Disciotis venosa

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 172 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Hallo,


    nachdem ich vor einer starken Woche beim Flechtengucken schier auf einige Pilze getreten wäre, konnte ich nicht umhin diese mir mal genauer anzuschauen.

    So große, weiche Ascos schaue ich mir sonst selten an.

    Bild 1 Fundstelle direkt neben der schattigen Stadtmauer im Moos (Nordseite)


    Im kalkhaltigen Keuper, im Tauberland, direkt neben der Stadtmauer aus der moosigen, kurzgemähten Trockenwiese davor

    einige Becher mit im frischen Zustand etwa 3-5 cm Durchmesser.

    Bild 2 Tiefe Becher mit braunem, faltigem Hymenium


    Bild 3 Der FK besitzt einen hohen, zuoberst eingebogenem Rand


    Der Becher hat einen sehr kurzen Stiel in der Erde, der mir beim Entnehmen abgebrochen ist.

    Bild 4 Unterseite, kleiig weißlich; faltig


    Da ich den restlichen Tag noch etliche Stunden unterweg war, um Flechten zu gucken, hatten die Pilzchen etwas gelitten - sprich, haben an Feuchtigkeit verloren und sind dadurch deutlich geschrumpft.

    Das hat ihrer Entwicklung sicher nicht gutgetan.


    Die Fruchtkörper sind mürbe und sehr brüchig.

    Wie sich herausstellte, waren sie noch unreif.

    Es waren keine Sporen in den Asci zu finden.

    Bild 5 Querschnitt durch FK


    Das braune Hymenium ist inamyloid, insbesondere auch die Ascusspitzen.

    Die zylindrischen, operculaten Asci sind beim Entnehmen unreif und besitzen Haken.

    Die Abmessungen der Asci liegen etwa bei 300 x 20 µm.

    Die Paraphysen messen (DM 2-2,5µm) sind vielfach septiert, gelegentlich verzweigend.

    Ihre Endzellen sind im Durchmesser kaum geweitet (max 3µm).

    Bild 6 Paraphysen in Wasser


    Nach neun Tagen Nachreifen (zwei im Kühlschrank, sieben anschließend bei Raumtemperatur), lassen sich 8-sporige Asci finden.

    Sie sind reif genug, um unter dem Mikroskop bei Lugolzugabe ihre Sporen ausschleudern.

    Bild 7 Nachgreifter Ascus mit 8 Sporen


    Die Sporen sind elliptisch, circa 20 x 11 µm groß, mit auffälligen, breiten Anhängseln an den Polen.

    Bild 8 Sporen mit breiten Anhängeseln an den Polen


    Bild 9 Hymenium inamyloid; die Asci schleudern durch die osmotische Druckänderung bei Lugol-Zugabe ihre notgereiften Sporen ab


    Ich schlüssle mich mit Bresinky zur Gattung Disciotis. Die Fruchtkörper riechen tatsächlich ganz leicht chlorartig.

    Disciotis venosa könnte dann die vorliegende Art sein, auch wenn die Sporen vielleicht ein bisschen klein geraten sind.

    Ich finde die Eigenschaften passen recht gut zur Beschreibung der Art.

    Die etwas klein geratenen Sporen könnten an der Notreifung liegen.

    Was meint ihr dazu?


    Österliche Grüße, Martin

  • Servus Martin,

    Die Makroskopie spricht schon sehr für D. venosa und die mikroskopischen Merkmale passen eigentlich auch, vorallem die kleinen Bläschen an den Sporenenden sprechen dafür. Und wenn der dann auch noch nach Chlor duftet - passt das.

    Sicher sind die Sporen nicht ausgereift.

    Waren da gar keine Bäume in der Nähe?


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    ja es gab einige wenige, ich vermute, Obstbäumchen vor den Mauer, man erkennt sie auf dem ersten Bild mit weiß gekalktem Stämmchen.

    Was allerdings hinter der Mauer wächst und eventuell sogar näher am Pilzfund - keine Ahnung.


    LG, Martin

  • Hi Felli,


    jetzt hatte ich vorhin glatt vergessen, mich zu bedanken.

    Das will ich natürlich nachholen:


    Vielen Dank also für deine Meinung zu meinen Fund.


    Martin