Hallo,
ich brauche Hilfe bei der folgenden Flechte, die mir immer wieder im Scharzwald auf exponierten Silikatblöcken begegnet.
Rein von der Anschauung her, hätte ich auf Circinaria/Aspicilia caesiocinera getippt, das lt. Kirschbaum ein "leicht grün- oder blaustichig graues Lager" haben darf, "das nicht mit K reagiert (nach langer Zeit .. bräunlich)." und große Lager bildet, und auf vogelgedüngten Standorten vorkommt.
Beispiel einer Fundstelle am Omerskopf. Auf Kalk habe ich nicht geprüft, da hier ein Gneiskomplex mit Migmatiten liegt, was ich als sauer einstufen würde.
Aber, wie gesagt, nicht getestet.
Wenn ich versuche, nach Wirth-Hauck-Schultz zu schlüsseln, komme ich nicht ans Ziel. Ich bin mir zu oft unsicher, wie ich die Fragen beantworten soll, irgend etwas passt immer nicht.
(Hier z.B. die Konidienlängen.)
Immerhin finde ich bei Lichens marins auch Abbildungen von A. caesiocinerea mit grünem Vorlager (8. und 10. Foto).
Das grüne Vorlager wird auch dort nicht im Text erwähnt, nur als grau oder dunkel beschrieben.
Bild 1 Fundstelle exponierte Silikatblöcke
Die besagte Kruste hat ein deutlich areoliertes, zusammenhängendes Lager und ein auffälliges dunkelgrünes/schwarzgrünes Vorlager.
Bild 2 Aspiciliode Krustenflechte mit grünem Vorlager
Detail:
Bild 3 Lagerrand mit grau-grünen Farbtönen
An anderer Stelle hatte ich sie schon gefunden, dort mit noch deutlicherem grünen Vorlager:
Bild 4
Die Apothecien haben schwarzgrünen Scheiben, sind anfangs eingesenkt, später angepresst aufsitzend mit Thalluskragen.
Bild 5 1-3(4) Apothecien pro Areole
Bild 6a Graugrüner Probenkrümel mit aufgepresst sitzenden Apothecien und eingesenkten schwarzen Pyknidien, und von der gleichen Flechte...
Bild 6b ...weitere Pobenkrümel mit kraterförmigen Apothecienrändern und jungen, eingesenkten Apothecien
Die Flechtenproben reagieren mit K (schwach) gelblich, sicher nicht rot. Ferner P-, C-, Mark J-.
Bild 7 Farbreaktionen: nur K reagiert mit dem Thallus irgendwie gelblich/bräunlich
Die Algenschicht läuft nicht unter dem Apothecium hindurch. Der obere Teil des Hymeniums ist grün, darunter cremeweiß.
Bild 8 Apothecienquerschnitt, Hymenium ca 120 µm dick.
Das Mark enthält orangebraune Einschlüsse.
Das Epihymenium ist grün, reagiert mit HNO3 (N+) smaragdgrün/türkis.
Mit Lugol reagiert das Hymenium J+orange, das Hypothecium J+blau
Epihymenium in K+ gelbgrün
Hymenium K/J+ blau.
Bild 9 Hymenium nach reichlich Lugolzugabe und Quetschen (Hypothecium unten, blau)
Bild 10 Querschnitt durch Apothecium (links) und birnenförmiges Pyknidium (rechts)
Die Asci sind (6-)8-sporig (sicher nicht 4-sporig), ich meine hauptsächlich 8-sporig - aber es finden sich auch Asci mit weniger Sporen.
Das passt zur Angabe bei Lichens marins: "... Ascii most-often 8-spored ..."
Asci mit Sporen, insbesondere entwickelten Sporen, sind selten.
Die Sporenmaße liegen bei 19-21 x 11-14 µm; Pyknidien sind lang gestreckt bacilliform ohne wesentliche Krümmung
Bild 11 8-sporiger Ascus
Bild 12 Paraphysen mit den typischen Perlenschüren am Ende (moniliform)
Die Pyknosporen messe ich zwischen 20-32 x 1 µm.
Bild 13 Algenzellen und ungekrümmte Pyknosporen in Wasser 400x
Bild 14 Pyknidien nach Trocknung, meistenteils gerade und > 20µm lang
Was mnich hier stört, sind die Angaben zur Konidienlänge, die weit von meinen gemessenen Werten abweichen (20-30 x 1):
6-10 x 1 µm (Italic)
6-12 x 1 µm (W-H-S)
6-12 x 1 µm (AFL)
6-12 x 1 µm (FoGB&I, hier auch mit einem Foto, das einen deutlich grünen Vorthallus zeigt und mit der Bildbeschreibung "Circinaria caesiocinerea, in right half of image, showing the greasy-grey surface and the bluish green margin.")
k.A. (lichens marins)
Schreibt da einer vom andern die Konidienmaße ab, oder habe ich eine andere Flechte gefunden?
Ignoriert man die Konidien, gelangt man relativ zügig zu A./C. caesiocinerea (z.B. mit dem Megasporaceae-Schlüssel der Briten).
Was meint ihr, was könnte das für eine Flechte sein, wenn es also nicht A. caesiocinerea sein sollte?
LG, Martin