu folgen.


    Hier nun der erste Kandidat, bei dem versande ich beim Schlüsseln mit FN im Nirwana, im Kibby und anderswo find ich nix was so aussehen könnte. Den Atlas hab ich leider nicht.

    Vielleicht lässt sich mit dem Mykorrhizapartner, der hier sicher Linde ist, der auffälligen Farbe der Lamellen und der relativ großen Sporen was sagen.


    Hier die Daten:

    Funddatum 28.10.24, Brandenburg, ca. 50 m Meereshöhe, entlang einer Lindenallee, auf sandigem Boden.


    Größe mitgenommene Exemplare:

    Hut bis 3,5 cm breit - bei älteren, nicht gesammelten Exemplaren bis über 5 cm

    Länge bis 5,2 cm

    Stiel x 5 mm (sicher bis x 7 mm beim Exemplar im Bild 1 vorne rechts)


    Geruch etwas nach Rettich oder auch süßlich

    Hut befeuchtet etwas schmierig, aber nicht schleimig

    Lamellen auffallend rötlichviolett

    Stiel im Schnitt oft nach unten deutlich braun, aber nicht weiter nachbräunend


    KOH überall sofort braunschwarz, an Stielbasis und im Hutfleisch am intensivsten, dort tiefschwarz


    Sporen:

    (7.8) 7.9 - 9.2 (9.8) × (4.5) 4.6 - 5.2 (5.4) µm

    Q = (1.6) 1.64 - 1.85 (1.9) ; N = 30

    Me = 8.6 × 4.9 µm ; Qe = 1.8


    In Melzers nur schwach dextrinoid:


    HDS deutlich inkrustiert:


    Lässt sich damit was anfangen, vielleicht Cortinarius, Mykollege_Günter? Wenn nicht geht der zur Sequenzierung wie auch ein weiterer Cortinarius-Fund von dem Standort, der original gar keine auffallenden Merkmale hatte.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    ich halte das für Cortinarius geraniolens Bidaud. Die Art hat die blauen Lamellen, deren Farbe später vom braunen Sporenpulver überdeckt wird (Deine Sporen sind etwas größer als in meinen Kollektionen). Dazu kommen die Velumschüppchen auf dem Hut. Du kannst auch bei C. subcarcharias nachschlagen, einem Synonym von geraniolens. C. geraniolens wächst bei Laubbäumen, wie Hainbuche, Linde und Eiche auf eher mageren, nicht eutrophen Böden.


    Gruß Gunnar

  • Hallo Gunnar,


    danke für eine Antwort. Ja, das sieht ziemlich gut aus - mir fehlte da natürlich der Pelargonium-Geruch dafür, da kann ich lang schlüsseln, aber da hab ich auch sequenzierte Funde von desertorum/impolitus, die auch nach mehreren Funden am selben Standort einfach nicht riechen wollten, oder ich riech das generell nicht. Aber bei flexipes und pilatii klappts auch mit dem Wahrnehmen von dem Geruch. Ansonsten kommt das gut hin. Ich schau morgen nochmal genauer in die Literatur die ich dazu habe.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Genau: hierfehlt der Geraniengeruch, den die Mitglieder der Sektion Flexipedes mehr oder minder immer am Start haben.

    Ich würde die Aufsammlung für den sehr variablen C. saturninus halten, aber gegen eine Sequenzierung spricht bei Telamonia grundsätzlich nichts,

    Ich nehme an, da standen sehr viele Fruchtkörper zusammen, oder?

    Gruß Günter

  • Sry für ne Noobfrage am Rande. Die Untergruppierung - Telamonia - macht ihr an diesen Haut-Absätzen am Stiel fest. Oder?

    Etwaige Bestimmungen meinerseits sind mit keiner "Verzehrfreigabe" verbunden. Bitte sucht hierfür einen Sachverständigen auf, der sich die Pilze vor Ort genau ansehen und sie hinsichtlich Verzehr viel besser bestimmen bzw. ihren Zustand bewerten kann.


    100-10(APR2024)=90

  • Hallo Günter,


    danke auch Dir für den Hinweis. C. saturninus wäre natürlich möglich, sieht etwas anders aus als meine bisherigen Funde, aber dem ist alles zuzutrauen. Wobei mir geraniolens nen Hauch besser gefällt, wenn ich davon ausgehe, dass ich den Geruch nicht wahrgenommen habe, obwohl er vielleicht schwach dagewesen wäre.

    Wie auch immer, der geht also wie geplant zur Sequenzierung, dann werden wirs wissen, von den Arten gibt es ja genug Vergleichsmöglichkeiten.


    Hi durnik,


    da die Huthaut feucht nicht schleimig ist, die Basis nicht verdickt ist und es keine leuchtenden Farben wie z.B. bei den Hautköpfen gibt, ist man da recht schnell bei Telamonia. Mit etwas Erfahrung lassen sich Telamonien meist schon gut als solcher erkennen, faserige HDS, Velumgürtel ohne die o.g. Merkmale, etc. sind gute Hinweise. Eine schwärzliche KOH-Reaktion ist auch typisch. Aber die auf die Art zu bestimmen ist oft genug sehr schwer wie hier wieder gut zu sehen. Das macht das Umfeld aber auch so spannend, es gibt noch sehr viel zu lernen und zu entdecken.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Servus Matthias,


    ich hab nur eine Kollektion von C. geraniolens, aber immerhin sequenziert. Meine waren deutlich schmächtiger mit schwachem Pelargonium-Geruch und deutlich gedrungeneren Sporen:

    C. geraniolens


    Beste Grüße

    Matthias

  • Ebenso servus Matthias, :)


    danke Dir. Gut, der Fund sieht jetzt ganz anders aus als meiner, da fällt es schwer zu glauben, dass das die gleiche Art sein soll. Da passt das, was man im Kibby erkennen kann besser. Nach Beschreibung tu ich mich schwer, mir fehlt mit der Art jede Erfahrung. Na es hilft nix, der muss wohl zur Sequenzierung, wird im nächsten Jahr passieren und noch etwas dauern.


    Wie machst Du das eigentlich mit Deinen Funden, schickst Du die alle zu Alvalab? Oft lese ich bei Deinen Portraits "Von der JEC-DNA-Arbeitsgruppe durch Sequenzanalyse bestimmt", muss man da Mitglied sein, um was untersuchen lassen zu können oder wie läuft das?


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.