Prächtige Zipfel- sowie Riesen-Lorchel-Entwicklung mit traurigem Ende

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 227 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kauz.

  • Eigentlich wollte ich zu diesem Thema nichts schreiben, aber nach einem Telefon-Marathon mit dem Landratsamt des Landkreises Leipzig - untere Naturschutzbehörde, der Stadtverwaltung Borna und dem Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Leipzig und der Ökologischen Station Borna e.V., habe ich meine Meinung geändert und berichte über aktuelle Erlebnisse:

    Am 5.4.25 brachen wir zeitig morgens Richtung Wettin auf, um in den Folgetagen das Porphyrgebiet westlich Halle, das Salzatal, sonstige Seitentäler der Saale, Burgen, Schlösser sowie Hinterlassenschaften des Kali-, Kupferschiefer- und Steinkohlebergbaus zu erkunden. Auf der Strecke bot sich ein Halt in Borna-Lerchenberggebiet an. Die Hoffnungen, etwas Fotogenes zu finden waren aufgrund der in 2022 bis 24 gemachten Erfahrungen gedämpft. Neben unserem bevorzugten Kfz-Abstellpunkt empfingen uns zunächst große Dünnholzstapel.

    Zirka 1 Stunde beging ich mit meiner Ehefrau Bereiche, in denen wir ab 2015 stets (außer 22-24) u.a. zahlreiche Lorchel-, Morchel- und Becherlings-Arten gefunden hatten. Schon im Rückzug begriffen stießen wir im Waldesinnern auf eine bisher unangetastet gebliebene Fläche, in welcher forstmaschinell schon 2 Rückegassen angelegt waren. Unweit davon wurde ein Waldbereich günstig von der Sonne beleuchtet, so dass mehrere braune Pilzhüte aus der Ferne erkennbar wurden.

    Der Fund ist in mehreren Fotos dokumentiert. Fünf Tage später wurde die Fläche nochmals aufgesucht, aber die 9-köpfige G.f.-Gruppe von Foto 6 war verschwunden. Allerdings brachte die Suche an anderen Stellen Zusatzfunde. Die Bilanz war: 30 Gyr. fastigiate, 10 G. gigas, 20 V. bohemica, 5 Sarcosc. austriaca.

    Am 21.4.25 war ein Wald in Thüringen unser Suchgebiet, aber dort herrschte üble Trockenheit. Ausbeute war lediglich 1 Verpa conica. Es blieb noch Zeit für einen erneuten Lerchenberg-Besuch. Die forstliche Maßnahme hatte inzwischen mehr als die doppelte Fläche erfasst. Nahezu alle G. fastigiate-FK waren vernichtet, wobei zumindest ein Teil auch auf Absammlung durch Besucher zurückzuführen sein könnte.

    Meine Nachforschungen ergaben, dass der Staatsbetrieb Sachsenforst diesen Kommunalwald bewirtschaftet und die Durchforstung einem Privatbetrieb übertragen hat. Im heutigen Telefonat bat ich den zuständigen Revierleiter sicher zu stellen, dass Vorkommens-Spots der Raritäten künftig verschont bleiben.


  • Es blutet einem das Herz, wenn geliebte Waldstücke von den Harvestern regelrecht zermalmt werden. Dicke tiefe Furchen, beschädigte Bäume, ein Wirrwar an abgetrennten Ästen und Baumkronen und natürlich die entnommenen Bäume selbst. Ich könnt jedes Mal heulen ... tja Turbokapitalismus & Globalisierung halt. Hoffen wir das Dein Gesuch Anklang findet.

    Etwaige Bestimmungen meinerseits sind mit keiner "Verzehrfreigabe" verbunden. Bitte sucht hierfür einen Sachverständigen auf, der sich die Pilze vor Ort genau ansehen und sie hinsichtlich Verzehr viel besser bestimmen bzw. ihren Zustand bewerten kann.


    100-10(APR2024)+3(APR2024)=93

  • Hallo,

    Es blutet einem das Herz, wenn geliebte Waldstücke von den Harvestern regelrecht zermalmt werden.

    vor denen zumindest ist das Waldstück verschont geblieben und von einer kompletten Abholzung konnte bei meinem Besuch am 12.04. auch nicht die Rede sein. Ein Stadtwald wird halt forstwirtschaftlich genutzt. Das können wir nicht ändern. Unter Schutz gestellt wird der sowieso nicht. Die menschlichen Hinterlassenschaften stören mich dort viel mehr.

    Nahezu alle G. fastigiate-FK waren vernichtet, wobei zumindest ein Teil auch auf Absammlung durch Besucher zurückzuführen sein könnte.

    Das Letztere wird dafür verantwortlich sein. Mir tut es auch weh wenn alle Fruchtkörper einer Ansammlung zur Untersuchung entnommen werden (das habe ich selbst gesehen).


    Kauz


    Die vermeindlichen G. gigas dürften keine sondern G. ticiniana sein.


    VG Jörg


    P.S.: Die Fotos sind ganz große Klasse.

  • Hallo zusammen,


    hier ist es etwas schwieriger, da es Tagebau-Rekultivierungsflächen sind, die nach gewissen Plänen behandelt werden. Nutzholz dürfte dort wenig Bedeutung haben. Kennt jemand die Endbepflanzung?


    Beste Grüße

    Stefan

  • Hi,

    zumindest in Englischsprachigen Foren steigt auch immer mehr der Trend, beinahe alle großen Lorcheln zu verzehren, da diese wohl tatsächlich kein Gyromitrin enthalten, welches wohl nur in der engsten Verwandtschaft von Gyromitra esculenta und G. leucoxantha zu finden ist. Besonders bei den seltenen Arten wünscht man sich da ein Bisschen die Angst vorm Verzehr von Lorcheln zurück.

    Viele Grüße

  • or denen zumindest ist das Waldstück verschont geblieben und von einer kompletten Abholzung konnte bei meinem Besuch am 12.04. auch nicht die Rede sein. Ein Stadtwald wird halt forstwirtschaftlich genutzt. Das können wir nicht ändern. Unter Schutz gestellt wird der sowieso nicht. Die menschlichen Hinterlassenschaften stören mich dort viel meh

    Was die aktuelle Maßnahme anbetrifft bin ich mir sicher, dass sich diese gar nicht rechnet. M.M. würde es für dieses Gebiet ausreichen, Selbstwerbern von Forst- und Naturschutzfachleuten angezeichnete Bäume zur Entnahme zuzuweisen. Unter Beachtung des beträchtlichen natürlichen Abgangs von Bäumen sollte man einen gut gemischten Gehölzbestand im Auge haben; Eschen in feuchten Senken fördern, Roteichen sowie Spitzahorn demgegenüber weitgehend eliminieren. Auf trockneren Standorten sollte darauf geachtet werden, dass die Linden und Birken nicht zu kurz kommen. Das sollte dort kein Problem sein, weil in 200m Luftlinie die Ökologische Station Borna e.V. ansässig ist. Zudem verfügt jedes Forstbezirksamt des Staatsbetriebes SF über einen Waldökolgie-Sachbearbeiter, welcher Forstmaßnahmen in naturschutzrelevanten Wäldern mit vorbereiten und begleiten soll.