Heterobasidion - Wurzelschwamm?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 257 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Werner Edelmann.

  • Liebe Pilzmenschen


    Ich sehe diesen Pilz gefühlt immer mal wieder an morschen Baumstrünken in der Schweiz. Er hat die Konsistenz von Gummi und riecht sehr angenehm pilzig. Angeblich soll er an Kiefernstummeln wachsen (sagte unsere Pilzkontrolleurin im Verein heute auf Exkursion). Ich bin mir dessen nicht ganz sicher, da das Holz jeweils schon sehr morsch ist. Sie vermutet eine Art Wurzelschwamm (Heterobasidion sp.). Ich werde nicht schlau mit meiner Literatur. Interessanterweise finde ich mit Google Lens kaum wirkliche Bildübereinstimmungen im Netz. Nur ein Bild aus Nordamerika passt gut: Heterobasidion irregulare; den gibts als Neomycet in Europa, z.B. gibts bei iNaturalist eine Meldung aus dem Burgund und eine aus München. Auch bei unseren einheimischen Wurzelschwämmen wird teilweise angemerkt, dass sie gezont auftreten können, aber ich finde keine entsprechenden Fotos. Wie gesagt, mir ist der sehr schöne und farbenfrohe Pilz schon mehrfach aufgefallen. Er hat dunkelrote (Aubergine), weisse und grünliche (Algen?) Zonen auf dem Hut, wird 10-15 cm gross (Durchmesser), die Poren sind weiss und fein und bräunen leicht auf Druck. Ich bin nicht sicher, ob der Rosastich auf Bild 3 der Realität entsprach. Das Fleisch ist im Querschnitt weiss (Exemplar von Bild 6+7), ein kleines bisschen Richtung Hellbraun. Die Fotos 1-4 habe ich vor drei Wochen aufgenommen; 5-7 heute andernorts.

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    Kennt jemand diese Art?


    Danke für jeden Tipp!


    Liebe Grüsse, Andreas

  • GriasDi Andreas,

    ja, das ist ein Wurzelschwamm, Heterobasidion annosum Aggregat.

    Seit ein paar Jahren unterscheidet man nach genetischen Untersuchungen drei europäische Arten, die mE ohne Sequenzierung nicht sicher trennbar sind.

    Die Arten werden zwar mehr oder weniger strikt verschiedenen Substraten zugeordnet, aber auch das ist wohl nicht sicher.

    H. annosum s.str. an Kiefer

    H. parviporum an Fichte

    H. abietinum an Tanne

    Ich hab z.B. einen Fund, der sicher an Birke dran war.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hallo Werner

    Herzlichen Dank für deine schnelle Antwort! Ich glaube dir gerne, kann es jedoch immer noch überhaupt nicht nachvollziehen: Warum finde ich keine Bilder im Internet von einem Heterobasidion, der so aussieht, wie diejenigen, die ich hier eingestellt habe? Ausnahme ist dieser Link hier.

    Heterobasidion Root Disease (HRD) Found In Fond Du Lac And Racine Counties |


    Die in Büchern und auf Homepages abgebildeten Wurzelschwämme sind immer Braun mit weissem Rand und wirken auf mich etwas massiger als meine Fruchtkörper. Die Erscheinungsform, die ich da fotografiert habe, scheint mir überhaupt nicht einmalig oder selten zu sein. Auf mich wirkt das etwas suspekt. Kannst du (oder jemand anderes) das erklären?

    Merci und schönen Abend!

    Andreas


  • Ich hab z.B. einen Fund, der sicher an Birke dran war.

    Hi,


    ich finde welche öfters an Laubholz, vor allem Birke und Buche.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • GriasDi Andreas,

    ich hatte schon viele derart pileate Funde.

    Kommt halt immer aufs Substrat an.

    Oft findet man aber auch fast rein resupinate Formen an der Unterseite freier Wurzeln z.B.

    Die sind dann makroskopisch gar ned so leicht zuzuordnen. Die braunen Ränder um die Porenschicht oder um etwaige Störungen in der Porenschicht sind dann ein gutes Merkmal, das bei anderen zähen weißporigen Porlingen so nicht vorhanden ist.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hallo Andreas!


    Beim Betrachten deiner Bilder war für mich relativ schnell klar: Wurzelschwamm.

    Aber dass Bilder von solch fein zonierten Exemplaren gar nicht so viel im Netz zu finden sind, ist schon eine interessante Feststellung.

    Hier habe ich sowas als Beispiel gefunden:

    Gastein im Bild - Archiv/Pilze - Heterobasidion annosum


    Vielleicht hängen die feinen Wachstumszonen mit der Höhenlage zusammen? Weit oben wachsen Porlinge langsamer (wie auch Bäume).

    Natürlich kann man auch offen sein, was "neue" Arten betrifft. Wenn man vor 10(?) Jahren feststellte, dass Heterobasidion ein Aggregat ist, und 3 Arten beschreibt, dann ist das Ende der Fahnenstange oft nicht erreicht.

    Da hilft wahrscheinlich nur Dranbleiben und genaues Studieren.

    Die Pilzkunde ist anders als die Kunde von Tieren oder Pflanzen viel öfter für Überraschungen gut.


    Viele Grüße

    Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    145-15 (Teilnahme APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (Teilnahme APR 2024) = 133+5 Honorar APR = 138+8 (APR-Treppchenwette 2.Pl.) = 146+4 (APR-Früh-Joker-Bonus 1.Pl.) = 150+15 (Phalprämierung 2. + 5. Pl) = 165


    Link: Gnolmengalerie

    Link: Auflösung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Aber dass Bilder von solch fein zonierten Exemplaren gar nicht so viel im Netz zu finden sind, ist schon eine interessante Feststellung.

    Hier habe ich sowas als Beispiel gefunden:

    Gastein im Bild - Archiv/Pilze - Heterobasidion annosum


    Vielleicht hängen die feinen Wachstumszonen mit der Höhenlage zusammen? Weit oben wachsen Porlinge langsamer (wie auch Bäume).

    Danke Ingo für deine Überlegungen und Recherchen im Netz. Irgendwie stehe ich da etwas auf dem Schlauch; ich empfinde deine Fotos als recht typisch für den überall beschriebenen Heterobasidion annosum. Natürlich er ist feiner zoniert als auf so manchem anderen Foto, aber ich sehe auf meinen Fotos kein Kakaobraun, sondern Dunkelrot und Grün. Sehe das nur ich? Bisher dachte ich nicht, dass ich farbenblind bin, nun bin ich mir nicht mehr ganz sicher ...immerhin sehen wir alle einen Wurzelschwamm;-)


    Zur Höhenlage: meine Fotos stammen aus Höhen zwischen 520 und 650 m über Meer, für Schweizer Verhältnisse aus dem Flachland - rund um Bern.


    Bleiben wir dran! Weiss jemand etwas um den Neomyceten Heterobasidion irregulare? Aufgrund der bestätigten Fundmeldungen auf iNaturalist aus F, D, I wäre dessen Auftreten ja sehr wahrscheinlich in der Schweiz. Auf der CH-Verbreitungskarte gibt es jedoch noch keinen Eintrag.


    Danke fürs Mitdenken!


    LG Andreas