Über dem Bühlertal

  • Hallo,


    vor zwei Wochen war Samstags Nebel angekündigt.

    Bei der Anfahrt durch die Rheinebene: Kälte, Raureif, Nebel.

    Weiter oben dann im Schwarzwald ging es durch die Wolkendecke hindurch.

    Sonne und eine Handvoll Cirren im Osten - sonst nur tiefes Blau über mir.

    Eine schönes Fleckchen Erde !

    Bild 1 Über 700m ist der Blick frei bis an den Horizont, der Blick geht nach SO über Straßburg hinweg


    Bild 2 Schon zu hell, um die Kontraste gut einzufangen. Flechten, Moose, Farne wuchern üppig.


    Bild 3 Parmelia submontana mit typisch eingerollten, hängenden Lappen über Moos auf Silikatfelsen.


    Bild 4 Knorrige Rotbuchen warten auf den fernen Frühling


    Bild 5 Nicht näher untersucht, aber glatter Thallus, konvexe Loben und unbereifte Apothecien sprechen für Physcia stellaris.


    Bild 6a Man sieht den Baum vor Flechten nicht. Irgendwo hier stand doch eine Rotbuche...

    Die Parmelia rechts im Bildentrum ist auffällig - breite, rundliche Loben; dichte, helle Isidien.


    Noch ein bisschen näher bitte...

    Bild 6b Eine Parmelia saxatilis s.lat. mit plüschig-isidiösen Apothecienrändern. Insbesondere auch die Lobenränder sind isidiös und überlappend deutlich - also womöglich eine Parmelia serrana.


    Eigentlich bin ich wegen der schönen Felsgruppen hier.

    Beim ersten Besuch am Montag zuvor vorher hatte es hier so heftig gestürmt, dass mir an einigen Stellen richtig mulmig wurde.

    Der kräftige Wind hat einige alte Exemplare von L. pustullata abgerissen und in Winkeln unter den Felsen abgelagert.

    Eines davon habe ich mitgenommen und zuhause vermessen.

    Obwohl zerrissen und unvollständig messe ich 15 cm Durchmesser!

    Bild 7 Abgerissene Lasallia pustulata (Blick auf Unterseite) , die Oberseite ist grün veralgt und wenig ansehnlich.


    Die exponierten Felsseiten, die nach Süden und in Richtung Tal weisen, sind üppig mit Lasallia pustulata überwachsen:

    Bild 9 Der Weg führt direkt an üppigen Vorkommen vorbei - Bildeinsatz: Größenvergleich


    Auch Xanthoparmelien sind hier auf den Silikatfelsen vorhanden

    Bild 10 Eine sterile, aber ungestört gewachsene Xanthoparmelia mit überlappenden, dünne Loben. Vermutlich etwas aus der Sippe um Xanthoparmelia pulla.


    Bild 11 Diese kleine Xanthoparmelia conspersa hat mit gut gefallen.

    So klein sie ist, sie denkt an die Zukunft und besitzt drei große, braune Apothecien. Neben ihr ist noch Platz!


    Bild 12a Rissige, grauweißen Krusten mit dünnem Rand entpuppen sich als Lepra aspergilla.


    Bild 12b Lepra aspergilla mit breitem, hell zoniertem Rand, groben, kugeligen Soralen und typischen Tüpfelreaktionen.


    Bild 13a Der Aufstieg zum Aussichtspunkt ist besonders stark den Elementen exponiert.

    Auf der Nordseite befinden sich große weiße Flächen von Pertusaria corallina. Die Stelle scheint günstig zu sein, denn die Flechte bildet ausnahmsweise auch Apothecien aus.


    Bild 13b Pertusaria corallina


    Bild 14a Dünnen gelben Krusten an den schattigen Felsen


    Bild 14b Psilolechia lucida: Dünne, grünlich gelbe, fein mehlige Krusten. Die Apothecien sind winzig sehr klein (bis 400µm), intensiv gelb und randlos.

    Die Sporen sind mit 5-6 x 2 µm sehr klein undtropfenförmig!

    Bild 15 Typische Wollsackverwitterung


    Bild 16a Ein Cladonien-Gärtchen mit Aussicht


    Bild 16b Cladonia coccifera s.lat.(K-, P-) mit kreiselförmigen Bechern und schollig-schuppiger, teils entrindeter Oberfläche, tief rote Fruchtkörper. Grundschuppen geschlitzt.


    Bild 17 Hirnartiger, dicker, steriler Thallus in 2m Höhe über Boden.

    Sieht interssant aus, ist aber leider nicht ansatzweise zuordenbar (C+rosarot, K-, Sorale P+gelb-orange, Mark J-).

    Weiß jemand mehr hierzu?


    Bild 18 Neben Lasallia pustulata findet sich auch die graue Umbilicaria hirsuta häufig ein. Dünn und spröde, die Ränder nach unten gebogen, am Rand sorediös auflösend, Unterseite dicht mit dunklen Rhizinen besetzt. Ich erkenne häufig im Grau einen deutlich lila Farbton, der aber nicht beschrieben wird.


    Zum Schluss habe ich auf der Rückfahrt kurz über der Wolkengrenze nochmal angehalten.

    Bild 19 Das Abend ist nicht mehr fern


    Wolken wogen kühl im Tal, an Horizon die Gestade der Vogesen.

    Ich tauche wieder ins Wintergrau - bis bald!


    LG, Martin