Krustenflechte auf Kieselstein

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 283 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Servus,

    Ich fand einen Kieselstein mit orangen Haaren und schwärzlichen Apothecien.

    Nr.1

    Bei den Haaren glaube ich, dass es evtl. Trentepohlia cf. aurea sein könnte.

    x 200

    hier mit IKI

    x400


    Nr 2

    Nun stellt sich mir die Frage, ob die dunklen Apothecien evtl. etwas mit der Trentophilia zu tun haben könnten.

    Und wie beschreibt man dieses Lager?



    Paraphysen leicht verklebt

    Asci 8- sporig 50x8-10µ

    Sporen



    Ich denke, dass dieses Teil zu Lecidea ssl. gehören könnte


    Wenn ihr was Genaueres dazu sagen könntet wäre es echt hilfreich.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    ich kann dir leider nicht sagen was du da vorliegen hast. Ich kann dir nur sagen, wie ich vorgehen würde, falls es interessiert. Blöderweise gibt es halt Unmengen Flechten mit kleinen schwarzen Apothecien. Da kommt nur mikroskopisch und tüpfelnd zu Ziel. Die Sporen und Asci z.B. hast du schon überprüft, aber das reicht nicht, fürchte ich..


    Die fasrigen Trentepohliaalgen haben nichts direkt mit der Flechte zu tun, außer dass sie auf ihr wachsen. Das heißt aber nicht, dass die Flechte nicht womöglich Trentepohlia als Photobionten im Inneren beherbergt. Das wäre zu prüfen, ist nämlich bestimmungsrelevant.

    Ich würde zuerst mal über den Thallus kratzen. Du erkennst etwa wie dick der Thallus ist und welche Farbe die Algen. Neben der Thallusdicke sind immer die typischen Durchmesser der Apothecien zu notieren.


    Sehr wichtig ist: Thallus tüpfeln mit K, P, C, KC, bei Lecidea auch J! Nur K alleine hilft wenig weiter. Bei sehr dunklem Thallus funktioniert das auch nur unter dem Mikroskop gut.

    Ich nehme an, der Kiesel ist silikatisch, kalkfrei? Wäre bei den lecideinen Flechten auch hilfreich zu wissen.l.


    Ich würde Schritt für Schritt vorgehen. Zuerst absichern, dass ich mit dem Lecideaschlüssel überhaupt richtig liege. Dann brauchen wir coccoide Grünalgen in der Flechte, nicht Trentepohlia! Als nächstes in Wasser die Farben und Dicken der Strukturen des Apotheciums notieren, ehe du quetscht. Ein Blick auf das Excipulum (Farbe, Dicke) ist nicht verkehrt, ehe du quetscht. Alles messen, was geht.

    Der Probe J zugeben (ohne K) und Reaktion der Strukturen notieren. Zu einer anderen Probe K zusetzen und auf Reaktionen achten (Epih., Exipul., Medulla,.. ) anschließend spülen und J zugeben (hast du ja gemacht). Reaktion notieren. Manchmal bin ich faul und mache die Kette mit einer Probe, dazwischen aber immer gut spülen (K fällt J, entfärbt die J-Reaktion wieder). Fraglich halt, was schneller geht und ob man genug Material hat.

    Dann hat man die wichtigsten Details beisammen zum Schlüsseln.


    Wenn man sich nicht sicher ist, welcher (Gattungs-) Schlüssel der richtige ist, es gibt bei Italic einen sehr guten Komplettschlüssel über die italienischen Arten. Dann prüfe ich mit dem dt. Schlüssel gegen.


    LG, Martin

  • Servus Martin

    recht herzlichen Dank für deine umfangreiche Erläuterung.

    Da muß ich also nochmal ran. Ist nur gut dass die Flechten ausdauernder sind als die restlichen Ascomyceten.

    Wenn ich über den Thallus kratze passiert gar nichts ausser dass ich auf Stein stoße- beim Bild mit dem Vergleich Wasser und KOH hatte ich vorher den Thallus (das Gebiet um die Apothecien) aufgeraut.

    Ob der Kieselstein nicht doch kalkhaltig ist ????

    Die Gattung Clauzadea fand ich bisher als recht ähnlich.

    Ich melde mich nocheinmal wenn ich etwas weiter bin.


    Danke

    bis dahin

    Felli

  • Wenn du Zitronensäure Zuhause hast, kannst du einen Kalktest ganz einfach durchführen.

  • Hallo Felli,


    lass es dir ein wenig gut gehen und genieße die Feiertage!

    Zum Glück sind wir hier von der Erkältungswelle (noch) verschont.

    Schöne Feiertage wünsche ich!


    LG, Martin

  • Servus Martin,

    Die Feiertage sind um ich hoffe du hast sie genossen. Mir gehts nun einigermassen wieder gut.

    Ich hab mich nun mal hingesetzt und mir das Steinchen nochmals angeschaut.


    Die Apothecien sind scheibig bis ganz leicht kissenförmig, 0,15 -0,3 mm , Hymenium und Excipulum schwarz-braunrot, jung mit deutlichem Rand, im Alter verschwindend


    Als erstes nochmals den Thallus gekratzt:

    Und da waren sehr nur sehr wenige Grünlagen


    Zitronensäure hatte ich keine zu Hand, aber ich denke den Kalk -Test mit Essigessenz führt zum delben Ergebnis


    Dann wollt ich nochmal einen Schnitt machen , aber ich bin einfach noch zu zittrig, so dass meine "hauchdünnen" Schnitte eher einer dicken Brotscheibe ähnelten.

    Allerdings fand ich dann die Grünalgen


    Bei dem Nostoc bin ich mir aber sehr unsicher, ob das nicht vielleicht schon ein anderer Pilz ist der sich da breit machen möchte.


    Eine Quetschung:

    Bei der Grünalge 2 hab ich den Gedanken, dass das der Anfang von der Trentepohlia sein könnte.



    Und zum Schluss hab ich noch das Chlorix getestet, bin mir aber echt nicht sicher was nun richtig ist.

    Beim aufgekratzten Thallus und beträufeln, ist der obere Bereich leicht gelblich geworden.

    Als ich an einer zweiten Stelle leicht gekratzt habe fiel mir aber auf, dass darunter eine hell orange Farbe, vermutlich von der Trentepohlia erkennbar ist, so dass ich von einer negativen Reaktion ausgehe.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    da hast du über Weihnachten ja nachgelegt:

    Das Substrat ist also stark kalkhaltig.

    Ich vermute als Algenpartner coccoide Grünalgen (Trbouxia?), die in dem Querschnitbild unter dem Apothecium sitzen, am wahrscheinlichsten.

    Die Trentepohlia-Algen ("Grünalgen 2", mit oranger Guttule - Karotinoide) sitzen doch vielleicht eher auf dem Thallus (vgl. auch Eingangsfoto mit Trentepohlia-Puscheln auf der Flechte).

    Nostoc liegt nicht vor, was du da gefunden hast sind bräunliche Hyphen eines Fremdpilzes (z.B. Parasit?).

    Nostoc ist ja grünlich und bildet, wenn es Ketten bildet, schön gleichmäßige Abfolgen, keine so krummen Dinger:

    Nostoc


    Trentepohlia kann in der Kratzspur auch grün erscheinen. Wenn Trentepohlia der Algenpartner wäre, würden wir zu Hymenelia gelangen, die aber im Hymenium nicht IKI rot reagieren würden.

    Schade, dass du das Hymernium nicht K/J getestet hast (erst KOH, dann spülen, dann IKI). Das ist beim Schlüsseln relevant und kann helfen.

    Wenn ich also den Lecidea-Schlüssel für Felchten auf kalkhaltigem Gestein benutze, komme ich im WHS-Schlüssel
    - 1 Thallus nicht schuppig bis schuppig-lappig, sd. krustig bis endolithisch => 2

    - 2 Apothecienscheiben feucht nicht ganz schwarz, sd. bräunlich-rötlich, trocken schwärzlich => 3

    Ausschnitt: Ich mag mich täuschen, sehe aber eine braun-rötliche Färbung)

    - 3 Sporen breit ellipsoid (Q < 2,5), gewöhnlich mit Schleimhülle (?); Apo. feucht braunstichig; Epihymenium braun bis rotbraun => 5

    - 5 Sp. ca. 8-11 x 4-6; Hyp. rotbraun, Epihym. orangebraun-rotbraun; Ap. sitzend, flach, berandet, schwarz bis dunkel rotbraun, ca. 0,3-1mm DM; Paraphysen verzweigt, septiert; Asci vom Porpidia-Typ d.h., man sollte nach K/J einen tiefen blauen Kanal durch den dicken Tholus erkennen können (könnte man versuchen zu zeigen). Thallus dünn bis fehlend (= enodlithisch) => Clauzadea monitcola

    Clauzadea hattest du ja schon vermutet. ==Gnolm8


    Ich kenne diese Flechte nicht. Zusätzlich zu den im Schlüssel erwähnten Eigenschaften gilt ferner:

    Hymenium IKI orange-rot bis bläulichgrün, abh. von Jod-Konzentration, erst blau, dann grün, gelb, orange, rot.

    Das sieht man sehr gut an dem Diffusionsgradienten in deinem Foto ganz oben.

    Sporen mit Schleimhof - könnte man prüfen...

    C. monticola ist euryök auf Kalkstein, auch auf anthropogenen Substraten (Mörtel, Beton); auf kleinen Steinen (!), großen Felsen; vgl. Artbeschreibung auch bei Italic.

    Passt soweit, ist alles stimmig.


    Ohne den Kalknachweis hätte man lange herumprobieren können, ohne wirklich weiter zu kommen.

    Der Lecideaschlüssel ist ziemlich umfangreich.

    Die rote IKI-Reaktion wird leider nicht zu Anfang abgeprüft, in unserem Fall gar nicht.

    Sie wird nur bei der allgemeinen Gattungsbeschreibung zu Clauzadea erwähnt, ist aber natürlich wichtig!


    LG, Martin

  • Servus Martin

    Dank dir für deine Unterstützung

    Schade, dass du das Hymernium nicht K/J getestet hast (erst KOH, dann spülen, dann IKI). Das ist beim Schlüsseln relevant und kann helfen.

    Es sind leider nur sehr wenige reife Apothecien auf dem Stein mit deutlich ausgebildetem Hymenium. Ich werde nochmals versuchen ein passendes Apo zu finden um die K/J Reaktion zu testen.

    Vielleicht gelingt mir ja auch noch ein akzeptabler Schnitt ;)


    Grüße

    Felli