Hallo,
da mir heute langweilig ist, ein Bericht über den letzten Abstecher in den Nordschwarzwald.
Der Omerskopf (875m) ist ein Berg südlich Bühlertal und Bestandteil der kleinen Omerskopf-Scholle, einem Gneiskomplex, die in den nordschwarzwälder Granitkomplex eingebettet ist - keine Spur von Kalk.
Der Berg ist mit reichlich Blockhalden bedeckt. Die vielen unterschiedlichen, kleinräumigen Mikrohabitate machen ihn für Flechten und mich attraktiv, weshalb ich ihn schon ein paarmal besucht habe.
Es gibt hier einige wunderbare Aussichtspunkte mit Blick bis in die Vogesen, wo Bänkchen die Wanderer zum Verweilen einladen. Getroffen habe ich bisher aber noch niemanden, vielleicht, weil es anfänglich etwas steil bergauf geht und andere, nahe Ausflugsziele (Mummelsee) die Massen anziehen. Die Wege führen durch unberührt wirkende Natur, wo die Flechten üppg wachsen.
Bild 1: Mai letzten Jahres am Omerskopf
Zwei Funde von dort hatte ich bereits zur Diskussion hier eingestellt, eine Opegrapha gyrocarpa und vermutliche eine, noch einer Bestätigung harrenden Circinaria caesiocinerea.
Neben den Krustenflechten lassen sich schöne Blattflechten und viele Cladonien finden. Ich möchte heute den Schwerpunkt auf die Blattfelchten legen.
Einige Beispiele:
Bild 2 Graue, isidienfreie Xanthoparmelia stenophylla neben brauner, plüschig-isidiöser Umbilicaria pustulata.
Bild 3 Braune Blattflechten aus der Xanthoparmelia pulla-Gruppe ("Dunkle Felsschüsselflechten"), R-, was für Xanthoparmelia perrugata sprechen könnte.
Die C-Reaktion habe ich mehrfach man Mark überprüft, jeweis mit negativem Ergebnis.
Bild 3a Die Eigenschaften sprechen eventuell für X. perrucata ("Runzelige Felsschüsselflechte") aus der X.pulla-Gruppe, da R-.
Direkt neben einem Bänkchen an lichter Stelle: Kleinere graue Xanthoparmelien sind ganz klar X. mougeottii, die kleine Flecksorale bildet:
Bild 4 Xanthoparmelia mougeottii ("Mehlige Felsschüsselflechte"), Pionier auf harttem Silikat mit dem typischen Farbverlauf und den typischen, hellen Flecksoralen.
Die Flechten fallen mit 1-2 cm Durchmesser klein aus.
Bild 4a Eigenschaften von X. mougeottii: Sorale/Mark K+ gelb, C-, P+ gelblich
Schöne Exemplare von meist sterilen, isidiösen Braunflechten auf Silikat sind hier ebenfalls häufig zu finden:
Bild 5 Xanthoparmelia verruculifera ("Warzen-Felsschüsselflechte") mit knäueligen Isidiengruppen auf runzeligem Thallus.
Hier Exemplare mit den selten gebildeten Fruchtkörpern.
Meist begnügt sich die Art mit vegetativer Ausbreitung über die Isidien.
Bild 5a X. verruculifera mit isidiösen Apothecienrändern und knäueligen Isidiengruppen auf stark runzeligem Thallus
Auch Melanelixia fuliginosa ist auf den Felsen präsent:
Bild 6 Die braune Melanelixia fuliginosa ("Samtige Braunflechte") wirkt im Inneren durch den Isidienbesatz schwärzlich samtig.
Links oben mit gleichem Durchmesser eine dunkelbraune Montanelia disjuncta mit kleinen weißlichen Soralen.
Bild 6a einige Eigenschaften von M. fuliginosa.
Insbesondere die dichtstehenden, schwarzen Isidien in der Thallusmitte sind typisch.
Montanelia disjuncta ist neu für mich:
Bild 7 Montanelia disjuncta ("Zerstreute Braunschüsselflechte")
Bild 7a Die dunklen Soredien der kopfigen Sorale tragen sich bei Berührung leicht ab, wodurch das weiße Mark von M. disjuncta sichtbar wird.
An den Birken zwischen den Felsblöcken wachen ebenfalls braune Blattflechten, die in der Sonne hell bronzefarben glänzen.
Bild 8 Braunflechten auf Birkenrinde mit dunklen, isidiösen Soralen. Da muss man genau hinsehen. Melanelixia subaurifera ("Gold-Braunschüsselflechte")!
Bild 8a Am Thallusrand von Melanelixia subaurifera sind helle Sorale erkennbar, die weiter innen von den dunklen isidienartigen Soredien überdeckt werden.
Weil sie immer schön anzusehen sind, noch zwei Cladonien. Die ersten hier im Moos auf liegendem Totholz:
Bild 9a Rotfrüchtige Cladonien mit unförmigen, sehr flachen Bechern, deren Inneres glatt berindet ist.
Bild 9b Die Grundschuppen sind rundlich und unterseits sorediös und stellenweise gelb-orange.
Aufgrund der flachen Becher mit glattem Innerem tendiere ich deutlich zu Cladonia digitata ("Finger-Scharlachflechte").
Auf besonnten Baunstubben wimmelt es von roten Säulenflechten.
Beim genauen Betrachten fallen auch verzweigte Säulen auf, alle mit graugrüner, feinmehlig sorediöser Oberfläche.
Bild 10 Cladonia macilenta ("Schlanke Scharlachflechte") auf Totholz an sonniger Stelle
Zum Schluss noch ein typischer Felsen, also beileibe kein Unikat:
Bild 11 Überflechtete Silikatfelsen
Und noch ein Plakat, dass ich bisher nur hier gesehen habe.
Da ich es klasse finde und es vielleicht nicht jeder kennt, zeige ich es hier zum Abschluss:
Bild 12 Unbeliebte Waldbewohner, in Ausbreitung begriffen
Das war's für heute. Über Korrekturen würde ich mich am meisten freuen - ich will ja was lernen.
LG, Martin