Zwei Stecknadelflechten (oder so)→ Brunnipila (cf.) calyculiformis & Mycocalicium subtile

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 283 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kruenta.

  • N'abend miteinander,


    1) auf entrindeter noch stehender Hasel (6-7 cm) habe ich die Tage etwas gefunden, das wie eine Stecknadelflechte aussieht.

    Wobei ich nach Mikroskopie da gar nicht mhr so sich bin (was allerdings sonst? Phleogena faginea ist deutlich größer und sieht anders aus und auch Schleimis kommen nicht Frage)

    die Köpfe sind bis 0,6 mm breit

    hier sieht man schon deutlich kopfige hervorstehende Paraphysen (oder was auch immer das ist)



    KOH 3%, die Paraphysen am Ende mit dicken Kristallen besetzt und sonst abnehmend inkrustriert

    das könnten vielleicht unreife Asci sein?

    Melzers, ein Exemplar das etwas eingeschrumpelter war (vermutlich etwas reifer?), die Paraphysen sind weiter unten oft etwas eingeschnürt septiert

    vereinzelt gab es kugelförmige Objekte zu sehen, 4-6 µm, könnten das Sporen sein



    2) als Vergleichsmaterial habe ich dann noch eine seit Jahren vorhandene Stecknadel von Fichte (ehemaliges Haus) geholt. Ohne Lager.

    KOH 3%, ich habe nicht versucht, den durchzuschneiden


    Sporen 6-8*3-4 µm

    in einer Luftblase, anscheinend auch oranmentiert


    meine Versuche zu schlüsseln sind bisher fehlgeschlagen und für heute ist Schluss. Vielleicht hat ja jemand einen Vorschlag,

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    bei deinem Fund solltest mal am Halselnussast kratzen oder schaben (oder unter der Lupe kontrollieren), ob nicht ein Thallus im Holz vorhanden ist.

    Ich kenne die Gattung zwar nicht, aber es gibt auch Stecknadelflechten mit so hellbraun/ocker gefärbtem Mazaedium, Inkrustationen an den Paraphysen werden auch erwähnt.

    Schau dir vielleicht mal die Arten von Sclerophora an - ev. passt da was. Bei S. pallida wird Vorkommen auf Juglans erwähnt.

    Asci kann ich auf den Fotos nicht entdecken. Färbe mal an (Lugol oder BWB), dann erkennt man ev. die wenigen Asci im Mazaedium-Gewusel besser.


    Die zweite Flechte, eine Chaenotheca (cf. chrysocephala), hat durchaus ein Lager: Die gelbgrünen Böbbel um die Stecknadeln sind kleine Thalli.

    Oft findet man diese auffällig gefärbten Thallus-Aggregate und dann bei genauer Prüfung hie und da FK darauf.

    Die Flechte hat kugelige bis elliptische, ornamentierte Sporen.


    Die Idee mit dem Durchschneiden ist gut. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht - geht das überhaupt bei den kleinen Dingern? ==Gnolm2


    LG, Martin

  • Servus Bernd,

    Da bin ich ganz bei Anna.

    Halte doch das Ästchen ein wenig feucht, bei Zimmertemperatur dürfte es nicht lange dauern bis sich die Apothecien öffnen.

    Grüße

    Felli

  • Hallo allerseits,


    vielen Dank für die erhellenden Vorschläge,


    bei der 1) scheint Brunnipila calyculiformis ein sehr gut passender Vorschlag zu sein, ich warte noch auf Sporen, um den dann sicher so abzulegen (Martin, ich war im Schlüssel auch zu Sclerophora gekommen, was aber offensichtlich nicht passte - wenn man die falsche Grundannahme hat, dass es eine Flechte sei)


    bei 2) hatte ich eigentlich ohne Lager geschlüsselt, ich meine dass die einzelnen Nadeln vielfach keine Gnubbel am Ansatz haben und deswegen das Exemplar mit etwas Holz unters Mikro geschoben. Chaenotheca scheint gesetzt, weil es sich um braune Sporen handelt und bei Wirth et al. muss man "1 Ap.köpfchen unterseits und am Rand (grünlich) gelb bereift" wählen, weil man sonst 1* "kugelige Sporen hat". Eigentlich habe ich die als unbereift angesehen, da muss ich wohl noch mal besser nachschauen.


    LG, Bernd

  • N'abend miteinander,


    1) der gestielte Haarbecher hat sich geöffnet und sieht jetzt so aus

    2) die Stecknadelflechte vor Ort, Südseite, bei Vollsonne sehr gut zu erkennen

    gleiches Objekt, aber an der Westseite

    in natürlichem Habitat, an Kiefer, mikroskopisch sehr ähnlich

    chrysocephala - ist altgriechisch für "goldköpfig" - und das kann ich hier beim besten Willen nicht erkennen. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Beispielfotos in der Literatur jeweils extrem goldige Exemplare zeigen.

    Auflichtbilder von den Köpfchen, speziell unterseits, von beiden Standorten

    mit Verzweigung, das ist wohl auch ein bestimmungsrelevantes Merkmal?

    neue Mikrobilder

    Exemplar von der Westseite, hier messe ich die Sporen etwas größer als bei dem gestrigen Exemplar: 7-10*4-5


    Exemplar von der Kiefer, hier sind die Sporen geringfügig kleiner: 5-7,5*2,5-4, und es sind Asci im Gedränge zu erkennen


    Sowohl nach Wirth et al. als nach dem italienischen Schlüssel bleiben mit solchen Sporen eigentlich nur 3 Arten übrig: chrysocephala, laevigata und chlorella und keine davon hat so schwarze Köpfe. Sodass ich mich hier in einer Sackgasse sehe.


    LG, Bernd

  • Hallo,


    Haarbecherlein - na, das passt wirklich besser!


    Die Stecknadeln haben in den letzten Fotos keinen grünen Thallus und die Apothecien sind auch nicht bereift.

    Damit ist C. chrysocephala raus.

    Außerdem scheint das Apothecium schwarz und nicht braun zu sein. Das passt nicht zu Chaenotheca.

    Und Calicium hat zweizellige Sporen.

    Ferner sind sehr viele vollständige Asci im Quetschpräparat erkennbar, der Fruchtkörper hat also vermutlich kein Mazaedium. Damit lässt sich arbeiten.

    Ich würde im Dunstkreis der Pilzgattung Chaenothecopsis suchen!


    LG, Martin


    Korrektur: es gibt auch Chaenotheca-Arten mit schwarzen Apothecien-Köpfchen.

  • Hallo Martin, aha, danke, damit löst sich die Sache auf - wenn ich ohne Mazaedium schlüssele komme ich in beiden Schlüsseln (Wirth et al. / italic 8) auf Mycocalicium subtile. Der passt sehr gut, insbesondere auch die Formulierung bei lichenportal.org "infested area often paler than surrounding wood". Auch Verzweigungen kommen vor.


    LG, Bernd

  • kruenta

    Hat den Titel des Themas von „Zwei Stecknadelflechten (oder so)“ zu „Zwei Stecknadelflechten (oder so)→ Brunnipila (cf.) calyculiformis & Mycocalicium subtile“ geändert.