Anaptychia ciliaris

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  • N'abend allerseits,


    vor einiger Zeit hatte ich Anyptychia ciliaris gezeigt (Einige Flechten von gestern Nr. 6). Dieser Tage bin ich mal wieder bewusst über die Art gestolpert und habe mich eingelesen, was man für die Bestimmung braucht (da ich kaum Flechtenchemikalien habe) und welche Verwechslungsarten in Frage kommen. Relativ übersichtlich, deswegen habe ich heute Belege eingesammelt und bin drei Bäume weiter auch einem Kandidaten für die primäre Verwechslungsart Physcia leptalea begegnet - wo die sogar nebeneinander wuchsen und dann eigentlich keinen Grund mehr zur Verwechslung geben (beim Einsammeln hatte ich den Fotoapparat nicht mit). Mit dem Schlüssel mag das anders aussehen.


    Anaptychia ciliaris

    An kräftiger, +/- solitärer Eiche (3,5 m Umfang) vor Ort, die meisten Rosetten mit Apothecien

    Belege, links Physcia leptalea, mittig A. ciliata, rechts A. ciliata altes Exemplar

    Unterseits weiß, ohne Rhizinen, aderig

    mit KOH kaum Verfärbung, feucht →lindgrün

    Schnitt durch Apothecium

    das sind wohl Pyknidien

    Sporen einfach septiert, teils eingeschnürt, bis 45-25 µm

    freie Sporen von dem alten Exemplar



    Physcia leptalea [edit: irgendwas anderes]

    An Espe, viel schlankere "Zweige" als bei A. ciliaris und deutlich dichter gepackt, das Exemplar ohne Apothecien, ob es welche mit Apothecien gab, habe ich leider nicht geprüft. Keine Sorale.

    gelb-grün Verfärbung mit KOH 20%, bleibend dreckig grün

    feucht

    LG, Bernd

    Pilze aus Litauen, sofern nicht anders angegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von kruenta ()

  • Hallo Bernd,


    die erste Flechte ist unfraglich A. ciliaris.

    Aber bist du dir wirklich sicher, dass die zweite Flechte nicht ebenfalls eine, wenn auch etwas seltsam gewachsene, A. ciliaris ist?

    Sie verfärbt sich feucht grün und wirkt oberseits an den Lappenenden und den Cilien flaumig - wenn ich das richtig sehe.

    Eine Anaptychia ciliaris wäre unterseits rinnig, ohne Rhizinen und unberindet.


    Eine Physcia färbt sich nass eigentlich nicht so grün ein.

    Die KOH-"Reaktion" ist lindgrün (weil nass, wie oben bei A. ciliaris) und nicht gelb.

    P. leptalea sieht der P. tenella ähnlich, hat aber keine Sorale und ist nicht flaumig und sollte deutlich gelb reagieren.


    Ich würde die kleine Flechte nochmal genau unter der Lupe prüfen.


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    ich habe mir gerade die Verbreitungskarte für Deutschland angeschaut und verstehe Deine Skepsis. Der Plausibilitätscheck sagt, dass Physcia leptalea in Litauen vorkommt und nicht in der Roten Liste geführt wird.


    Der Test mit KOH 20% erfolgte gleichzeitig. Bei A. ciliaris ganz leichtes hellgrün, das wieder verschwand. Bei Physcia dieses gelbgrün, das nicht verschwand - sieht man im letzten Bild, der dunklere Fleck bei der "10" [vermutlich muss ich da mal einige Physcia mit KOH testen, was "gelb" hier bedeutet]. Die Breitenangaben für die Lappen passen genau "(1.5-)3-4(-6) mm wide" für A.c. versus "(0.5)1-1.5(-2) mm wide" für Ph. l.


    Dass die "Verwechslungsart" viel seltener ist als die gesuchte, war mir eingangs nicht klar. Da werde ich wohl nochmal los müssen und ein Exemplar mit Apothecien suchen. Aber eigentlich wollte ich ja nur A. ciliaris zeigen :D. Sagen wir mal, das wäre eine Miniaturvariante von 30%, dann sollte man doch auch Varianten von 40...50...70% finden. Oder? Es gab aber nur normalgroße A. c. und dieses andere Dings.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    du kannst beim KOH-Test die Flecht ja umdrehen oder durchschneiden, dann siehst du die Reaktion über weißem Untergrund.

    Ich habe mal in den Fotos gewühlt und ein paar K-Reaktionen an Physcia gefunden - sie sind alle deutlich gelb.

    Hie und da mag mal die Algenschicht durchleuchten, wenn du zu lange wartest - aber es gibt eigentlich immer Stellen, die deutlich gelb sind.

    Nimm vielleicht weniger Reagenz und trage erneut etwas mehr auf, wenn die Reaktion ausbleibt oder schwach ist.


    LG, Martin


    Bilder:

    A1) Physcia dubia auf Cortex, KOH-Tröpfchen (20%) mit Präpariernadel aufgetragen => gelb


    A2) Gleicher Thallus, andere Stelle


    A3) Weißes Mark => gelb nach 20% KOH-Auftrag (Querschnitt)


    A4) P. caesia, größerer Tropfen 20% KOH auf Cortex => gelb (verläuft)


    A5) 20% KOH mit Nadel auf nassen Thallus aufgetragen => gelb