Hallo,
nachdem ich vor einer starken Woche beim Flechtengucken schier auf einige Pilze getreten wäre, konnte ich nicht umhin diese mir mal genauer anzuschauen.
So große, weiche Ascos schaue ich mir sonst selten an.
Bild 1 Fundstelle direkt neben der schattigen Stadtmauer im Moos (Nordseite)
Im kalkhaltigen Keuper, im Tauberland, direkt neben der Stadtmauer aus der moosigen, kurzgemähten Trockenwiese davor
einige Becher mit im frischen Zustand etwa 3-5 cm Durchmesser.
Bild 2 Tiefe Becher mit braunem, faltigem Hymenium
Bild 3 Der FK besitzt einen hohen, zuoberst eingebogenem Rand
Der Becher hat einen sehr kurzen Stiel in der Erde, der mir beim Entnehmen abgebrochen ist.
Bild 4 Unterseite, kleiig weißlich; faltig
Da ich den restlichen Tag noch etliche Stunden unterweg war, um Flechten zu gucken, hatten die Pilzchen etwas gelitten - sprich, haben an Feuchtigkeit verloren und sind dadurch deutlich geschrumpft.
Das hat ihrer Entwicklung sicher nicht gutgetan.
Die Fruchtkörper sind mürbe und sehr brüchig.
Wie sich herausstellte, waren sie noch unreif.
Es waren keine Sporen in den Asci zu finden.
Bild 5 Querschnitt durch FK
Das braune Hymenium ist inamyloid, insbesondere auch die Ascusspitzen.
Die zylindrischen, operculaten Asci sind beim Entnehmen unreif und besitzen Haken.
Die Abmessungen der Asci liegen etwa bei 300 x 20 µm.
Die Paraphysen messen (DM 2-2,5µm) sind vielfach septiert, gelegentlich verzweigend.
Ihre Endzellen sind im Durchmesser kaum geweitet (max 3µm).
Bild 6 Paraphysen in Wasser
Nach neun Tagen Nachreifen (zwei im Kühlschrank, sieben anschließend bei Raumtemperatur), lassen sich 8-sporige Asci finden.
Sie sind reif genug, um unter dem Mikroskop bei Lugolzugabe ihre Sporen ausschleudern.
Bild 7 Nachgreifter Ascus mit 8 Sporen
Die Sporen sind elliptisch, circa 20 x 11 µm groß, mit auffälligen, breiten Anhängseln an den Polen.
Bild 8 Sporen mit breiten Anhängeseln an den Polen
Bild 9 Hymenium inamyloid; die Asci schleudern durch die osmotische Druckänderung bei Lugol-Zugabe ihre notgereiften Sporen ab
Ich schlüssle mich mit Bresinky zur Gattung Disciotis. Die Fruchtkörper riechen tatsächlich ganz leicht chlorartig.
Disciotis venosa könnte dann die vorliegende Art sein, auch wenn die Sporen vielleicht ein bisschen klein geraten sind.
Ich finde die Eigenschaften passen recht gut zur Beschreibung der Art.
Die etwas klein geratenen Sporen könnten an der Notreifung liegen.
Was meint ihr dazu?
Österliche Grüße, Martin