Steinpilz

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 9.853 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mushi.

  • Hallo zusammen.
    Ich nutze diesen Thread auch gleichzeitig mal dazu mich vorzustellen.


    Ich bin männlich, 21, Koch und auch NRW :evil:


    Nun zu meinem eigentlichen Anliegen....
    Ich suche die Pilzart die am dichtesten an der Systematik (glaub das ist der falsche Ausdruck.Finde aber grad den richtigen nicht :( ) vom Steinpilz dran ist. Ein Kriterium ist allerdings essenziell... er muss kultivierbar sein, ohne das er einen Wirt dafür braucht (also kein Mykorrhiza-Pilz ist).


    MFG. Mushi ^^

  • Sieht schlecht aus - gerade wenn sie Steinpilz-Artig sein sollen, da wirste kein Glück haben.
    Wenn es sowas gäbe dann hätte jemand das schon längst industriell aufgezogen und würde sich eine goldene Nase daran verdienen, schätze ich... ;)

  • Hallo,


    nachdem ich mal geschaut habe bin ich auf diesen Pilz gestossen,Kräuterseitling, Pleurotus eryngii. Den kann man gut züchten und er ist vom Geschmack und der Konsistenz wohl ähnlich.


    Gruß Danman

  • Hmm naja ok trotzdem vielen Dank für die Info ^^


    Oh ja der Kräuterseitling ist einer meiner Lieblingspilze :)
    Ok dann nehm ich den.


    Weiß jemand wo man Sporen vom Steinpilz herbekommt?
    Ja ich weiß das er nicht kultivierbar ist. Sonst würde ich mir nen Klon auf ner Petri herstellen :P
    Ich brauch ein paar seiner Sporen.


    Hab diesen Thread mit absicht im Wissenschaftsteil eröffnet. Leider kann ich noch nicht so viele Infos über das Projekt geben :snail:


  • Hab diesen Thread mit absicht im Wissenschaftsteil eröffnet. Leider kann ich noch nicht so viele Infos über das Projekt geben :snail:


    Mmhh, ein Geheimprojekt, wie aufregend! Ob es wohl um Steinpilzzüchtung geht, wozu sollte man sonst Steinpilzsporen brauchen? Oder eine Kreuzung von Steinpilzen und Kräuterseitlingen?? ;)


    Aber im Ernst, ich denke, dass es nicht ganz richtig ist, dass man Steinpilze nicht kultivieren kann. Man tut es nur nicht aus demselben Grund, warum man in Atomkraftwerken kein Gold herstellt, was auch theoretisch möglich wäre: weil es unwirtschaftlich ist.


    Ich meine, wenn man ein Waldstück absperrt, dort Steinpilzsporen ausbringt, jahrelang hegt und pflegt, nun ja, dann würden sich wahrscheinlich irgendwann schon ein paar Fruchtkörper zeigen. Vermutlich hat das auch schon jemand ausprobiert. Aber die Pilze würden wahrscheinlich nicht zu Tausend auf einem Quadratmeter stehen, wie kultivierte Champignons das tun, weil Steinpilze einfach anders sind. Folglich rechnet sich das Ganze nicht.

  • Hallo Mushi,


    es gibt Röhrlinge, die keine Mykorrhiza ausbilden. Die Aussage, dass Filzröhrlinge teils saprob leben, möchte ich aber verneinen bzw. glaube das nicht. Man kann zwar manche Filzröhrlinge auf Agar ziehen, das geht aber mit vielen Mykorrhizapilzen. Agar als Nährmedium ist nicht die freie Natur. Selbst der Schmarotzerröhrling bildet zudem Ektomykorrhiza (möglicherweise verzichtet er nach Finden des Wirts darauf, wäre dann aber auch nicht saprob...) - Aber ich schweife ab...


    Also, Röhrlinge ohne Mykorrhiza. Da fällt mir bei uns die Gattung Buchwaldoboletus ein. Dazu gehört z.B. der Nadelholzröhrling (Buchwaldoboletus lignicola). Zwei weitere Arten, die ich leider noch nicht selbst gesehen habe sind B. sphaerocephalus und B. hemichrysus.


    Bezüglich Aureoboletus gentilis ist auch noch keine Mykorrhiza beschrieben worden, aber der Pilz steht unter dringendem Ektomykorrhizaverdacht...


    Außerhalb Europas ist die Gattung Phlebopus ein Kandidat für züchtbare Röhrlinge. Hierunter fallen solche Giganten wie Phlebopus colossus, Ph. sudanicus oder Ph. braunii. Beispiel gefällig: Schau mal hier: 5515917-md.jpg


    Wäre sicherlich interessant, sowas zu züchten. Phlebopus ist meines Wissens ein Wurzelparasit. Man könnte daher möglicherweise einen Ersatz finden...


    Für Forschung ein weites Feld.


    LG
    Christoph

    Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
    (Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

  • Vielen Dank euch allen ^^


    Ist auf jeden Fall sehr interssant... das Problem werden die Sporen sein.
    Ich könnte auch mit dikaryotem Mycel arbeiten aber das erfordert einen weiteren Arbeitsschritt als wenn ich direkt mit monokaryotem Mycel arbeite.
    Aber ok das hat noch ein wenig Zeit ^^ .



    Zitat

    Oder eine Kreuzung von Steinpilzen und Kräuterseitlingen??


    Der Kräuterseitling ist keine zwingende Komponente XD


    Zitat

    Phlebopus ist meines Wissens ein Wurzelparasit.


    Muss die Wurzel von einem Baum stammen oder kann die auch von kleineren Pflanzen stammen?
    Der Phlebopus ist ja schon recht groß 8| Gibts ja tolle Bilder von XD

  • Hallo Christoph,



    Also, Röhrlinge ohne Mykorrhiza. Da fällt mir bei uns die Gattung Buchwaldoboletus ein. Dazu gehört z.B. der Nadelholzröhrling (Buchwaldoboletus lignicola). Zwei weitere Arten, die ich leider noch nicht selbst gesehen habe sind B. sphaerocephalus und B. hemichrysus.


    - Wir konnten im Ulmer Raum jahrelang (ohne Aussetzer mehrere Fruchtkörper "B. lignicola" (NadelholzRöhrling) im Wurzelbereich einer älteren Fichte beobachten. Natürlich immer vergesellschaftet mit dem "Kiefern-Braunporling" (Phaeolus spadiceus = P. schweinizii).


    Die riesengroße Überraschung:


    - B. lignicola stellte die Fruktifikation "dauerhaft" ein, nachdem der Baum gefällt wurde. Und P. spadiceus bildete als Saproparasit (Schwächeparasit) natürlich weiterhin Fruchtkörper aus.


    Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum "B. lignicola" nach Fällen des Baums die Fruktifikation eingestellt hat.


    (1) Purer unkorrelierter Zufall?
    ---> Halte ich für unwahrscheinlich.


    (2) "B. lignicola" ist ein "obligater Parasit", der den Wurzelbereich des Wirtes befällt und mit dem Tod des Wirtes auch abstirbt.
    ---> Kann ich mir nicht vorstellen, da dann die Vergesellschaftung mit "P. spadiceus" kaum erklärt werden kann.


    (3) "B. lignicola" ist bildet keine Mykorrhiza und ist ein "obligater Parasit" von "P. spadiceus"
    ---> Schließe ich aus, da dann der Tod des Baumes keine Rolle spielen sollte. Denn schließlich ist "P. spadiceus" ein "Schwächeparasit", der nach dem Tod des Baums, "saprobiontisch" weiterlebt und das tode Holz abbaut.


    (4) Auch wenn noch keine Mykorrhiza nachgewiesen wurde, scheint mir die einzig sinnvolle Erklärung folgende zu sein:


    "B. lignicola" ist ein "Mykorrhizapilz", der ähnlich wie der "Schmarotzer-Röhrling" (Xerocomus parasiticus) vom Baumpartner unzureichend mit "Einfachzucker" versorgt wird und sich die zur Fruchtkörperbildung notwendige Energie anderweitig besorgen muss.


    - Auffällig ist die Vergesellschaftung von "B. lignicola" mit "P. spadiceus"
    und nach meinen Beobachtungen wachsen beide Arten häufig sogar unmittelbar nebeneinander/übereinander, teilweise auf vergrabener Wurzel:



    Über die Rolle von "P. spadiceus" kann ich nur spekulieren und werfe einmal mehrere denkbare "Hypothesesen" in den Ring:


    (a) Das Myzel (und/oder der Fruchtkörper) von "P. spadiceus" wird von "B. lignicola" parasitisch angezutzelt/ausgelutscht.
    ---> Derartige "Dreierbeziehungen" (Baumpartner und 2 vergesellschaftete Mykorrhiza-Pilzarten) sind hinlänglich bekannt.


    (b) "B. lignicola" ist ein "Saprobiont" und kann nur durch "P. spadicea" vorverdautes Holz abbauen.
    ---> Hört sich gut an und wurde von mir lange Zeit favorisiert. Doch das hat einen "Schönheitsfehler". Warum muss es ausgerechnet "P. spadiceus" sein und nicht irgendeine andere Pilzart, die für den von B. lignicola benötigten Zersetzungsgrad sorgt.



    Grüße
    Gerd

  • Zitat

    (a) Das Myzel (und/oder der Fruchtkörper) von "P. spadiceus" wird von "B. lignicola" parasitisch angezutzelt/ausgelutscht.
    ---> Derartige "Dreierbeziehungen" (Baumpartner und 2 vergesellschaftete Mykorrhiza-Pilzarten) sind hinlänglich bekannt



    Und wenn sich B. lignicola nur bis zu einem bestimmten Punkt von dem Mycel von P. spadiceus "ernähren" kann?
    Ungefähr wie die Nahrungskette (??Eine natürliche Regulierung um zu verhindern das die Art zu dominant wird??) ... Sobald der kranke Baum gestorben ist nimmt P. spadiceus eine geringere Menge an Nährstoffen auf und dadurch bekommt B. lignicola zuwenig um weiter zu bestehen :/


    Wenn der Zyklus durchlaufen ist befällt P. spadiceus wieder einen gesunden Baum und hat wieder genug Ressourcen damit B. lignicola sich davon ernähren kann.


    Hmmmm Treten die beiden auch zusammen an schon toten Bäumen auf?
    Wenn ja kann ich meine Theorie in die Tonne kloppen :D