Hallo,
ich hatte den Fund zwar schon woanders kurz angedeutet, aber weil die Flechte so hübsch ist, zeige ich den Fund etwas genauer:
In der Nähe von Freudenstadt (Schwarzwald, ca. 555 m H.ü.N.N.) in einem kleinem Weiler mit ca. 5 Häusern entlang eines Bergbaches schützt eine Silikatmauer die kleine, wenig befahrene Anliegerstraße vor Hangrutschungen.
Bild 1 Schattiges Mäuerchen
Solche "ungepflegte", schattige, etwas feuchte Mauern können wahre Schätze bergen.
Neben diversen Peltigeren, Nephroma, Leptogium, Cladonien, sehe ich an mehreren Stellen diese hübsche Cyanokruste:
Bild 2 Protopannaria pezizoides mit schwarztem Hypothallus, etwa 5 cm groß. Vor hier nehme ich eine kleine Probe.
Bild 3 Ein weiterer Thallus
Bild 4 Der Flechtenthallus kann reichlich dick werden
Bild 5 Runde bis unförmige Apothecien mit gekerbtem Thallusrand sind kennzeichnend
Der Thallus ist braun, krustig, mit breit aufsitzenden Apothecien mit brauner Scheibe und körnigem, gekerbtem Rand.
Bild 6 Gekerbte Schüppchen auf Thallusoberfläche
Bild 7 Anschnitt durch Thallus und Apothecium. Die Photobiontenschicht ist blaugrün.
Bild 8 Der Thallus bleibt nass braun. Die Apothecien können zusammenwachsen und so 2-3 mm Größe erreichen
Die Apothecien sind zäh und lassen sich nur in 3% KOH quetschen.
Bild 9 Photobiont sind Cyanobakterien: Nostoc in Klumpen und kurzen Ketten
Bild 10 Epihymenium braun, Ascus 8-sporig, Sporen elliptisch mit etwas angespitzten Enden, dickwandig mit warzig-blasigem Ornament in der Sporenhülle.
Hymenium in IKI tiefblau reagierend (nicht gezeigt)
Bild 11 Freie Spore mit Ornament
Bild 12 Achtsporiger Ascus in BWB angefärbt, Paraphysen septiert, kaum verzweigend
Die Protopannaria kommt arktisch, in DACH (sub)alpin, seltener montan, auf saurem Substrat vor.
Als Substrat dienen nackte Erde, Silikat, Erd- und Silikatmoose; feuchte, absonnige Stellen sind von ihr bevorzugt.
Solche Funde lasse ich mir gefallen!
LG, Martin