Ungeklärte Funde 2024 Teil 1:Inocybe, Hebeloma, 2 * Lactarius, Tricholoma, Cortinarius, Hygrocybe

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  • Ungeklärte Funde 2024 Teil 1:



    Hallo, ich arbeite mich durch die ungekärten Funde 2024 und bestimme diese makroskopisch teilweise im Nachgang. Da ist viel liegen geblieben

    und ich möchte euch die interessanten Kandidaten zeigen. Diese sind natürlich alles Erstfunde. Bei einem erneutem Fund fällt mir leichter diese

    anzusprechen.


    Leider müssen die meisten Entolomafunde werden noch etwas warten,

    weil ich das bestellte Werk von Machiel Noordeloos (FN5B) noch nicht habe.


    Die meisten meiner Funde konnte ich auf einer nährstoffarmen sandigen kalkschotter Magerwiese oder im direkt angrenzenden Umfeld machen.

    Wenn die Ökologie abweicht, werden ich dies explizit erwähnen.


    Unbestimmte Funde 2024 Teil 1:


    1. Inocybe: Eine Gruppe recht kleiner FK (1-1,5cm) die ich für eine Inocybe halte. Diese wurde in mitten der sandig und steinigen Magerwiese gefunden ohne

    jeglich erkennbaren Baumbestand im weitem Umfeld. Daher zeigen ich euch diese. Bisher bin ich immer von einem

    Mykorriza für Risspilze ausgegangen. Gibt es Arten die mit Kräuter, Grässer und Sträuchern in dieser Ökologie eine Partnerschaft eingehen.




    2. Hebeloma: Ein einzelnen rosa! FK der mich vom sofort an die dort gefunden weißen Fäblinge erinnerte. Später konnte ich an andere Stelle noch eine ganze Gruppe finden.

    Der Stiel ist gut erkennbar über die ganze Länge weiß überfasert. Die leicht roas Lamellen sind bauchig und am Stiel angewachsen.

    Der Hutrand ist noch eingerollt. Die Schneiden sind für diese Gattung typisch heller und fein weiß gezahnt.


    Meine Einschätzung ist Hebeloma sarcophyllum oder H. cylinddrosporum. Erstere ist aber wohl nur in mediterranen Gebieten zu finden und damit unwahrscheinlich.





    Eine weitere Gruppe





    3. Lactarius: Ein brauner einzelner Milchling am Wegesrand. Der Hut ist ausgebreitet, mittig leicht eingedellt und deutlich

    hygrophan. Die Lamellen recht dicht und verlaufen konkav bis zum Stiel. Die weiße milde! Milch tritt reichlich aus. Im angrenzenden Gebiet war ebenfalls keine Baum zu erkennen. In

    größer Entfernung nur Birken. Der dunkelbraune Stiel ist recht kurz und verjüngt sich etwas.


    Mein Arbeitstitel für dieses hygrophane Milchling wäre Lactarius spagneti


    Fundort:






    4. Lactarius: Ein weiterer blasser haariger Milchling mit gelblichen Tönen ohne ausgeprägte Zonierung. Der Habitus ist genabelt und niedergerückt.

    Die hellen Lamellen laufen stark herab und zeigen bei Verletzung eine gelbe Verfärbung. Im Alter ist der FK deutlich Gelb. Die Ökologie ist ebenfalls die Magerwiese

    und in etwas Entfernung habe ich immer nur Betula (Birke) wahrgenommen. Die Milch wurde leider nicht weiter untersucht.


    Einschätzung: Der Blasse Zonenmilchling L. Evosmus oder der echte Zonenmilchling L. Zonarius. Der letztere sollte aber eine deutliche Zonierung zeigen, die ich bei meinem

    Funden so nicht sehe.




    Alt




    5. Trichloma: Diese FK konnte ich recht früh im Jahr mehrfach finden. Ich halte den Habitus für Tricholomaartig mit weißen Lamellen. Die Lamellen zeigen vielleicht in die Erdritterlings

    Sektion. Aber ich werde einfach nicht fündig. Eine solche braune Hutstruktur die später auch noch mit kleinem spitzen Buckel daherkommt, finde ich einfach nicht.

    Vielleicht hat von euch einer eine Idee, um welchen Kandiaten es sich handeln könnte. In direktem sandigen Umfeld wuchs nur Betula.


    Edit: Makroskopisch wäre noch Trichloma caligatum eine Option. Diese Art ist aber nur in mediterranen Gebieten unter Abies und Picea zu finden









    6. Cortinarius: An der Magerwiese angrenzend gibt es eine Pfad mit Mischbaumbestand. An einer Stelle mit jungen Quercus wurde folgende Gruppe Talamonien gefunden.

    Diese hatten teilweise eine leichte dunkelbraun/violette Hutfärbung, eine leicht gelbbraune lebhafte Lamellenfarbe in Kombination mit einem durchgänig

    weiß überfaserten Stiel der aber auch leichte Verfärbungen in richtung Stielbasis erkennen lässt. Ausserdem ist der Stiel leicht verdickt.

    Es gibt leider nur ein Foto ohne Schnittbild.


    Meine Suche führt mich vorsichtig in Richtung C. praestigiosus geführt. Ich denke aber nicht, das es dieser ist.



    7. Hygrocybe: Eine Gruppe lebhafter roter Saftlinge die einen eher trocknen ungeschuppten glatten genabelten Hut haben. Die Lamellen sind gelblich und der Stiel zeigt wieder

    lebhaft rote Töne. Ich könnte mit vorstellen, dass es sich diesmal um H. coccinea - dem Kirschroten Saftling handelt.





    Vielen dank für eure Einschätzung und ich hoffe es hat gefallen.


    lg Rainer

  • Gibt es Arten die mit Kräuter, Grässer und Sträuchern in dieser Ökologie eine Partnerschaft eingehen.

    Hallo Rainer

    Auf solchen Kakmagerwiesen können Sonnenröschen (helianthemum) vorkommen.

    Diese bilden durchaus Mykorrhiza mit vielen Pilzarten.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95 +5 APR2024 Platz und einschätzung = 100

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo Norbert, sehr interessant, danke. Kommt helianthemum auch als Inocybe Partner in frage?

    lg Rainer

  • Keine Ahnung , Mit Amanita und Milchlingen können sie.

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95 +5 APR2024 Platz und einschätzung = 100

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • magicman

    Hat den Titel des Themas von „Ungeklärte Funde 2024 Teil 1:“ zu „Ungeklärte Funde 2024 Teil 1:Inocybe, Hebeloma, 2 * Lactarius, Tricholoma, Cortinarius, Hygrocybe“ geändert.
  • Hallo Rainer,

    ungeklärte Funde anhand von alten Bildern "nachzubestimmen" ist nicht möglich - auch wenn man das wollte. Nachsehen/Nachtragen von noch nicht geäußerten Merkmalen geht auch nicht.

    Deswegen bleibt letztlich alles Raterei - zudem wenn die Fruchtkörper nicht typisch ausfallen.

    Das meine kritische Bemerkung.


    Zu den Rate-Milchlingen:

    Der erste ist sehr wahrscheinlich kein L. sphagneti. Die Hutfarbe und faltige Oberfläche passt besser zu L. tabidus. Farbveränderung der Milch und Zellen der Huthaut könnten Aufklärung bringen.

    Der zweite sieht nach sehr alten L. pubescens aus. Das wird aber ein Rätsel bleiben. Da bleibt nur, im nächsten Jahr frische Fruchtkörper zu suchen, diese näher ansehen und untersuchen. Die sehen dann aber ganz anders aus.


    Gruß

    Peter

  • Hallo Rainer,

    deine Nr. 5 Tricholoma spec. kannst du mal mit Tricholoma inocybeoides vergleichen.

    Die rissigen Hutränder und die aufgerissene Huthaut halte ich für einen Trockenschaden.
    Die Art ist ein Birken und Pappelbegleiter und gehört zu den Erdritterlingen.

    Gruss
    Uwe

  • Hallo Rainer,

    ungeklärte Funde anhand von alten Bildern "nachzubestimmen" ist nicht möglich - auch wenn man das wollte. Nachsehen/Nachtragen von noch nicht geäußerten Merkmalen geht auch nicht.

    Deswegen bleibt letztlich alles Raterei - zudem wenn die Fruchtkörper nicht typisch ausfallen.

    Das meine kritische Bemerkung.

    Lieber Peter, ich nehme deine Kritik zur Kenntnis und kann auch verstehen, dass du eine solche unsichere Bestimmung im Nachgang als äußerst

    unbefriedigend empfindest. Wenn dem so ist, würde ich mich an deiner Stelle nicht an dem Austausch beteiligen und einen anderen Thread lesen.


    Des Weiteren habe ich kein äußeres Merkmal nachgetragen, sondern nur für den Tricholoma eine weitere Einschätzung gegeben.


    Und im Allgemeinen kann man sagen, dass im Nachgang sehr wohl eine Bestimmung erfolgreich sein oder aber zumindest zu einem nicht unerheblichen Erkenntisgewinn führen kann.


    glg Rainer

  • Hallo zusammen,


    ich sehe das ganz ähnlich wie Peter. Bei vielen der gezeigten Gattungen wird man, selbst wenn Frischmaterial vorhanden ist und man Merkmale nachreichen kann, rein makroskopisch nicht zu einer Bestimmung kommen (Inocybe, Entoloma [ist jetzt hier nicht dabei, aber da die FE5b explizit erwähnt wurden...], Hebeloma, Telamonien). Nur anhand von Fotos kann man dann natürlich trotzdem irgendwelche Namen vorschlagen, aber Hand und Fuß hat das dann alles nicht und einen großen Erkenntnisgewinn bringt die Raterei auch nicht - außer daß man eben in vielen Fällen nur mikroskopisch zur Bestimmung kommt (und manchmal nicht einmal so).


    Björn

  • Hallo Rainer,


    was ich noch zu Hebeloma ergänzen kann: Die gezeigte Gruppe hat ganz klar eine Cortina, man sieht es am besten am Stiel, die feinen Fasern, die wie ein "Minimal-Ring" aussehen. D.h. wir befinden uns hier in der Sektion Hebeloma, zu der beide Vorschläge nicht gehören, die haben keine Cortina.

    Zudem: H. sarcophyllum im heutigen Sinne ist eine nordamerikanische Art und cylindrosporum ziemlich bis sehr selten.

    Du dürftest hier was im Umfeld von H. mesophaeum gefunden haben, eine genaue Bestimmung geht aber generell bei Hebeloma (vielleicht mit Ausnahme von H. radicosum) und wie schon gesagt wurde nur mikroskopisch. Aber der allergrößte Teil Hebelomas mit Cortina war bei mir mesophaeum, ab und an waren auch mal andere dabei z.B. sordescens, die beim Trocknen ordentlich schwärzt (kann mesophaeum aber auch mal, die kann sehr viel).

    Viele Infos zu Hebeloma findest Du hier: https://hebeloma.org/

    Ob das erste Einzelexemplar die selbe Art darstellt wie die aus der Gruppe, da wäre ich mir nicht sicher.


    Ne Interessante Hebeloma würd ich mir auch mikroskopisch mal ansehen, an den gezeigten hätte ich jetzt weniger Interesse, aber zu klären, ob es mesophaeum ist, wäre kein allzugroßer Aufwand, falls ein Exsikkat da sein sollte. Hebelomas kann man meistens mikroskopisch schon ganz gut bestimmen, aber es ist eine der aufwändigsten Gattungen im Reich der Lamellenpilze, weil man sehr viele Maße der Mikrostrukturen braucht. Auch die Ökologie ist wichtig, viele Arten kommen nur bei bestimmten Bäumen vor, andere nahezu überall.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo zusammen,


    ich sehe das ganz ähnlich wie Peter. Bei vielen der gezeigten Gattungen wird man, selbst wenn Frischmaterial vorhanden ist und man Merkmale nachreichen kann, rein makroskopisch nicht zu einer Bestimmung kommen (Inocybe, Entoloma [ist jetzt hier nicht dabei, aber da die FE5b explizit erwähnt wurden...], Hebeloma, Telamonien). Nur anhand von Fotos kann man dann natürlich trotzdem irgendwelche Namen vorschlagen, aber Hand und Fuß hat das dann alles nicht und einen großen Erkenntnisgewinn bringt die Raterei auch nicht - außer daß man eben in vielen Fällen nur mikroskopisch zur Bestimmung kommt (und manchmal nicht einmal so).


    Björn

    Hallo Björn, dass Du ebenfalls möchtest, dass die Bestimmung immer oder zumindest oft sicher bis zu einer Art führt, ist mir klar.

    Ich bin aber auch sehr zufrieden, ich glaube viele andere hier auch, wenn sich die Bestimmung im besten Fall auf eine Art eingrenzen lässt oder

    eben nur noch wenige Arten in Frage kommen. Dieser Umstand mag für erfahrenen Mikroskopiker sehr irritierend sein. Wer aber meine Bestimmungensversuche in der Vergangenheit, siehe auch die Aufarbeitung meiner Funde des vorletzten Jahres, verfolgt hat, erkennt einen deutlichen Erkenntnisgewinn.

    Und viele meiner Funde wurden mit der Hilfe der Erfahrenen aus dem Forum auf Gattungsebene und bis zur einer Art eingegrenzt.


    lg Rainer

  • Hallo Matthias, vielen Dank für deine Einschätzung.


    Die Gruppe hat ja eine gut erkennbare Ringzone (Cortinarest), stimmt. Für das Einzelexemplar sehe ich diese Eigenschaft nicht.

    Kann H. mesophaeum eine so starke rosa Färbung annehmen?

    Leider habe ich für diese FK keine Exikkat erstellt. Sollte ich ein so ausgeprägtes Exemplar in diesem Jahr wiederfinden, könnte ich diesen für dich trocknen.


    lg Rainer