Einige Peltigeren

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  • Hallo,


    gestern war ich im Schwarzwald unterwegs und bin dort an einer schattigen, bemoosten Silikatmauer am Wegrand auf zahlreiche Peltigeren gestoßen - so viele, dass ich nach wenigen Metern mental überlastet und nicht mehr aufnahmefähig war. Man schaut gar nicht mehr richtig hin und bereut natürlich gleich wieder. In einer kleinen, unbenutzen Parkbucht dann sogar drei Arten direkt nebeneinander. Etwas weiter oben am gleichen Weg war eine schwach bemooste Gartenmauer ähnlich dicht bewachsen, bis über die Kante auf die stark besonnte Horizontalfläche, neben der Kalksplitt ausgebracht war (vorletztes Bild). Aber auch P. neckeri und P. collina wachsen dort sogar am Rand des Kalksplitts...
    Anzahl und Dichte der Flechten war zu viel für mich, Stack-Overflow... :haue:


    Trotzdem: Eine für mich neue Art habe ich vor Ort gleich erkannt, weil leicht kenntlich, Peltigera collina.

    Ich vermute neben P. collina (z.B. Bild 3, 4, 9), P. hymenina (Bild 1, 2, 8), P. neckeri (Bild 5, 7) auch P. rufescens (Bild 13.

    Einige Pröbchen habe ich mitgenommen, jetzt steht Bestimmungsarbeit an.


    Eindrücke:

    Bild 1


    Bild 2


    Bild 3


    Bild 4


    Bild 5


    Bild 6 Drei Arten nebeneinander


    Bild 7 Irgendwo waren auch schwärzliche Apothecien zu sehen, leider nicht auf diesem Foto...


    Bild 8


    Bild 9


    Bild 10


    Dazwischen auch noch diese Schönheit:

    Bild 11 Ob Protopannaria pezizoides oder Psoroma hypnorum, da muss ich noch die Sporen befragen.


    Bild 12


    Bild 13


    Bild 14 Ein letzte Foto auf dem Weg zurüch zum Auto.


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    Wenn sich die Artenvielfalt bestätigt, toller Fund.


    hatte gestern ähnliches Erlebnis,

    An die 100 Lager von Peltigera auf Stein/ Moos,

    Viele Lager hatten je nach Standort unterschiedliches Aussehen..


    Verschiedene Farben,Lappenform und Größe aber die Rhizinen und die Aderung.

    sowie die Insidien am Rand und an Rissen/ alter Beschädigungen an mehreren Exemplaren

    brachten Klarheit.

    War aber leider alles P.praetextata.

    LG

    Ernst

  • Hallo Bernd,


    ja P. membranacea ist eigentlich auch sicher (Korrektur: so sicher dann ahlt auch wieder nicht). Die trocken grau-braunen Thalli werden feucht tiefbraungrün. Sie besitzen auf der Oberseite randlich Filz und wegen des dünnen Thallus zeichnen sich die Adern auch der Oberseite durch Längswülste deutlich ab. Der Lappenrand ist am Rand nach unten eingebogen, wie man es von P. praetextata, P. canina und P. membranacea kennt. Die Unterseite ist weißlich mit hellen Adern, die zum Zentrum hin ocker, dann graubraun werden. (Feucht etwas rosa am Rand in Apotheciennähe). Die Rhizinen dick, einfach, unverzweigt mit samtig abstehenden Härchen.


    Bild A1 P. membranacea angefeuchtet


    Bild A2 Unterseite


    Bild A3 (Junge) Rhizinen mit samtigem Härchenbesatz



    Ich frage mich eher, ob sich womöglich noch mehr Arten unter den Beobachtungen verbergen.

    Wir werden sehen...


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    Habe mal meine oben genannte Peltigera rausgekramt,

    sieht Deiner membranacea schon verdammt sehr ähnlich oder ?

    (auch die relativ kurzen Rhizinen.), hier trocken, feucht dunkelbraun.

    Unterschied- meine Peltigera weist Insidien auf, welche allerdings nicht auf allen Proben zu finden

    sind.

    LG

    Ernst

  • Hallo Erwin,


    in der Tat! Womöglich war ich zu vorschnell...

    Jetzt hatte ich hier große Bestände aus vielen Lagern und ich habe nirgends Isidien gesehen, wie es sonst bei P. praetextata normal wäre.

    Die Rhizinen an den jungen Lappen sind durchweg weiß, einheitlich einfach und nirgends pinselartig auffasernd.

    Deshalb kam ich zu P. membranacae.


    Allerdings bin ganz deiner Meinung, dass die Unterscheidung sehr schwierig ist. Zumal ich schon Lager gesehen habe, da hätte ich aus der Ferne wegen der Längswülste auf P. membranacea getippt, um beim Näherkommen zu sehen, dass die Flechte über und über voller Isidien war.

    P. membranacea schon Isidien haben, das wird im Schlüssel nicht ausgeschlossen.

    Bei Wirth heißt es ja nicht ohne Grund, dass P. membranacea, P. canina und P. praetextata nur mit viel Erfahrung sicher getrennt werden können.


    Von dem, was du an Bildern zeigst, meine ich auch, dass es die gleiche Flechtenart sein sollte, wie mein Fund.


    Was meinst du mit kurze Rhizinen? Die Rhizinen sind, wie auf dem Foto zu sehen über 5mm lang.

    Das wäre zumindest kein Widerspruch zur Angabe "5-8 mm" (Wirth) für P. membranacea, passt allerdings auch für die anderen zwei Peltigeren ("meist bis 6 mm").


    Tja, wie so oft ist die Sachlage nicht eindeutig.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    Solange Du bei Deiner Peltigera keine Insidien in größerer Anzahl findest,würde ich erstmal bei

    P. membranea bleiben.Es bleibt halt eine offene Frage.

    Wie schon gesagt, es gibt Nichts das es nicht gibt, man muß es nur finden!

    Sogar P. scabrosa! oder ? doch nicht?

    LG aus Thüringen

    Ernst


  • Hallo Martin

    Peltigera collina ist nicht nur in Mitteleuropa sehr selten geworden, sondern hat auch einen ziemlich grauen Thallus. Deine Bilder zeigen eine habituell sehr ähnlich Art, die jedoch ziemlich braun daherkommt. Meine Ferndiagnose zu später Stunde ginge hier zu Nephroma parile - gilt für alle drei Bilder (3, 4 & 9).

    Grüße

    Patrick

  • Hallo Patrick!


    Vielen Dank für den Einwand. Jetzt, was du es erwähnst, scheint die Sache klarer. Die Sorale gingen die meinen Geschmack ohnehin sehr weit in die Fläche des Thallus, was nicht gut passte. Mit einer Nephroma hatte ich aber gar nicht gerechnet. Die Beschreibung zur Art passt erstmal sehr gut. Ich schaue mir die Proben später nach der Arbeit genau an.


    Nephroma, nicht minder spannend. Eigentlich noch interessanter.


    LG, Martin