Steinpilze oder nicht?

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 891 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Marina22.

  • Hallo, ich bin neu hier und habe durch einen heutigen Fund endlich den Schubs gefunden, mich im Forum anzumelden. Ich sammle etwa seit 60 Jahren Pilze, zunächst in Berlin und Brandenburg und seit 14 Jahren in meiner neuen Heimat auf Kefaloniá, Griechenland. In der Regel sammle ich mir bekannte Röhrlinge und Pfifferlinge, und wirklich nur, was mir bekannt ist. Hier in Griechenland sehen die Pilze oft ein wenig anders aus, als ich aus Deutschland gewohnt bin. Heute standen an einer Stelle, die seit Jahren Mengen an Ziegenlippen hervorbringt, die auf den Fotos zu sehenden Pilze auf einem etwa 3 x 5 Meter großen Stück bewaldeter Fläche (Steineichen, einige Nadelgehölze, Unterholz). Ich habe hier noch niemals solche Pilze gefunden und frage mich, ob es sich um eine Art der Steinpilze handelt. Meinen letzten Steinpilz fand ich vor Jahrzehnten, und die sahen etwas anders aus. Kann jemand weiterhelfen?

    Stiel und Röhren sind gelb, die Oberfläche des Hutes "steinig", etwas gedellt, nicht schmierend, Pilz insgesamt nicht blauend, mild riechend. Mich macht nur der etwas gedellte Hut stutzig, aber vielleicht muss das ja so ... Dieses Jahr nach der sommerlichen Dauer-Hitzewelle ist pilzseitig sowieso ganz anders als andere ...

    Vielen lieben Dank!

  • Hi und willkommen,

    das sind keine Steinpilze sondern die sehen mir nach mediterranen Raufüßen aus der Gattung Leccinellum aus. Darauf deuten die gelben Röhren, die pustelige Stielstruktur und das verfärbende Fleisch im Stielschnitt hin. Unter Steineiche um diese Jahreszeit ist Leccinellum lepidum denke ich ein wahrscheinlicher Kandidat.

    Viele Grüße

  • Beim näheren Hinschauen ist allerdings das relativ deutliche Netz an der Stielspitze in Bild 2 interessant. Kannst du den mal von oben nach unten durchschneiden? Ich meine zwar, dass das viele Röhrlinge manchmal machen können, das Schnittbild wäre aber trotzdem interessant.

    Viele Grüße

  • Stielspitze? Ich hoffe, Du meinst nicht das Teil, das im Boden steckt, das habe ich weggeschnitten. Anbei Foto vom Durchschnitt.

    Hallo Marina,

    das Ende was im Boden steckt ist die Stielbasis und die ist bei manchen Pilzen auch bestimmungsrelevant. Es gibt Röhrlinge die an der Stielbasis im Längsschnitt anders verfärben als im Stiel oder Hutfleisch.

    Ich denke Schrumz liegt mit seiner Vermutung zur Art richtig,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Unter Steineiche um diese Jahreszeit ist Leccinellum lepidum denke ich ein wahrscheinlicher Kandidat.

    Hallo Schrumz,

    der Christoph Hahn hat die Art 2020 umkombiniert und einen älteren Namen benutzt, schau mal hier an Seite 138:

    https://mycologiabavarica.de/wp-content/uploads/2023/06/Mycol-Bav-20-Hahn-Die-Gattung-Leccinum-sl-in-Europa.pdf

    Viele Grüsse

    Matthias

  • PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Marina,


    (welcome)


    Ich bin gespannt auf weitere Beiträge von dir aus Griechenland!


    Vielleicht ist es gut, wenn du im Beitragstitel jeweils dazuschreibst, dass du mediterrane Arten zeigst, dann werden die ForistInnen noch besser aufmerksam, die sich damit gut auskennen. (Aber heute hat es ja schon geklappt.)


    Grüße aus dem Münsterland

    Irmtraud

  • Nein, es hat sich nichts verfärbt.


    Lachen musste ich über Deine Bemerkung zum Befragen von Einheimischen. Zumindest hier in der Gegend mögen die Einheimischen gute Erfahrung mit Wildkräutern (Horta) haben, mit Pilzen habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Ein Nachbar beobachtete vor vielen Jahren, dass ich Pilze sammelte, fragte erstaunt, was ich damit mache, war noch erstaunter als ich sagte, die (aber nur bestimme) könne man essen und meinte, er habe auf seinem Grundstück ganz viele davon. Wenig später fand ich an meinem Tor eine Kiste prall gefüllt mit Knollenblätterpilzen. So schnell war ich noch nie beim Nachbarn, um ihn aufzuklären ... Gott sei Dank nichts passiert!


    Ich habe übrigens bei einem Forum-Mitglied aus Patras (hab jetzt gerade den Namen vergessen) eine Faustregel gelesen (ich zitiere):


    Also, generell gilt hier für Pilze in Griechenland die Faustregel, wenn man blutiger Anfänger ist: Wenn der Pilz Röhren hat, nicht auf Holz wächst, die Röhren nicht orange oder rot sind, der Stiel nirgendwo rötet (auch nicht in der Basis) und der Pilz beim Durchschneiden oder auf Druck nirgendwo blau wird, dann ist er essbar. Dann bleiben nämlich nur noch die Steinpilze und der Königsröhrling über.


    Was meinst Du dazu?

  • Also, generell gilt hier für Pilze in Griechenland die Faustregel, wenn man blutiger Anfänger ist: Wenn der Pilz Röhren hat, nicht auf Holz wächst, die Röhren nicht orange oder rot sind, der Stiel nirgendwo rötet (auch nicht in der Basis) und der Pilz beim Durchschneiden oder auf Druck nirgendwo blau wird, dann ist er essbar. Dann bleiben nämlich nur noch die Steinpilze und der Königsröhrling über.

    Moin,

    Also zumindest bezogen auf Deutschland wäre das großer Quatsch. Deshalb kann ich mir kaum vorstellen, dass das in Griechenland allgemein gültig ist.


    VG

    Jan

    Verzehrfreigaben gibt es nur bei Pilzsachverständigen vor Ort.

  • Also bitte nichts verwechseln: Das ist nicht von mir. Ich habe hier zitiert, was ich (hab nochmal nachgeschaut) bei Sarifa aus Patras gelesen habe, und sie bezog sich auf Griechenland.

    Auch ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, dass es im kühleren Norden sicher ganz andere Pilze bzw. Varianten gibt als hier im warmen Südwesten.

  • Mich erinnert der Fund von den Farben und der Stielstruktur her stark an die Falsche Rotkappe (Großsporiger Kiefernröhrling). Du sagst, es hatte dort auch Nadelgehölz. Hatte es in dem Habitat Kiefern / Pinien? Wenn ja, könnte auch diese Art infragekommen.


    LG Christopher

  • Ich glaube nicht, dass der Großsporige Kiefernröhrling schon in so weit entlegenen mediterranen Gebieten angekommen ist. Das ist schon ein Leccinellum, L. lepidum (Leccinellum tlemcenense werde ich mir niemals nie merken können) oder eventuell käme noch L. corsicum in Frage, falls es auch noch Cistaceae vor Ort gab.


    LG.

    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]
    93 Chibs - APR-Gebühr 2024 = 83 Chibs

  • Wenn der Pilz Röhren hat, nicht auf Holz wächst, die Röhren nicht orange oder rot sind, der Stiel nirgendwo rötet (auch nicht in der Basis) und der Pilz beim Durchschneiden oder auf Druck nirgendwo blau wird, dann ist er essbar. Dann bleiben nämlich nur noch die Steinpilze und der Königsröhrling über.


    Was meinst Du dazu?

    Hallo Marina,


    das ist aber eine sehr komplizierte "Faustregel" mit vielen Wenn's und Dann's, also ich meine sehr kompliziert in der Anwendung. Da kann man die wenigen verbleibenden essbaren Arten gleich auswendig lernen, was mir die sicherere Option zu sein scheint. Generell bin ich in Sachen Pilzbestimmung kein Freund vermeintlicher "Faustregeln", weil sich immer irgendwo eine wichtige Ausnahme findet. Und was in Griechenland so alles an Pilzarten wachsen kann, weiß niemand so genau. Im Vergleich zu anderen Mittelmeerländern, etwa Spanien oder Italien, ist Griechenland pilzkundlich nicht gut erforscht, da kann es durchaus sein, dass man eine bisher unbekannte bzw. unbeschriebene Art vor sich hat, etwa eine "Ziegenlippe", die aber keine Ziegenlippe ist, sondern nur so ähnlich aussieht.


    Jedenfalls erkennst du sowohl Steinpilze als auch Königsröhrlinge am nicht verfärbenden, insbesondere nicht blauenden Fleisch, das sehe ich genauso. Also völliger Quatsch, wie oben behauptet wurde, ist diese "Faustregel" sicherlich nicht.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    2 Mal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Moin,

    es stimmt erstens nicht, dass nur noch Steinpilze und Königsröhrling übrig bleiben, wenn alle genannten Kriterien erfüllt sind.

    Es stimmt zweitens nicht, dass alle Arten essbar sind, auf die die Kriterien zutreffen, siehe Gallenröhrling.

    Deshalb ist die Faustregel eben Quatsch (bezogen auf in Deutschland vorkommende Arten).


    Ein paar Beispiele nur mal für häufige Arten, für die die Kriterien auch zutreffen: Xerocomus ferrugineus, Imleria badia, Tylopilus felleus, Suillus luteus, Suillus grevillei, Suillus bovinus.


    VG

    Jan

    Verzehrfreigaben gibt es nur bei Pilzsachverständigen vor Ort.

  • Oh Mann, mit Euren Fachkenntnissen kann ich natürlich nicht mithalten. Ich bin eine interessierte und gerne gründlich recherchierende Laiin.

    Erstmal Entschuldigung, dass ich erst jetzt antworte, aber ich hab im Moment viel zu tun. Also: Ja, da sind auch Cistacaea. Nein, so gut wie keine nennenswerten Kiefern, aber wirklich viele Steineichen. Und: Die Stelle suche ich seit Jahren auf. Ich habe diesen Pilz, der auch gestern wieder einige Exemplare dort hervorgebracht hat, noch niemals gesehen. Dafür fallen die dort sonst gefundenen Ziegenlippen in diesem Jahr wohl völlig aus. Die Knollis kommen alle verspätet, erst jetzt im Dezember. Wie gesagt, es war ein wettermäßig sehr krasses Jahr - wie überall.

    Die Pilze sind, trotz vorangegangenen Starkregens, fest und das Fleisch sehr angenehm in der Struktur, allerdings haben sie keinen sehr intensiven Geschmack. Und: Mir geht es nach dem Genuss sehr gut!